Ist Morbus Crohn heilbar?

Wir haben einen goldenen Herbst. 16000 Menschen in der Schweiz können ihn nicht geniessen, den sie sind in einer Scheisssituation, sie haben eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung namens Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa und sind damit beschäftigt, dass alles was sie oben durch den Mund einnehmen, zu schnell unten durch den Darm ausgescheiden. In Zürich, Bern und Basel informiert der Verein SMCCV an Informationsabenden über die Heilmethoden.

Ein Betroffenerbericht

Der August war für mich schwierig. Als Betroffener von Morbus Crohn feierte ich ausgelassen meinen Geburtstag und schon einen Tag später kam auf heiterem Himmel ein Schub, der mich für drei Wochen vom sozialen Leben abschnitt, weil ich nur drei Sekunden Zeit hatte, um das nächste WC aufzusuchen und ich oft den Kampf gegen die Krankheit verlor. Abgemagert, abgeschlagen und depressiv zeigte dann endlich das Mittel Budenofalk Wirkung und ich bestieg den Zug zur Informationsveranstaltung des SMCCV. in Zürich.
Immer in der Nähe des WCs und mit Blähungen über die die Mitfahrer die Nase rümpften oder böse Worte verloren, ass ich nach Ankunft später in Zürich in einem Kaufhausrestaurant ein Abendessen nah der Toilette während der Rest der Gäste auf dem Balkon in der Abendsonne speiste.
Zahlreiche Mitglieder und Betroffene fand sich zur Informationsveranstaltung des SMCCV unter der Leitung von Wissenschaftsjournalist Beat Glogger im Universitätsspital Zürich ein und in ihren Gesichtern lass ich eins, gibt mir Hoffnung, dass die chronische entzündliche Darmerkrankung endlich geheilt werden kann.

Die Therapien

Konventionelle Therapien

Als erstes sprach der Leiter der Klink für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsspital Gerhard Rogler, ein Deutscher aus der Nähe Ulm mit einem gewissen Witz und Charme über die Konventionellen Therapien. Für das Tabuthema Darm und seine Erkrankung ist für Rogler klar, gibt es keine eine richtige Therapie. Geduld und eine gute Beziehung zum Arzt sind wichtig und alle Therapien haben Nebenwirkungen. Ich, zum Beispiel habe mit der Budenofalktherapie stets Hunger, den ich mit zusätzlicher Nahrung in Mengen, die mein Budget belastet, versuche zu stillen. Ausserdem habe ich ein Mondgesicht bekommen und Juckreiz.
Neben dem bekannten Kortison, das die Entzündung heilt, sind die Schäume und Einläufe der 5-Aminosalicylsäure in der Konventionellen Therapie als fiebersenkende Methode bekannt, die 50-80% der Patienten mit seltenen Nebenwirkungen nach sechs Wochen beschwerdefrei machen. Die Schäume schützen bis zum Dickdarm und senken das Darmkrebsrisiko.
Doch selbst Gerhard Rogler konnte sich bei den Worten Einläufe und Schäume einen Witz, der im ganzen Saal für Lachen sorgte, nicht verkneifen. Ist nicht jedermanns Sache die Therapieform, deshalb verabreicht der Arzt meist Budensonid, das wirksamste Kortisonmedikament.
Nicht von den Krankenkassen bezahlt, wird das Azathioprin, das zur Verhütung von Transplantanabstossung verwendet wird, aber nur zur Vorbeuung und nicht während der Erkrankung verabreicht wird.

Biologische Therapien

Luc Biedermann, Oberarzt in der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsspital Zürich ist ein Bilderbuchwissenschafter. Ernst und mit detailreichen Grafiken klärte er die Zuhörer in seinem Vortrag auf, das biologische Therapien etwas mit lebenden Mikroorganismen und Zelllinien von Säugetieren oder Pflanzen zu tun haben. Viele Medikamente sind noch in der Entwicklung und allgemein gesagt kann, dass biologische Therapien teuer sind und leider nur bei einem Drittel der Patienten zum Erfolg führen.
Das Abwiegen von Nutzen versus Schaden sei eine Frage, die so Biedermann, im Zentrum steht bei der Forschung dieser Medikamente, die wohl erst in einer nächsten Generation angewendet werden, weil sie wie das Mongersen noch nicht auf dem Markt sind.
Bekannt ist Leukozytenmigration – ein Hemmer, der die Botenstoffe der Entzündung, die ja über das Blut geleitet werden, hemmt. Eine lange Therapieform erfordert aber dieses Medikament.
Noch nicht auf dem Markt in der Biologika ist Ustekinumab.

