Mallorca abseits der Massen – Cala San Vicente

Nach den Pariser Terroranschlägen, dem Versinken der Türkei in einem Bürgerkrieg zeichnete sich bereits im Frühjahr ein Rekord an Buchungen für Mallorca ab. Doch wohin auf der spanischen Insel, wenn der Erwachsene nicht durch Kindergeschrei und Ballermann gestört werden möchte. Der Geheimtipp ist Cala San Vicente in der Provinz Pollenca.

Rund eine Stunde dauert die Fahrt im Car vom Flughafen Mallorca aus entlang der schrecklichen Betonbauten bevor man die Region Polleca erreicht und sofort bemerkt, hier ist es grün, aber hügelig. Nur drei Siedlungsschwerpunkte hat diese Region ganz im Norden Mallorcas auf 150 km.

Die Strassen werden enger, die Olivenhaine und andere Vegetation reichhaltiger an den steilen Bergen. Vor den Toren der Halbinsel Formentar liegt die Bucht Cala San Vicente und bereits auf der Anfahrt zeigt sich, was später immer wieder überrascht, hier ist es sauber, recht still und reich. Zahlreiche Herrenhäuser von Einheimischen säumen den Weg zum Vier Stern Hotel Cala San Vicente.

Mallorca ist ja eine Insel, die sich die Briten, Deutschen und Spanier geteilt haben, rein wirtschaftlich und besuchermässig gesehen. Hier sind die Briten, eher vom alten Schlag heimisch und so begrüsst mich der Hotelmitarbeiter nie in Deutsch sondern Englisch. Das rote Hotel hat schon früh erkannt, das Paare ohne Kinder und Singles Kinder in den Ferien nicht mögen. Ein Trend auf den nun auch grosse Ferienveranstalter aufspringen, wird hier schon lange gelebt. 

Stets weht ein zügiger Wind durch das Tal, am Pool serviert man den Vier Uhr Tee oder ein leichtes Mittagessen. 

Ich ziehe mich nach dem Einzelzimmerbezug in den Gartenteil der Anlage zurück und sonne. Etwas Strassenlärm dringt von aussen ein, aber nie aufdringlich. Das Personal bringt mir die Getränke an den Liegestuhl und gegen Abend werden die drei kleineren Sandstränd  Cala Mollins, C. Barque und  C. Cabro, die rund zehn Minuten vom Hotel entfernt sind und mit türkisfarbenem Wasser locken, angeschaut.

Klar an Sonntagen und in der Hochsaison wird es hier sehr eng, aber in den Morgen- und Abendstunden mit den Sonnenauf und -niedergängen zwischen den Felsen sind sie schön und die 3 Stern Hotels mit den Massentouristen halten sich mit zwei Stück in Grenzen.

Zwar keine Schönheit aber interessant und preiswert mit Ganztagsküche ist das Restaurant am Hauptstrand Cala Mollins. Der Fisch vom einheimischen Fischer hat gemundet und in zehn Stunden geht es von hieraus aufs Meer.

Es lebe der Sport und die Natur

Sun, Fun and nothing to do – nun diesen Songtitel von Peach Weber will ich nicht umsetzten, dazu sind mir 300 Tage Sonne im Jahr zuviel oder die Weite des Meeres zu verlockend. Bereits im Vorfeld kann man Tauchgänge bei den lokalen Anbietern Atemrauch.com oder Kajaktouren bei Mon d’Aventura (mallorcakajak.com) buchen.

Nach einer kurzen Einführung des Führers sind für die nächsten vier Stunden kräftige Arme am Paddel gefragt, den die See ist an diesem Tag auf der 15 km Fahrt zeitweise rau. In Einer- und Zweierkajaks von guter Qualität zeigt uns der Einheimische die Küste vom Meer aus und wir treffen zwar keine Delpine an aber andere Vierbeiner bei den Zwischenstopps.

Wer in dieser Region absteigt, sollte in den kühleren Abendstunden wandern gehen. Das Hotel gibt Pläne ab und hat einen Geheimtipp parat.

Neben den Höhlen, wo die ersten Bewohner Mallorcas hausten, geheimen Stollen aus der Francozeit, gibt es einen botanischen Weg, der das Herz des Naturfreundes höher schlagen lässt zwischen den Vogelgesängen und jahrhundertalten Bäumen, die den Erholungseffekt noch verstärken, wer den Innehalten kann.

