Raus aus der Turnhalle, rein ins Hallenstation. 400 Mitglieder des Schweizerischen Turnverbandes STV präsentierten an der Gymotion vom 16.1. zusammen mit dem Christoph Walter Orchester einen Reigen aus Musik und Gymnastik.
Fernab der Fitnessstudio gibt es den STV mit seinen 370 000 Mitglieder. In einer Nachmittags- und Abendshow zeigten sie am 16. Januar bereits zum fünften Mal, dass sie viel mehr können, als in Trainerhosen sich einmal in der Woche in einer Turnhalle eines Schulhauses zu treffen.
Im Hallenstation bestand die Aufgabe für die Turnvereine aus allen Landesteilen nicht, sich mit anderen im Wettkampf zu messen, sondern sich in einem neuen Rahmen einer Herausforderung zu stellen, die hiess, vor 12 000 Zuschauer exakt im Takt des Orchester am Barren, Schwebebalken oder Boden ihre Körperkunst vorzuführen.
Das 35 Mann Orchester unter der Leitung von Christoph Walter mit drei Gastsänger/innen von denen der Italiener Sabino Gaita
als Teil von „The Italian Tenors“ der bekannteste war, spielte von Anfang an einen druckvollen Sound und die Sänger mischten sich zu den Darbietungen der Turner in der Halle. Und die legten sich mächtig ins Zeug, wenn es galt eine Chorografie zu den Turnübungen ein zu studieren.
Der TSV Rohrdorf am Reck riss das Publikum mit seinen Körperverrenkungen und sexy Kostümen mit. Nicht weniger Können und mit noch mehr Muskeln und Haut gepaart und Kraft im Ausruck war der SFG Chiasso/Lugano/Mendriso. Mit vielen Fans angereist und unter Applaus wirbelten ihre Körper an der Gerätekombination durch die Luft.
Grazie in Haltung und Bewegung war für die Damen des Nationalkaders Rhythmische Gymnastik kein Problem und ihre Darbietung war Poesie, bevor die Männer des STV Wetzikon den Barren unsicher machten.
Die sehr schnellen Programmwechsel hatten aber im Laufe der Show auch den Nachteil, dass wer kein Programmheft gekauft hatte, den Ueberblick verlor, da die Vereine nicht angesagt wurden und der Magier Peter Marvey als Kontrapunkt zu den Turnern wirkte nicht nur wegen einer Lichtpanne fehl am Platz.
Gymotion war auch beim fünften Mal ein gelungener Versuch das angestaubte Image des Schweizerischen Turnvereins mit einem Grossanlass im Hallenstation loszuwerden, in dem die Körper der Turner im Spiel mit Farben, Ton und Licht, an den Geräten oder auf dem Boden tolle Leistungen zeigten und trotz einiger nervöser Fehler einiger Turner als Verein beim Publikum stets mit viel Applaus beklatscht wurde.
Interview mit dem Chef für den fetten Sound
Für die richtigen Töne der Gymotion war Christoph Walter als Leiter seines 35 Mann Orchester verantwortlich. Wie hat er sich vorbereitet?
Ich habe ihm ein paar Fragen per Mail zugestellt.
– Als Komponist, Dirigent und Arrangeur kommen sie vom Jazz und der Militärmusik. Was hat Sie an der musikalischen Leitung der Gymotion von kommenden Samstag gereizt?
Ich unterstütze diese Veranstaltung als Music Director seit der ersten Show von 2007. Damals wurde zum 175 Jahr Jubiläum des STV zum ersten Mal eine Show mit Turnern und Live Musik in der Schachenhalle in Aarau präsentiert. Der Erfolg war so gross, dass wir es weiterentwickelten und den Mut hatten die Shows ins Hallenstadion zu verlegen – eine einmalige Erfolgsgeschichte!
-Bei Gymotion im Hallenstation trunen Mitglieder des Schweizerischen Turnverbandes. Wie stellten Sie den Kontakt zu diesen teils sehr jungen Turnern her und wie sieht die Arbeit vor dem grossen Auftritt aus?
Die Auswahl der Teilnehmer trifft der Projektleiter, Herrn Jérôme Hübscher von der STV Geschäftsleitung mit seinem Team. Für die musikalische Beratung und Umsetzung benötigt es dann meine Unterstützung. Dann kann es schon vorkommen, dass man sich mehrmals trifft um eine optimale Synergie zwischen Turnen und Musik zu erreichen – ein Findungsprozess der sich lohnt!
-Bei der Liveshow kann es auch Pannen geben. Haben Sie eigentlich die Chorografie der Turner im Kopf oder wie reagieren sie auf Missgeschicke?
Die effektive Probezeit mit dem Orchester und den verschiedenen Show Acts findet jeweils am Freitag vor dem Event im Hallenstadion statt. Das ist im wahrsten Sinn des Wortes eine «sportliche Leistung». Beide Seiten bereiten sich im Vorfeld professionell vor. Von einem Missgeschick blieben wir bis heute verschont. Würde etwas passieren, muss man sich in der Show turnerisch aber auch musikalisch höchst professionell zu helfen wissen. Das Publikum wird davon sicher nichts mitbekommen, es sind alles Profis am Werk!
-Gymotion zu Jahresbeginn macht Mut zur mehr Bewegung, sind sie selber sportlich unterwegs?
Ich versuche wöchentlich Tennis zu spielen, mit Pilates gutes für meinen Körper zu tun, im Sommer Wandern und Biken, im Winter pflege ich die Sportart wo ich mich am stärksten fühle und für mich die grössten Glücksmomente bedeuten, das Skifahren in allen Varianten.
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