Komplementär- medizinische Therapien

Richtig ins Zeug gelegt hat sich mit Eigentests Pascal Frei, Facharzt Gastroenterologie und Innere Medizin am Bethanien in Zürich. Seine farbenfrohe mit lustigem Unterton gestalteten Darstellung kamen beim Publikum gut an, den die ergänzenden Therapien sind ein weites Feld, das viele Patienten schon beschritten haben und wo sich ebenso viele Marktschreier und Scharlatane tummeln.
 Von keinem Nutzen findet Frei die Akupunktur und Cannabis- oder Weihrauchtherapie. Da gebe es einfach keine Beweise für den Erfolg und ausserdem so Frei, koste das Ganze auch eine Stange Geld, das man selber bezahlen muss und vieles, was unter ergänzende Therapie angeboten wird,  muss sehr lange eingenommen werden.
Es gäbe auch keine Diät, die gegen Morbus Crohn nützt, Nahrungsmittel absetzen führe auch nicht zum Erfolg, aber zwei Nahrungsmittel könnten Linderung herbeiführen.
Zum einen Heidelbeeren und das Curucminpulver. Der Myrrhiniltea gibt es in der Schweiz nicht, kann aber übers Internet bestellt werden. Erfolg bringt auch Mutalfor, für das der Arzt sogar ein Rezept gibt.
Bevor aber  Morbus Crohn Patienten Selbstversuche mit ergänzenden Mittel starten, sollten sie sich Erstens das Rauchen abgewöhnen und Zweitens immer mit dem Arzt Rücksprache halten und nicht hinter seinem Rücken Sachen einnehmen.
Der Kontakt mit Kühen habe auch bei manchen zum Erfolg geführt und ich ergänze hier, überhaupt er Kontakt zu Tieren führt eine Entspannung, ein wichtiges Wort in der Behandlung, zum Erfolg.

Doch alle drei Mediziner mussten am Schluss des Vortages eingestehen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bleiben chronische Krankheiten, die Forschung hat kein Wundermittel gefunden.

Im Dunkel der Nacht besteige ich den Zug nach Hause. Im Gang rennt eine junge Frau Richtung WC und holt später ihr Gepäck nach und bleibt auf dem Stuhl gegenüber der Toilette im Gang sitzen, es ist kalt dort. Doch Morbus Crohn kennt kein Erbarmen.

Heilmethoden eines Betroffenen

Neben den Medikamenten gibt es und das wurde in der Veranstaltung zu wenig erwähnt, die Hilfe zur Selbsthilfe und die geht über die Seele. Als Morbus Crohn Betroffener habe ich oft das Gefühl nicht mehr begehrenswert vom Leben und die Mitmenschen zu sein. Deshalb versuche ich sobald ein Schub etwas abklingt, alles daran zu setzen, dieses Gefühl wieder loszuwerden. Ich gehe zum Coiffeur, kaufe vielleicht neue Kleider, mache Sport, gehe tanzen, schaue lustige Filme, flirte, leiste mir einen Spaaufenthalt, höre schöne Musik, singe und versuche die Selbstliebe und Nächstenliebe wieder zu spüren und vorallem jede Art von Stress zu vermeiden. Bis jetzt hat das bis zum nächsten Schub genützt, es gab mir wieder Lebenswille zurück und bekanntlich stirbt ja die Hoffnung zuletzt.

Die Veranstaltung über die Behandlungensmethoden finden
am 8.11.16 18 Uhr in Bern Auditorium Ettore Rossi Kinderklink Hörsaal 1 Inselspital Bern
und 28.11.16 18 Uhr im Zentrum für Lehre und Forschung Universitätsspital Basel statt.

Der Verein SMCCV gibt weitere Infos über die Krankheit
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Die Essenz des Lebens – Essen im Museum Alimentarium

Nach einer neunmonatigen Umbauzeit zeigt das Alimentarium Museum in Vevey als Zentrum für Essen und Ernährung Ausstellungen und neue Räume zum sich informieren, geniessen, spüren und entspannen direkt am Genfersee.

Es ist heutzutage gar nicht so leicht als Koch Gäste einzuladen, den ob Veganer, Vegetarier oder Fleischesser, die Geschmäcker sind verschieben und die Diskussionen um die Frage, was gutes Essen ist, nimmt teilweise groteske Formen an. Auch kamen mit dem stetig wachsenen Ausländeranteil in der Bevölkerung viele exotische Zutaten hinzu. Ich mache mich auf die Suche nachdem Bereich Essen, Gesellschaft und Körper, die das Museum Alimentarium vertieft durchleuchten will.
Das Museum Alimentarium liegt etwa 15 Minuten vom Bahnhof Vevey entfernt am Genfersee und ist alleine schon von seiner Lage eine Reise wert. Gehen sie gerade vom Bahnhof direkt an den See und wenden sie sich beim Schiffsteg nach rechts Richtung Montreux bis eine Gabel im See ihnen den Weg weist und wenn sogar Charlie Chaplin vor dem Haus sie anlächelt, sind sie angekommen.
Bereits neben den Stufen zum Eingang geht es um das, was wir dem Körper zufügen, den beidseits der Treppen wächst ein Garten mit Gemüse und es hat Platz zum die Sonne, die grandiose Aussicht auf den See oder einen Kaffee zu geniessen.
Der Spruch „Ich bin, was ich esse“ trifft auf die neue Dauerausstellung des Alimentariums zu, die die Essenz des Lebens das Essen und den Körper in all seinen Funktionen, dessen gesellschaftliche und geografische Verortung mit den Themenbereichen Essen, Gesellschaft und Körper darstellen will.