Der Sonntagsausflug Pollenca

Mit dem Bus geht es unter lauter katalanisch sprechenden Frauen in einer halben Stunde zum Sonntagsmarkt in die Kleinstadt Pollenca, die total überrascht, weil sie so abwechslungsreich an Kunst, Kultur, Geschichte und an diesem Sonntag Dutzenden von Bauern und ihren Produkten ist.

Zurück in dem Kleinort Cala San Vicence und seinem gleichnamigen Hotel kann ich dieses Ort, der Sport, Erholung und Gastfreundschaft abseits des Massentourismuses auf hohem Niveau bietet für einen Kurztripp für Erwachsene ab einem gewissen Alter empfehlen.

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Ouranos Club in Korfu – Körperarbeit und Entspannen für U30

Eigentlich sind über Dressigjährige immer müde und verspannt und oft Single. Warum in den Ferien nicht den Körper, Geist und das Gesellige auf der griechischen Insel Korfu pflegen? Der Ouranos Club, eine Art Hippiedorf bietet ein offenes Programm unweit der Strände rund um Aigos Stefanos. Hier mein Erfahrungsbericht.

Der anstrengende Flug mit viel Kleinkindergeschrei von Basel aus gab der gestressten Arbeiterseele den Rest und ich komme noch müder am Flughafen von Korfu an, wo mich ein „Uhu“ einer stets gut gelaunten Kursleiterin begrüsst und sagt, ich und die anderen Deutschen und Schweizer, alle über 40 Jahren, müssten warten bis der Car uns in den Ouranos Club auf der anderen Seite der Insel fährt. In Griechenland geht alles langsam und ich frage mich auf der kurvenreichen Strecke durch die grüne Insel im alten Car, ob ich das Gesehene nun in den 70er, 80er Jahre ansiedeln soll.

Nach rund 90 Minuten sind alle von der Hitze geschafft, müssen aber die Koffer nicht den Hügel zum Club hinauftragen, das macht ein Grieche.

Der Ouranos Club wurde vor 30 Jahren von Klaus Wohllieb und Petra Huber gegründet. Die beiden Deutschen haben zwei Kinder und leben nicht im Club, sind aber Selbstversorger und wollen mit den Gedanken an das alternative Leben und die scheinbare Leichtigkeit der Insel mit dem Club weitergeben.  

Wie in allen südlichen Ländern spielt sich das Leben draussen ab und gleich neben dem Sekretariat liegt der Essensraum mit Plastikstühlen und Plastikvordach, wo man mir den Schlüssel für das Haupthauszimmer überreicht. Das Schloss wird die ganze Woche klemmen und beim Eintreten mit einem gemieteten Moskitonetz unter dem Arm überkommt mich ein Schrecken.

Die Einrichtung und die dünnen Wände wie die fehlende Klimaanlage sind für den Preis von rund 800.– mit Flug sehr einfach gehalten.

Das Badezimmer hat zwar eine Warmwasserdusche, aber wie überall auf der Insel muss man das schmutzige Toilettenpapier in einen seperaten Kübel neben der WCschüssel werfen und bei über 30 Grad fängt der schnell an zu stinken.

Nach einer Nacht mit wenig Schlaf, weil die Moskito Blut saugten, die Eulen heulten, späte Gäste ankamen, gibt es als Teil der Halbpension ein Frühstück. Das Abendessen wird ebenfalls reichhaltig sein und immer vegetarisch, aber ohne warme Getränke.

Das offene Programm fängt erst dienstags an

Wer in den Ouranos Club kommt, ist meist Single und so versuchen bereits am ersten Tag einem Sonntag die ersten sich in Gruppen zu formieren und nicht die Anlage beim Haupthaus, die etwas gar hingeworfen wirkt zu erkunden

sondern die Strände Arillas, Aigos Stefanos und Aigos Georgios, die alle auch Nacktstrände haben. Hier tummeln sich Griechen und ältere Touristen aus England und leider manchmal auch Spanner mit Kameras, wie ich im Laufe der Woche zu spät merke.

Das offene Programm

Nachdem die ursprünglich für Montag geplante Wanderung am Morgen wegen Unwetter abgesagt werden musste, konnte ich aber auf eigene Faust bereits am Nachmittag die Region bei hoher Luftfeuchtigkeit erkunden, beginnt am Dienstag endlich das offene Programm. Neben Seminaren gibt das Programm im Stundentakt Einblicke in Yoga, Tai Chi, Meditation, Chakrasingen, 5 Tibeter, Tanz etc. Etwas viel an vier Morgen und Abenden, wenn über den Mittag auch noch das Kreativatelier am Hang zwischen Olivenbäumen offen ist.

