
Die Festtage stehen vor der Tür, aber nicht der Schnee. Doch Temperaturen um die zehn Grad müssen keinen Frust sein, laden sie doch ein, sich vom Konsum und dem Stress der Festzeit zu erholen. Die Heilung kommt aus dem Wald.
Ein Spaziergang zwischen Laupen und Murten
Das kürzlich erschienene Buch “ Der Biophilia Effekt“ von Clemens G. Arvay (Foto) beschreibt, was viele instinktiv über die Wirkung des Waldes wissen, aber nun hier schwarz auf weiss mit zahlreichen Studien vor sich haben, ein mehrstündiger Aufenthalt im Wald hat alles was dem menschlichen Körper und der Seele gut tut.
Laupen – Murten – ein 3, 5 Std Spaziergang mit viel Wald
Am Bahnhof Laupen BE glänzt eine Weihnachtskugel und sie wird für die nächsten drei Stunden der letzte Schmuck inmitten von Holz oder Tannästen sein, den ein Mensch gemacht hat für das Fest der Feste, das allerdings seine Bedeutung in den letzten Jahren verloren hat und immer mehr zum Volksfest sich wandelt. Ich will das Leben von Holz und Bäumen spüren.
Ich gehe entlang den Bahnschienen Richtung Bern zurück, überquere die Brücke und beige sofort rechts ab und maschiere nun entlang der Sense bis zur nächsten Metallbrücke und dann weiter auf der anderen Seite des Flusses Richtung Kriechenwil steil hinauf.
Das letzte Dorf des Kanton Berns durchschritten, zeigt der Wegweiser endlich Richtung Wald und die Sonne scheint durch die immer noch zahlreichen grünen Büsche und auf die gefallenen Blätter. Es dauert keine fünf Minuten und schon wirken die Terpene wie sie der Autor C. Arvay nennt.
Das sind chemische Substanzen, die die Bäume im Wald untereinander austauschen, wenn sie miteinander kommunizieren. Die Terpene wirken auf unser Immunsystem und führen zur Aktivierung und Vermehrung der weissen Blutkörperchen.
Ich trete auf Raureif, Maulwurfhaufen und fortlaufend nimmt mich die Natur gefangen und wie immer im Wald falle ich ins Unterbewusste.
Auf einer Waldhütte steht „Lieber Freund, lass mich in Ruh, ich liebe die Waldesluft wie Du“ und schon bald lichtet sich das Dichtich und der Nebel auf den gepflügten Feldern steig wie eine Schar Raben gegen den Himmel empor, als ich die Strasse Richtung Liebistorf laufe.
Das Dorf empfängt mich wie viele Dörfer, die immer mehr zu Schlafstätten werden und wo der Gasthof nicht mehr offen hat, ausgestorben, doch schon bald geht es wieder in den Wald.
Der Galmwald ist als einziger Wald des Landes wie alle Seen der Schweiz keiner Gemeinde zugeordnet sondern dem Staat.Er ist also ein Ort ohne Menschen aber nur mit Wald.
Mit 256 ha ist er das Eintrittstor zur Westschweiz und ich mache Uebungen aus dem Buch „Biophiliaeffekt“. Rieche am Moos, taste über die Rinde und mehr und mehr fallen Stress und dunkle Gedanken von mir ab. Auf dem Splitweg lässt es sich gut laufen und über eine Stunde decken mich die Kronen der mächtigen Bäume manchmal zu, bis eine Hütte auftaucht, die ich St. Niklaushütte taufe obwohl sie Glamhütte heisst und ein idealer Platz ist im Winter wie Sommer drinnen oder draussen zu picknicken oder eine Kerze anzuzünden oder zu meditieren.

Wir sind keine Betonmenschen und das verdichtete Wohnen hat viele Nachteile, doch der Wald lockt mich, wirft mich auf mich selbst zurück und entlockt mir Geheimnisse aus meinem Innern bis eine Lichtung eine Strasse mit rasenden Knechten in Autos des zuschnellen Lebens von heute auf-
taucht.Schnell über die Strasse.
Nach zwei Stunden wird es zum ersten Mal kälter, den im Seebezirk und mit dem Eintritt in den Murtenwald hat es dichten Nebel. Der Weg durch diesen Wald ist der letzte Teil zwischen Blätter und Vögel, bald geht es nur auf noch am Rand des Waldes entlang und Richtung Burg sehe ich Ostbäume, deren laubfreie Aeste im Nebel gespenstig aussehen.

Der Weg ist nun geteert, die Laute der Kantonsstrasse nerven als ich sie überquere und schon bald wieder vom Kanton Freiburg im Kanton Bern bin, genauer in der Enklave Münchenwiler. Der Nebel ist dicht, aber ich habe nicht kalt, doch erschrecke ich, als plötzlich ein Auto von einem Jurassier hinter einem Gebüsch steht. Der sieht gar nicht gut aus und so tönt es den auch beim kurzen Gespräch. Er sei fix und fertig, immer dieser Stress und das Umherreisen vor den Festtagen, klagt er. Ich sage ihm, egal ob er religiös sei oder nicht, er solle in der heiligen Zeit wieder mal in den Wald. Der Wald sei Arzt, Heiler, Psychotherapeut und Coach in einem, der das Immunsystem vielfältig stärke.
Ich gehe weiter Richtung Münchemwiler. Hier wurde übrigens das Raclete von Mönchen per Zufall erfunden, doch von diesem Käsegeschmack ist der in meine Nase aufsteigende Geruch weit entfernt. Die Verbrennungsanlage stinkt und bald landen hier alle Christbäume. Traurig.
Schön, dass es bald wieder in den Wald geht und beiderseits des Weges ein Bach fliesst, der bis weit durch die ersten Quartiere Murtens diesen Spaziergang begleitet. Fischreiher fliegen hoch und die ersten Menschen mit ihren Hunden tauchen auf, Vom Wald sind nur noch einzelne Bäume zu sehen.
Der Zug wartet. Ich ruhe in mir und lächle friedvoll, während mich die Bahn heimfährt.
Danke Wald.
Frohe Festtage allerseits.