 

Die Schaukästen dazu sind recht klein, dafür die Technik davor umso grösser. Dutzende von Displays in drei Sprachen fordern den Besucher auf einen Knopf zu drücken, um sich dann mit dem kurzen Abschnitt zu informieren über die Produktion, Beschaffung, Transport, Veredelung, Konservierung und Zubereitung der Speisen. Alles ist sehr modern gehalten und wirkt auf den ersten Blick etwas steril.

 

Doch allmählich geht es spätestens nach der Ecke der Industraliserung, wo sich jeder ertappt, wieviel er eigentlich solche vorgefertigten Produkte vom Schokoriegel bis zur Suppe zu sich nimmt, eine Etage höher……
und die wirft den Besucher auf sich selbst zurück auf den Körper, die Sinne und Verdauung. Alle drei Gebiete sind zwar zutiefst menschlich, aber werden je nach Religion und Moral, Modetrends als Essgewohnheit anders interpretiert.
Auch hier wieder Technik und Displays in Massen, aber auch eine lustige Installation wie den Darm, durch den man gehen kann und sieht, was er wo verarbeitet.
Wie das Hirn auf das Essen reagiert, wie wir mit dem Essen das Riechen und Schmecken lernen und die fünf Sinne und die Haut darauf reagiert, sind weitere Themenbereiche dieser Etage.
Soviel wissenschaftliches Wissen auf einmal macht Lust es auch praktisch am eigen Leib zu erfahren, deshalb geht es mit dem Lift wieder ins Erdgenoss, wo der Koch in der offenen Küche das Mittagessen zubereitet.
In der Lounge kann man anschliessend sei Dessert essen oder können Kinder, für die übrigens auch Kochkurse angeboten werden, spielen.
Seit dressig Jahren widmet sich das von Nestle mitfinanzierte Alimentarium Museum dem schönsten Aspekt des Lebens, dem Essen und hat mit dem Umbau den Sprung in die Neuzeit mit viel Digitalem geschafft. Das Museum ist also weiterhin ein Pionier als Informationsquelle und Plattform ganz nah am Lebenquell, ganz nah am Essen.

Diego Hangartner zeigt, wie geistige Ausgeglichenheit geht

Der Stress in der Arbeitswelt, Umwelt und oft auch im Privaten ist heutzutage für viele gross. Auch Diego Hangartner kannte den Mangel an geistiger Ausgeglichenheit, doch er suchte und fand Lösungen dagegen. Im Zentrum für buddhistische Philosophie und Praxis in Niederwangen gibt er bald ein Seminar für mentales und emotionales Wohlbefinden, doch vorher beantwortete er noch einige Fragen ausführlich.

Diego Hangartner, Sie sind Gründer des Institute of Secular Ehtics and Metal Balance in Zürich und lernen MENTALE Ausgeglichheit. Sie kennen sicher das Sprichwort, Morgenstund hat Gold im Mund, was für mich auch immer so was heisst, wie die Gedanken am Morgen bestimmen den Tag. Wie gestaltet ein Wissenschafter sein Morgenritual, damit er gut durch den Tag kommt?

Mein Morgenritual ist dass ich mir die ersten Stunden des Tages nehme um meine mentale Klarheit und Stabilität zu pflegen – genauso wie andere sich mit einem Körperritual (Dusche, Sport, Bewegung, oder Frühstück) um deren körperliche Gesundheit sorgen. Bei mir steht im Vordergrund was ich tun kann um meine mentale Hygiene zu pflegen, die innere Gelassenheit zu halten um den täglichen Herausforderungen mit innerer Ruhe und eigener Freude zu begegnen, sowie andere zu Freude zu verhelfen – denn ein Tag ist lang und hat Tausende von Ablenkungen. Wenn ich mich so auf den Tag vorbereite erlebe ich ihn voller, reicher, konzentrierter, mit mehr innerer Freude und mit viel weniger negativen Emotionen.

Vom 14.- 16.Oktober findet in Niederwangen im Zentrum für buddhistische Philosophie und Praxis Ihr Seminar “mentale und emotionales Wohlbefinden kultivieren” statt. Was kann der Besucher da erwarten?

Teilnehmer werden erleben und selber erforschen können, wie ihr Geist funktioniert. Falls es in unserem Bewusstsein Aspekte gibt die eher leidensvermehrend sind, dann werden die Teilnehmer lernen wie damit umzugehen. Falls es aber Anteile gibt, die echtes Wohlbefinden fördern, dann können diese kultiviert werden. Leider pflegen und fördern wir aber vorwiegend mentale Prozesse, die zu mehr Frustration führen. Frustration selber ist ja eine mentale Erfahrung, und die entsteht im Geist und nirgends anderswo.

Mentales Training hat vor allem damit zu tun: es ist ein Vertrautmachen mit den mentalen Prozessen, hilft zu erkennen was zu Frustration führt, und besteht auch aus dem Kultivieren von positiven Eigenschaften wie Konzentration, mentaler Stabilität, Freude, Gelassenheit, Wohlwollen, etc.
Die Wissenschaft beginnt sich dafür zu interessieren, und ich bin seit vielen Jahren in der neuro-wissenschaftlichen Erforschung positiver mentaler Eigenschaften involviert. Entsprechend werden neueste Forschungsergebnisse präsentiert und in Beziehung gesetzt wie das die kontemplativen Traditionen, vor allem der Buddhismus, angehen. Der Nutzen wird direkt erfahrbar sein, was wiederum für die eigene Lebensführung von grosser Bedeutung sein kann.