Eine Griechen mit Abschluss an der Kunstschule in England hilft mir beim Collage erstellen während eine andere Einheimische unter freiem Himmel Speckstein schleifen anbietet.

Die Teilnehmerzahl im offenen Programm nimmt mit der aufkommenden Hitze im Juni ab und da sich etliche Deutsche eher für den Strand und die Geselligkeit entschieden haben, während wiederum andere Singles es nicht schaffen, sich in eine Gruppe zu integrieren und alleine bleiben.

Abends nach dem Essen um halb acht steigen die Deutschen oft nochmals auf die Anhöhen rauf und schauen in den Bars TV und trinken, während andere einmal in der Woche die hauseigene Disco hinter dem Haupthaus besuchen oder in der Clubbar sitzen.

Der letzte Tag

Ein eigenes angereister Engländer mit Charisma unterrichtet Thai Chi draussen, eine Yogalehrerin, die neben der Anlage wohnt, bietet Massagen an und beim Abendessen gibt es Gemüsepizza. Alle Teilnehmer sehen braungebrannt und verändert aus. Ich habe viele neue Körperarbeitsformen kennengelernt auf die Schnelle, etwas gemalt, im Meer nur gebadet, weil die Strömung stark war und mich mit Deutschen ausgetauscht. Schade hat der 30-jährige Ouranus Club nicht mehr in die alten Gebäude und Zimmer des Haupthauses investiert, den für Wochenpreis ist ein 1 Stern Zimmer mit Einzelzimmerzuschlag zu teuer.

Der Ouranus Club ist ideal für eine abwechslungsreiche Woche für Singles ohne Ansprüche an die Infrastruktur und Neugierde auf Meditation, Kreativität und Körperarbeit.

Ouranos Club

Seeschlaufe Ostast Lenzburg – Eschenbach und einige Ueberraschungen

Deutlich weniger Kilometer von den 117 km der Herzschlaufe Seetal als die Westast hat die Ostast mit 51 km, die gemäss Ausschreibung eine E-Bike- Route über den Lindenberg mit Blick auf den Baldegger- und Hallwilersee und die Alpen bietet, doch es kam beim Test anders.

Die Vermietstation  Local an der Bahnhofstrasse 13 in Lenzburg mit ihren frischen Gemüsespeisen ist kurz vor zwölf schon gut besetzt und die Angestellte ist deshalb etwas kurz angebunden als sie mir das E-Bike aushändigt und noch erklärt, dass die Ostast dieses Mal mehr Wasser zeige, weniger steil sei und nun die Strasse bergab beginne. Wieder sind vor dem Geschäft keine Wegweiser und ich fahre los und bin schon nach wenigen Metern im Mittagsverkehr.


Zwar finde ich nach ein wenig Suchen endlich die 599 Tafel, die mich durch die Herzschlaufe führen soll, doch dann fängt der Schreck an. Baustellen überall in Lenzburg und die Umleitungen führen natürlich nicht mehr zu den Ostasttafeln. Man kommt an einem ganz anderen Ort aus Lenzburg raus und findet zwar Veloschilder aber die führen nach Hallwil über Umwegen.

Somit muss wohl diesen Sommer der Fahrer einen Umweg machen nachdem er Lenzburg verlassen hat und deutlich mehr Zeit einrechnen für die ganze Strecke. Es geht nun nicht über Land sondern der Hauptstrasse aber auf Velowegen ins Aargauer Hinterland.

Nach Hinwil sollte man nach dem Dorfende versuchen wieder über Landstrassen an den Fluss zu gelangen, den hier geht die eigentliche Herzroute durch und ist sehr romantisch mit dem Wasserweg der bis zum Hallwylerschloss ohne grosse Anstrengung führt aber bald eine böse Ueberraschung bereithält.

