Heute werden sich viele Türe öffnen und vielleicht ein paar Fenster
Diesen Spruch habe ich auf einer Saftpackung gelesen und seine Weisheit und die gute Nahrung werden auf den 55 Kilometer von Rapperswil nach Wattwil noch eine Rolle spielen, doch zuerst treffen am Zürcher Hauptbahnhof und dann in der S-Bahn die Cliches über die Zürcher, die hier nicht einzel erwähnt werden, zu und mir geht der Satz durch den Kopf:
Die Natur ist besser als der Mensch
Die Herzroute ist die moderne Art des Pilgerns. Der Fahrer ist auf sich zurückgeworfen. Körper und Seele, Augen und Verstand arbeiten an der frischen Luft und ergeben ein Zusammenspiel von Innen- und Aussenschau auf das Leben.
Bis es aber soweit ist, suche ich nochmals den Lido. die Schwimm- und Sportanlage in Rapperswil auf für die Uebergabe des Velos und erlebe eine Ueberraschung. Die Frau an der Kasse erkennt mich wieder, obwohl seit meinem letzten Besuch drei Wochen vergangen sind und sie jeden Tag tausende Kinder nach dem Eintrittsgeld fragt. Dann will sie mir auch noch einen Plan für den Weg durch die Kleinstadt Rapperswil ausdrucken, was ich als scheinbar gewandter Radfahrer ablehne und eine halbe Stunde später bereue, denn die verwinkelten Gassen der historischen Stadt sind schlecht ausgeschildert und der Ort viel grösser als gedacht. Nachdem ich die Villenviertel verlasse, fängt das Zürcher Oberland an und ich bin überrascht wie viel Landwirtschaft und Grün es hier gibt.
Am Egelsee begegnet mir ein Berner Ehepaar und wir tauschen uns aus. Das macht man auf der Herzroute wenig. Besonders die Ostroute ist eine der Singles wie ich festgestellt habe.
Von Dürnten bis Gibswil ist der Zürichsee immer wieder erkennbar, die Landschaft zwar nicht aussergewöhnlich, aber mich interessiert auch viel mehr die Schilder an den Bauernhöfen. Die tragen oft das Logo der Grossverteiler des Landes, was heisst, dass die Bauern hier Lieferanten sind, den sie machen aus Schafsmilch Käse, haben Hochlandrinder, Gänse, Pferde usw. So erfahre ich direkt am Weg, wo meine Nahrung herkommt.
Die Bise bringt Wolken und Kälte und zum ersten Mal auf der Ostschweizroute fröstle ich.
Ortsnamen sind wie Familiennamen manchmal komisch und nicht immer ergeben sie einen Sinn. Aber Wald ZH macht seinem Namen alle Ehre. Das letzte Stück durch den Kanton Zürich ist so romantisch wie in einem Märchen.
1050 Höhnenkilometer sind dank zwei Akkuwechsel zu schaffen und beim Wechsel bei der Sportbahnen Atzmännig ist viel los, denn die Kinder können auf die Rodelbahn und Erwachsene wie ich verspeisen einen Nussgipfel und einen Kaffee.
Nach drei Stunden kommt dann der Wau-effekt mit dem Eintritt ins Toggenburg.
Rüeterswil, Oberricken und wie die Orte alle heissen sind nebensächlich. Es ist dieses Grün, die satten Wiesen, die Wälder, die stille Weite, die mich berührt, dass ich fast das Ortsschild des Endpunktes der heutigen Etappe in Wattwil übersehe.
Der Spruch an einer Mauer im Ortskern fasst den heutigen Tag zusammen;
Jeden Morgen und jeden Abend siehst du Wunder