Sie sind Pharmazeut und arbeiteten im Suchtbereich. Waren Sie im Hamsterrad Arbeit gefangen, bevor Sie das Institut gründeten und wie kommt man aus dem immer gleichen Trott raus?

Auch ich war im Hamsterrad gefangen – aber nicht wirklich in jenem der Arbeit, sondern in jenem meiner Gedanken und Emotionen. Das ist letztendlich der entscheidende Punkt wo ich etwas ändern kann. Für viele ist Arbeit, und das damit verbundene Geldverdienen, nur soweit von Bedeutung als dass Arbeit vor allem die Komponente der relativen Sicherheit anspricht. Was aber wenn wir Geld haben, unsere biologischen Grundbedürfnisse abgedeckt haben, aber dennoch weiterhin innere Leere, Frustration, Trauer, Ziellosigkeit und mentale Erschöpfung erleben?

Für mich ist Arbeit vor allem mit Sinn und Zweck verbunden: wenn ich erkenne welche Arbeit mir Sinn gibt, und ich sie mit meinen innersten Beweggründen verbinden kann, dann ist sie kein Hamsterrad. Aber genau diese Fragen muss man sich stellen um aus dem Hamsterrad heraus zu kommen. Und dazu braucht es eine mentale Klarheit, die erkennt was mich wirklich im Innersten bewegt. Immer mehr Personen wagen sich diese Fragen zu stellen, und ich begrüsse dies sehr.
Diese inneren Werte sind unserer Kultur abhanden gekommen, vor allem weil wir uns auf die äusseren Werte (Geld, Arbeit, Haus, neuestes iPhone) konzentrieren. Das geht leider auf Kosten des inneren Sinns und der mentalen Ausgeglichenheit. Unser Geist antwortet mit Rastlosigkeit, Ängsten und Depressionen. Doch was sind die positiven Qualitäten des Geists? Was verstehen wir darunter? Wie können wir das bewirken?

Wir sind zwar eines der reichsten Länder der Welt, aber der Preis mit Arbeitstress, verdichtetes Wohnen und zuviel Menschen in einem zu kleinen Land ist gross und macht vielen Kopfweh, weil sie sich nicht mehr spüren. Einige gehen ins Yoga, andere greifen zum Medikament, andere gegen zum Seelendoktor. Hat Indien und seine Wissen über die Seele den Geist, der uns fehlt?

Mich hat vor allem die Tatsache beunruhigt, dass wir im Westen nur sehr wenig verstehen was ein gesundes, funktionierendes, zufriedenes, ausgewogenes und glückliches Bewusstsein ist. Wir fokussieren uns viel zu viel auf Dysfunktionen wie Pathologieformen der Psyche: psychosen, Sucht, Angst, Depressionen, Stress, Rastlosigkeit. Wahrscheinlich auch weil wir viel davon haben. Doch was genau die Ursachen dieser Epidemie der psychischen Krankheiten sind ist, selbst nach all den vielen Forschungsarbeiten, nach wie vor unklar. Es gibt kein neuro-biologisches Modell für die Ursache, und wird es meiner Meinung nach nicht geben. Sucht, z.Bsp., ist nicht durch ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter verursacht, sondern sie sind eine Folgereaktion davon. Bei allen Menschen steht der Wunsch nach ‘Frustrationsfreiheit’ und Leidensfreiheit im Vordergrund – leider über die Sackgassen der Sucht, des obsessiven und im kompulsiven Verhaltens.
Nur eine direkte Auseinandersetzung mit dem Bewusstsein kann diese Fragen klären. Kein fMRI oder EEG kann das erklären – denn dazu braucht es ein stabiles und klares Bewusstsein. Das lehre ich in meinen Kursen.

Auf den Fotos wirken Sie stets lächelnd und ausgeglichen, was bringt sie in Rage und ist es nur tief Durchatmen, das Sie wieder ins Gleichgewicht bringt?

Ich habe mich schon lange nicht mehr in Rage erlebt – das heisst aber nicht, dass ich keine Wut erlebe. Ich habe jedoch gelernt zu erkennen wenn mich die Wut packt und mir vorgaukelt ich solle nun aus diesem Zustand heraus reagieren. Das Erkennen der Prozesse, und das Wissen dass die Wut ein mentales Gift ist, hilft mir sehr dabei nicht sofort auf diesen Zustand einzugehen. Wut verursacht nur noch mehr Schaden – sowohl in mir selber (physiologisch, mental) wie auch in den Beziehungen mit anderen. Das soll aber nicht heissen, dass ich nicht einen festen Standpunkt einnehme wenn etwas ungerecht ist, wenn etwas falsch ist, oder unangebracht ist. Aber eben nicht aus einer Haltung der Wut, sondern aus einem Zustand der inneren Stärke und Klarheit.