Denn in Seengen steigt es extrem Richtung Wald und auf dem Hügel angekommen, frage ich mich, warum den ausgerechnet bei dieser Sommerhitze die Ostastmacher mich so rausfordern und in den Wald schicken, wenn doch der Hallwylersee so schön ist.
Einer von vielen Brunnen auf dieser Strecke ist die letzte Gelegenheit, die Füsse oder Arme zu kühlen, den bald wird der Kopf vor Wut kochen.
Es geht in den Wald, die Kühle ist angenehm, die Schilder zeigen die Richtung, doch bald zeigt bei einem Findling ein defektes Schild nicht nach Peking sondern liegt am Boden. Es könnte ein versteckter Hinweis sein, auf das was kommt. Keine fünf Minuten später verwirrt mich das 599 Ostastschild im dichten Wald. Es ergibt bei einer Kreuzung keinen Sinn wie es da steht. Ich radle weiter, doch bald bin ich vor lauter Waldwegen verwirrt und ich treffe ohne Karte und Herzrouteschilder falsche Entscheidungen, dass ich schon nach 20 Minuten wieder an einem anderen Ende des Waldes oberhalb des Dorfes bin. Also nochmals ins Dorf zurück und den steigen Anstieg, doch auch das zweite Mal finde ich mich im Wald nicht zurecht. Hier halt wohl jemand die Schilder vertauscht. Ein böser Bubenstreich. Was nun?
Ich treffe die Entscheidung angesichts des halbleeren Akkus an den Hallwylersee zu fahren und hier die 56 Veloroute zu nehmen. Die ist die Konkurrentin der Herzroute und führt am See entlang, ist viel schöner und als mich bei einem Haus mit Kirschen auch noch ein Kaminfeger freundlich anlächelt, ist der Aerger von vorhin im Wald vergessen.
Die Route 56 über Meisterschwanden nach Hitzkirch ist halt Sommergefühl pur mit dem Wasser,

den Blumen

den Bauern, die heuen ob Hochdorf

Hier nach den Schnellimbissbuden und deutschen Detailhändler geht es Richtung Ballwil, wo  auch wieder die Schilder der 599 Ostast Route auftauchen und eine Abzweigung nach Eschenbach zeigt.
Nochmals etwas bergauf, durch den Wald und bald erscheinen die Innerschweizeralpen und  nach einer rassigen Abfahrt das Wahrzeichen von Eschenbach die Kirche.
Bei der Rückgabestation im Cafe Brioche erkennt mich der Chef von der Westastberichterstatung und fragt nach dem Empfinden. Ich verschweige den Teil der nicht ganz ordnungsmässigen Fahrt der Ostast, bestelle ein Mokkafrappé
Von Lausanne nach Rorschach hat mich die Herzroute auf 700 Kilometer, 12000 Höhenmeter und über 20 Altstädte und historische Ortsbilder geführt. Dieses Jahr kamen noch 120 km Herzschlaufe Seetal dazu und die vielen Erlebnisse werden mir noch lange in den Knochen und im Herzen bleiben.
Machen Sie es mir nach, sie werden sich in Erfurcht vor der Schweiz, ihrer Natur und Kultur verneigen und viel Neues über unser Land sehen.

 

Zahnbürste Loop für weisse Zähne und Design

Die Schweizer Marke megasmile entwickelt Pflegeprodukte für die Zähne und gewinnt mit dem LOOP Model den Red Dot Award für Product Design. Doch was taugt das Designermodel im Alltag?

Dr. Roland Zettel aus Teufen muss es ja wissen, wo die Probleme bei der Zahnpflege liegen, schliesslich war er Zahnarzt bevor er 2007 die megasmile Firma gründete und aus seiner Praxis heraus Prdukte wie eine Schallzahnbürste oder eben die Black Whitening Handzahnbürste erfand. Beide gewannen Designerpreise. In Zusammenarbeit mit dem Zürcher Produktedesignerduo AIM unter der Leitung von Fabienne Meyer und Urban Würsch liegt nun LOOP die Black Whitening Handzahnbürste bereit dem Erwachsenen nicht nur saubere Zähne sondern auch das natürliche Weiss, das sich wegen des Kaffees braun färbt, wieder zum Strahlen zu bringen.

Der Test

Gerade als Mann stellt man sich schon beim ersten Blick die Frage, zerbricht die Zahnbürste nicht in meinem Händen, den sie wiegt nur 12 Gramm und ihre Form sieht aus, als würde sie sich leicht verbiegen? Doch auch nach 14 Tagen ist Loop noch ganz. Der Griff mit dem Federelement ist gewöhnungsbedürftig aber soll den hohen Druck auf die Zähne abfangen und sie dadurch weniger schädigen. Auch ist die Zahnbürste nicht breit und man kann sie gut im Mund hin- und herbewegen mit der Schlaufenform.
Im Bürstenkopf soll sich Aktivkohlepartikel verstecken, die Verfärbungen entfernen. Beim ersten Gebrauch bekommt man einen etwas steinigen Geschmack in den Mund, der aber bald weggeht. Mit dem kleinen Kopf man ich auch die hintererste Zahnreihe von Kaffeerückstäden befreien. Die Zahnpasta schäumt zwar und die Aktivkohle wird wohl mit dem Schaum grösstenteils weggespült, doch es bleibt in den ersten Tagen tatsächlich weniger Verfärbung zurück. Diese Wirkung verfällt aber so nach zehn Tagen.
Ueberzeugt hat mich LOOP als Handzahnbürste mit dem Federelement und den leichten Borsten, die das Zahnfleisch ohne Druck massieren. Ob sich LOOP allerdings mit einem Preis von 9.80 Franken auf dem Detalhygienemarkt als Zahnbürste durchsetzen kann, wird sich zeigen.