Sie haben mit Dalai Lama und Nobelpreisträger zusammengearbeitet, Bücher veröffentlicht, ein reiches Leben geführt. Was möchten Sie persönlich oder das Insitut in den kommenden Jahren noch in Angriff nehmen?

Eines der Herausforderungen ist die praktische Anwendung und Übersetzung der Übungen und der Forschungsergebnisse. Während es mittlerweile eindeutig ist dass gewisse kontemplative Methoden einen Nutzen haben, steht die Frage im Vordergrund wie das ganze Wissen praktisch zu lernen ist. Ein Ziel des Instituts und meiner Arbeit ist es, das Wissen und diese Weisheit der allgemeinen Bevölkerung zugänglich zu machen. Darum lehre ich in Schulen, in Unternehmen, in Spitälern, und überall dort wo sich Menschen für Werkzeuge interessieren wie mentale Balance und die positiven Eigenschaften des Bewusstseins kultiviert und gepflegt werden kann – jenseits von Religion.

Eine wichtige Dimension dazu ist die Frage nach der Ethik – denn ohne Ethik kann keine mentale Balance gelebt werden. Und ohne mentale Balance ist es nur schwer möglich eine Ethik zu leben die zu mehr Wohlbefinden für alle führt. Neueste sozial neuro-wissenschaftliche, ökonomische, klinische und anthropologische Studien deuten ganz klar darauf, dass Menschen ein höchst soziales, in Gruppen funktionierendes Wesen ist – und wenn diese Strukturen auseinander brechen, dann geht das auf die Kosten des Wohls aller. Und wenn ich die Technologieglaubwürdigkeit und vor allem die Technologieabhängigkeit betrachte, dann sind wir auf dem besten Weg dazu noch unglücklicher, isolierter und unzufrieden zu sein.
Schon Albert Einstein sagte: „Ich fürchte den Tag, an dem die Technologie die menschliche Interaktion übertrifft.

Die Welt wird eine Generation von Idioten haben.“

Für mehr Informationen zur Person  Diego Hangartner
Für einen Einführungskurs vom 14.-16. Oktober, Landguet Ried Niederwangen

Sunil Mann – Krimis scharf wie ein indisches Menu

Am 12.10. liest Sunil Mann liest aus seinem neusten Krimiroman „Schattenschnitt“ in der Buchhandlung Weyermann Candinas & Queerbook in Bern. In Berlin beantwortete er einige Fragen zum neuen Werk und seiner Person und fotografierte seine Ideen zu den Fragen mit dem Handy.

 
 Sie wuchsen in Spiez in den 70ier Jahren auf. Welche Beziehung haben Sie heute zum Kanton Bern und was gibt Ihnen Zürich, wo Sie wohnen mehr als Bern
Ich bin heute nur noch sehr selten im Berner Oberland, aber es war sehr schön, dort aufzuwachsen. Friedlich und ruhig, ich habe wundervolle Erinnerungen daran. Allerdings ist Zürich mein Zuhause. Es gibt mir nicht notwendigerweise mehr als Bern, aber als ich mit neunzehn in die Stadt zog um zu studieren, fühlte ich mich sofort daheim, angekommen. Deshalb bin ich geblieben.
Der indischstämmige Privatdetektiv Vijay löst in “Schattenschnitt” seinen sechsten Fall. Mit welchen Schwierigkeiten hat er dieses Mal zu kämpfen?
 
Vijay Kumar begibt sich in seinem neusten Fall auf die Suche nach einer indischen Braut, die vor ihrer arrangierten Hochzeit flieht. Zudem wird eine Filmemacherin an der Langstrasse niedergestochen. Natürlich hängen die beiden Fälle zusammen, aber das findet Vijay erst mit der Zeit heraus. Auch muss er sich mit Spannungen in seinem Privatleben auseinandersetzen, seine Freundin und er gehen sich mächtig auf die Nerven.
 Im letzten Krimi “Faustrecht” gings neben der Handlung auch um Themen wie Fremdenhass. Welche aktuellen Themen haben Sie dieses Mal in den Roman einflechten lassen?
Diesmal geht es um illegale Medikamententests in Indien, um das Geschäft mit der Armut und um Hijras – das sind transsexuelle Menschen, die seit jeher ihren Platz in der indischen Gesellschaft haben.

 
Weil Sie Ihr Psychologie und Germanistikstudium abgebrochen haben, arbeiten Sie 50% bei der Swiss als Flugbegleiter. Ist Ihr zweiter Lebenslauf als Schreiber am Abend im Hotelzimmer aktiv am leben und schreiben?
Ich habe damals nach dem Abschluss der Hotelfachschule bei Swissair begonnen, weil ich darin die Chance sah, mehr Zeit zum Schreiben zu haben. Das hat gut funktioniert, mit dem wachsenden Erfolg habe ich mein Pensum laufend reduziert. Momentan bin ich bei ungefähr 30 – 40%. Während meiner Arbeit bei Swiss schreibe ich allerdings nie, schliesslich ist das Spannendste an diesem Job das Erkunden fremder Städte. Aber während der restlichen Zeit arbeite ich mehr oder weniger diszipliniert an meinen Romanen oder Kinderbüchern.
Sie schreiben wie ein indisches Menu, vielschichtig, exotisch. Kritiker werfen Ihnen vor, Sie konstruieren zu viel und können Idee nicht streichen und weglassen, die Krimis seien etwas überfrachtet. Was sagen Sie dazu?
Ich mag vielschichtige Romane, die Vijay-Kumar-Serie war schon immer prall an Geschichten und Nebenhandlungen. So wird es auch weiterhin bleiben. Besagte Journalistin hat als Beispiel für die angebliche Überfrachtung die drei lesbischen Frauen angeführt, die in „Schattenschnitt“ vorkommen. Ich habe mich da schon gefragt, wie viele Lesben denn ein Roman erträgt. Und ob die Kritik nicht mehr über die Dame aussagt als über meinen Krimi.
Sie laufen gerne durch Zürich, zum Nachforschen. Was macht Sunnil in seiner Freizeit sonst noch?
Ich gehe gern mit Freunden was trinken. Sport gehört zum täglichen Programm und ich koche und esse leidenschaftlich gern. Ich liebe gut gemachte TV-Serien wie Narcos oder Fargo und natürlich lese ich viel. Und zwar quer durchs Angebot, es muss keineswegs immer Krimi sein.

Der Herbst auf der Insel Mainau

Wenn der Nebel am Morgen die Sicht einem nimmt und die Dunkelheit am Abend früher kommt wie seit einigen Tagen, ist der Herbst da. Zeit nochmals   die Insel Mainau und ihre meditativen Seiten zu geniessen mit einem Spaziergang am frühen Morgen.

Der Pförtner witzelt noch, die Insel im Bodensee hätte mich schon erwartet, als ich nach neun Uhr durch die Pforte gehe und gleich beim Betreten des Gartens ertönen die Wasservögel und die grüne Allee der Urwaldmannutbäume zeigt an, hier ist die Saison der Natur noch nicht zu ende, der Schlussspurt hat aber begonnen und wie sieht er aus? Welche Ueberraschungen haben die Besitzer Bettina Gräfin Bernadotte und Björn Graf Bernadotte und ihre zahlreichen Mitarbeiter auf der drittgrössten Bodenseeinsel auf 45 Hektaren im Herbst bereit?

Nach den lebenden Fossilen mit ihren riesigen Wurzeln, den Tieren auf dem Bauernhof und Skulpturen aus Blumen, leuchtet es bunt.

Die 260 Sorten und 12.000 Exemplare Dahlien zeigen, dass sie die Rosen des Herbstes sind. Der Besucher kann eine der Schönen auf einem Blatt zur Dahlienkönigin wählen.Welche wird es sein?

Ich beobachte lieber wie sich die Bienen am Nektar bereichern und freue mich, dass der Gärtner die verwelkten und sterbenden Sommerpflanzen daneben liegen gelassen hat, den auch das Ableben gehört zum Herbst in diesem Garten Eden.

. Neben einem kleineren Weinberg sind es die Bäume, die die Schwermut des Herbstes gestalten mit ihren fallenden Blätter, während der See die Seele weiter entspannt.

Einige Treppen zum Schloss hinauf, wo vom 30.9. bis 3.10. das gräfliche Schlossfest stattfindet, duften die letzten Rosen während im Palmenhaus Erde herbeigeführt und diskutiert wird, wie die kommende Ausstellung zum Thema „Eichel, Ecker und Esskastanie“ wohl präsentiert werden soll.

Auf dem Weg zum Schmetterlingshaus entdecke ich ein Vogelnest und freue mich, dass das Natürliche neben soviel gemachter Gartenkunst Platz hat. Durch eine künstliche Raupe geht es ins 30 Grad warme Schmetterlingshaus und meine Brille und die anderer Männer wird beschlagen. Wir lachen, um bald darauf ganz leise und mit Kinderaugen die Poesie der unzähligen Falter zu bestaunen, die durch die Luft fliegen.

Mit einem etwas teuern Kartoffelsalat und anderem Grünzeugs wieder am See entspanne ich auf der Gartenlaube eines Restaurants nach 150 Minuten gehen meine Füsse. Für einige heisst es, das Schiff nach Konstanz besteigen, ich wähle den Bus und jeder Schritt auf dem Beton nervt mich, denn ich weiss, hier atmet die Natur nicht mehr und nichts gedeiht, nur die Schnelligkeit, Schnelllebigkeit der Zivilisation hat hier einen Zweck aber keinen Sinn, den nur der Austausch von Geben und Nehmen mit der Natur wie auf der Insel Mainau führt zu innerem Reichtum.

Die Insel Mainau, der perfekte meditative Ausgleich zum Büro oder Stress hat das ganze Jahr über geöffnet.

Der Tote vom Oeschinensee und die Wolfshexe – Krimiautor Paul Lascaux und Paul Ott

Neben den grossen Stars des Literaturbetriebes gibt es in der Schweiz Schriftsteller wie Paul Lascaux aus Bern, die seit dressig Jahren im Stillen schreiben. Zeit seinen neuen Krimi „Goldstern“, seine Fotografien und seine Person ganz privat unter seinem echten Namen Paul Ott vorzustellen.