Die Frau und die Kunst von heute in Mexiko im Kunstmuseum Bern

Sieben Künstlerinnen aus der grössten Sammlung Europas latinamerkanischer Kunst stellen unter dem Titel „Without Restraint“ im Kunstmuseum Bern aus.

Die Nachrichten über den Drogenbandenkrieg in einem Teil von Mexiko haben den Blick auf das latinamerikanische Land in den letzten Jahren geprägt und viele gesellschaftliche und soziale Veränderungen, die sonst noch abliefen in den Hintergrund gedrängt.

Die kleine Ausstellung im Kunstmuseum Bern im Untergeschoss gibt der Stimme der Frauen Raum, obwohl diese in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert keinen Zugang zu den staatlichen Kunsteinrichtungen hatten. Frida Kahlo als Superstar hin oder her, in Mexiko hatten Männer auch in der Kunst das Sagen. Erst in den 70er, 80er Jahren wurde weibliche Kunst ein Thema und ihre Themen waren nicht viel anders als die von heute, geschlechtsspezifisch, Gewalt, Stereotypen. Gerade letzteres Thema soll mit der Ausstellung „Without Restraint“ entkräftet werden. Die Ausstellung ist in drei Räume und Produktionen unterteilt: Im ersten „der häusliche Raum“ stellt Maruch Sanitiz Gomez schwarzweiss Fotografien mit kritischem Blick auf Moralvorstellung Mexikos aus. In Videos mit teils lustigen und teils verstörendem Inhalt fängt sie die Frau in einem Raum zwischen der Routine im Kopf und unbewussten Archetypen ein.

 

Der zweite Raum „mit weibliche Körper als Raum“ angeschrieben, ist Teresa Serrano reserviert mit Klangkulissen, Videos mit brutalem Inhalt, wo ein Mann mit einem Stock auf eine Frauenpuppe, die hängt, einschlägt. Kirchenoberhäupterbedeckungen wie einen Kardinalshut aus Glas sind ebenfalls mehr als nur durchsichtige Dekoration.

Sicher ist dieser Raum der schwierigste Abschnitt der ganzen Ausstellung zum neuen und alten Verhältnisse zwischen Frau und Mann.

Das Auto als Symbol der Macht, des Status und weniger der Geschwindigkeit hat im dritten, „urbanen Raum“ Platz gefunden und wird von  Betsabeé Romero mit Fotos von kaputten Autos mit Farbmuster, Bananenblätterverkleidungen lächerlich gemacht und das aus Alt macht Neu wirkt sehr verspielt wie auch die Pneus mit Schnitzereien am Boden. Nie sah Wiederverwertung schöner aus, im Gegensatz zu Melanie Smiths Fotos vom sehr engen Wohnen in spiralförmigen Megacities.

Die Ausstellung fällt mit dem 70. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen Mexiko und der Schweiz zusammen und ist neben all den anderen Ausstellungen des Kunstmuseums Bern keine Wohlfühloase oder kurzweilige Belustigung sondern eine Ausstellung als Protest gegen das mexikanische Patriachat, das alle Aspekte des Frauendaseins beeinträchtigt.

BILD 1 Betsabeé Romero (*1963) Piel de casa (Haushaut / House Skin), 2001 Farbabzug auf Kodak Professional Digital Paper auf Aluminium kaschiert Color print on Kodak Professional Digital Paper mounted on aluminium, 69,5 x 103,9 cm Daros Latinamerica Collection, Zürich Photo: The artist © The artist

BILD 2 Betsabeé Romero (*1963) Autoconstruido (Auto-Konstruiert / Auto-Constructed), 2000 Farbabzug auf Kodak Professional Digital Paper auf Aluminium kaschiert Color print on Kodak Professional Digital Paper mounted on aluminium, 68,1 x 101,4 cm Daros Latinamerica Collection, Zürich Photo: The artist © The artist

BILD 3 Teresa Serrano (*1936) Blown Mold (Geblasene Form), 2012 Glas, Glass, 80 x 150 x 50 cm Daros Latinamerica Collection, Zürich Photo: Peter Schälchli, Zürich © The artist