Anfang Juli feierte nicht nur Dein Verlag Gmeiner seinen 30. Geburtstag sondern Du erhieltest am Vorabend Deines letzten Schultages als Lehrer Deinen neunten Krimi zugeschickt. Wie hast Du den Einstieg ins AHV Alter erlebt, nachdem die Schule wieder angefangen hat?

Paul Lascaux: Ich schreibe ja nicht nur seit 30 Jahren Krimis, ich habe auch 30 Jahre, also fast mein halbes Leben, am Berufsvorbereitenden Schuljahr verbracht. Meistens hat es mir auch sehr gut gefallen, vor allem was die Arbeit mit den Schüler/innen angeht. Deswegen hätte ich mich nicht frühpensionieren lassen müssen. Deshalb vermisse ich die Arbeit mit den Jugendlichen auch ein bisschen. Allerdings wurde das ganze BVS auf neue Füsse gestellt, und diesen Wandel wollte ich nicht zum x-ten Mal mitmachen. Das war dann schon eine Erleichterung, statt an die Fortbildungstage zu gehen, am Morgen im Bett liegen zu bleiben und über mein nächstes Romanprojekt nachzudenken.

Nun bist als Paul Lascaux, der Krimiautor mit “Goldstern” wieder im Gespräch. Diesmal geschehen die Mord im Oberland beim Oeschinensee und die Detektei Müller & Himmel ermittelt. Was hat Dich bewogen aus der Stadt rauszugehen für die Geschichte?
Paul Lascaux: Ich wollte schon seit Längerem einen Text schreiben zur österreichischen Volkskundlerin Eugénie Goldstern, die 1918 einen Teil ihrer Sammlung dem Alpinen Museum vermacht hat. Das ist nun auch eines der Themen des Buches, denn diese Sammlung wird gestohlen. „Goldstern“ ist also eine Hommage an diese Wissenschaftlerin.Dann gibt es eine Eisleiche auf dem Oeschinensee. Und es wird im Lötschental ein Hotelprojekt geplant, das das Tal in Aufruhr versetzt. Wie diese drei Geschichten zusammenkommen, erzählt der Krimi. Ich habe auch in meinen kulinarischen Krimis immer wieder Regionen des Kantons Bern als Handlungsorte gewählt. Aber keine Angst: Der nächste Krimi spielt wieder in der Bundesstadt.

 

Jedes Jahr ein Buch und Deine Katze Mathilde spielt dieses Mal auch mit. Was ist effektiver für die Inspiration? Dein Hobby das Wandern oder der Gang durch das Breitenrainquartier, wo Du lebst?
Paul Lascaux: Weder noch. Es sind beides Miuttel zum Zweck, wenn ich an einem Text arbeite und über ein Thema nachdenke. Dann wähle ich meine Routen so, dass sie etwas mit der entstehenden Geschichte zu tun haben. Gestern zum Beispiel war ich im Rosengarten.
Schreiben an Goldstern ist wie sich selber eine Geschichte erzählen. Krimis verlangen viel Kopfarbeit. Wie hast Du angefangen literarisch zu schreiben und fällt es Dir heute leichter, die zwei Welten vom Schreiberling und privaten Mann auseinander zu halten? 

Paul Lascaux: Das sind einfach zwei verschiedene Phasen. Während der Arbeit an einem Text bin ich Paul Lascaux. Dann fokussiere ich das Leben auf den Inhalt des Romans. Manchmal kommt anderes zu kurz. Wenn ich damit fertig bin, wird alles wieder auf null gestellt. Und es kann von Neuem beginnen.

30 Jahre bist nun Literat, kamst ursprünglich vom Bodensee und wirst, nachdem Dein Vater letztes Jahr gestorben ist, Deinen Lebensabend in Bern in Deinem Haus mit Garten verbringen. In Deinen kunstvollen Krimis wird gestorben, machst Du Dir Gedanken über den Tod und das Leben danach?
Paul Lascaux: Nein, eigentlich nicht. Dafür bin ich noch zu „jung“. Gedanken gemacht habe ich mir eher beim Tod meines geliebten Katers „Baron Biber“. Da habe ich neben dem Tier gesessen und mir gedacht: So würde es uns gehen, wenn wir nicht sediert werden, ein Tod unter Krämpfen und mit angsterfüllten Augen. Das hat mich schwer beeindruckt. Über ein Leben nach dem Tod denke ich als Atheist natürlich nicht nach.
Zwar liegt Goldstern in allen Kiosken der Bundesstadt auf, doch an die 30 Million verkaufter Exemplare von Dan Brown kommst trotz dieses Erfolges nicht ran. Sind für Dich die Verkaufszahlen, Publikumsreaktionen wichtig oder bist Du glücklicher, wenn Du wieder alleine am Pult schreiben kannst?
Paul Lascaux: Natürlich freut man sich, wenn die Bücher gut verkauft werden. Und wenn die Reaktionen der Leser/innen positiv ausfallen, hat man wesentlich mehr Energie für die Arbeit am nächsten Projekt. Aber ich bin in der beneidenswerten Lage, dass ich nicht schreiben muss, um das Leben zu finanzieren. Das Schreiben an sich ist eine einsame Angelegenheit, bei der ich natürlich alleine am Pult (oder im Garten) glücklicher bin. Manchmal braucht es aber auch eine Wanderung, während der ich einem Kollegen das Szenario schildere. In dieser Zeit löst sich vielleicht ein Knoten, der noch etwas festgezurrt war. Insofern ist der Austausch wichtig.
Für dieses Interview stellte Paul Lascaux seine Handyfotos zur Verfügung.
Der Krimi Goldstern erschien im Gmeiner Verlag

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Das Obergoms ist einer dieser Walliserregion, die neben der grandiosen Natur auch eine Geschichte hat, die es zu entdecken gilt und dabei hilft der Basler Schriftsteller Werner Ryser mit seiner Leserreise rund um sein Buch “ Walliser Totentanz „.

-Das Obergoms ist bei Langläufern beliebt, hat aber Schwierigkeiten Besucher im restlichen Jahr anzuziehen. Vom 23.-25.9. veranstaltet das Hotel Langhaus Münster ein Wochenende mit Ihnen. Was kann er da erwarten?

Werner Ryser: Die Leserreise wird nicht vom Hotel Landhaus veranstaltet sondern von „Obergoms“ Tourismus. Vorgesehen ist, dass man mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die verschiedenen Schauplätze der Erzählung besucht und dort aus dem Roman vorliest. Die Lesungen werden von Frau Maria Bittel, einer Gommerin vorgetragen. Ich selber habe lediglich zwei Auftritte: Einmal in der Kirche von Münster, wo ich über die Geschichte des Hochaltars von Jörg Keller spreche und einmal auf dem Galgenhubel von Ernen, wo ich über die Entstehungsgeschichte des Romans berichte.
Notabene: Da die Leserreise vom 23.-25.9. innert kurzer Zeit ausgebucht war, hat sich Obergoms Tourismus entschlossen Mitte Oktober eine zweite zu veranstalten, die inzwischen auch ausgebucht ist.
-Bei einem Dorfrundgang wurde mir gesagt, in der Vergangenheit hatte jedes Obergomserdorf trotz weniger Einwohner einen Pfarrer. Ist deshalb die Jagd auf Hexen und der Kräuferfrau Magdalena Capelani in Ihrem Besuch “Walliser Totentanz” so wichtig?

Werner Ryser: In der Zeit meines Romans, der an der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert spielt, hatte das Goms nur einen Pfarrer mit Sitz in Münster. Er wurde unterstützt von rund einem Dutzend Kaplänen und Altaristen. Zur Messe mussten die Talbewohner nach Münster kommen. Es trifft zwar zu, dass die Kirche im Rahmen der Hexenverfolgungen eine unrühmliche Rolle gespielt hat, aber die weltlichen Behörden standen diesbezüglich der Geistlichkeit keineswegs nach.
 
 
 
– Seit hundert Jahren hat das Goms etwa die gleiche Einwohnerzahl und zwischendurch seit neustem Besucher in den ausgebauten Spycher. Was hat Sie an dieser Walliser Region neben der Geschichte interessiert und wie haben Sie entdeckt?

Werner Ryser: Seit meiner Kindheit in den 1950er-Jahren verbringe ich meine Ferien im Wallis. Zunächst im Saastal, seit 1994 im Goms, wo wir einen, zu einer Wohnung ausgebauten Stall besitzen. Ic h habe noch das alte Wallis mit seiner archaischen Urtümlichkeit erlebt, mit seinem Glauben und Aberglauben. Ich war davon stets fasziniert und hoffe, dass das auch in meiner Erzählung zum Ausdruck kommt.
 
 
– Ihr Buch “Walliser Totentanz” ist ein Sittengemälde der Renaissance mit Intrigen, Macht. Liebe. Doch ein Walliser bleibt ein Walliser. Wie haben Sie diesen Typ Mensch erlebt, der am Anfang immer etwas mürrisch wirkt?

Werner Ryser: Ich erlebe die Menschen im Goms als angenehm zurückhaltend und fühle mich wohl unter Ihnen
 
 
-Sie arbeiten bei der Basler Pro Senectute und sind Herausgeber der Zeitschrift Akzente. Was für Projekt haben Sie nach der Lesereise vom 23.-25.9 ins Goms?

Werner Ryser: Ende September 2016 erscheint ein neues Buch von mir: „Das Ketzerweib“. Es geht darin um die Verfolgung der Täufer im Emmental des 17. Jahrhunderts und handelt von der Geschichte der Anna Jacob, deren Mann seines Glaubens wegen zu einer Galeerenstrafe verurteilt wurde, während sie von den Gnädigen Herren aus dem Gebiet des Kantons Bern verbannt wurde und mit ihren Kindern Asyl im Fürstbistum Basel (in etwa dem heutigen Kanton Jura) Asyl suchen musste.
 
 
Das Buch Werner Ryser Walliser Totentanz erschien bei Nagel und Kimche

Verlag