Wie es dem „Christbaum-Wald“ geht und seinem verborgenen Leben

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Bald singen wir „Oh Tannenbaum“ oder spazieren an den Festtagen durch den Wald, der einen Drittel des Landes bedeckt und sich aufgrund der Umweltbedingungen verändert hat. Wie? Christian Küchli vom Bundesamt für Umwelt in Ittigen kennt den Zustand des Schweizer Waldes. Ausserdem ein Buchtipp über das verborgene Leben des Waldes.

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Christian Küchli, als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Wald im Bundesamt für Umwelt haben Sie sicher auch Freude am Rauhreif, der momentan wie Puderzucker über den Tannzweigen hängt. Doch von blossem Auge ist es dem Laien nicht möglich zu sehen, wie es dem Berner, Freiburger und allgemein Schweizer Wald geht. Und geht es ihm?

Ich bin mehr der Sonnen- als der Rauhreiftyp. Darum liebe ich eher jenen Moment, wenn die Sonne durch den Nebel bricht… Der Wald hat grundsätzlich ein eher ruhiges Jahrzehnt hinter sich, ohne Stürme wie Lothar, der Ende 1999 wütete. Fast unbemerkt geblieben sind jedoch die häufigeren Trockenperioden in den letzten Jahren. Extrem war der Sommer 2015. Aber auch die häufig aktiven Waldbrandwarnungen machen deutlich, dass dem Wald eine neue, grosse Herausforderung bevorsteht: die Anpassung an den Klimawandel. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) haben dazu vor kurzem über Resultate aus dem 2009 gemeinsam gestarteten Forschungsprogramm berichtet. (Links ganz unten)

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Schweizer sind dauernd im Stress. Und dem Wald geht es wohl nicht besser. In den 80er der Borkenkäfer, dann der Lotharsturm und nun der Klimawandel. Auf was muss ich achten, wenn ich durch den Wald spaziere und Veränderungen suchen möchte?

Wir können zum Beispiel mehr dürre Rottannen (Fichten) beobachten, speziell nach Trockenperioden wie im Herbst 2015. Diese sind fast immer von Borkenkäfern befallen, welche durch Trockenheit geschwächte Fichten besiedeln. Das wird mittel- bis langfristig dazu führen, dass in tieferen Lagen weniger Fichten und mehr Laubbäume, zum Beispiel Eichen, wachsen werden.

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Der Wald ist der Ort, an dem sich Grundwasser bester Qualität neu bildet, weil er die Schadstoffe zurückhält und das gereinigte Wasser in die Tiefe sinken lässt, das wir dann trinken. Fahre ich aber durch Vorstädte wie Pratteln oder anderen Agglomerationen haben die  Industrie und Wohnhäuser eine Dichte erreicht, wo ich denke, der Wald kommt da nicht mehr nach mit reinigen oder doch?

Der Wald ist tatsächlich ein hervorragender Filter, der belastetes Wasser zu reinigen vermag. Deshalb liegen Trinkwasserfassungen oft im Waldgebiet oder besitzen bewaldete Einzugsgebiete. Tatsächlich ist das in Industrie- und Wohngebieten nicht der Fall und ein gesunder Boden und eine funktionierende Siedlungsentwässerung müssen hier verhindern, dass das Grundwasser verschmutzt wird. Im Raum Basel macht man sich die reinigende Eigenschaft des Waldes und des Bodens z. B. in den Langen Erlen zunutze. An bewaldeten Wässerstellen wird dort Rheinwasser auf den Boden geleitet und versickert. Das Wasser erfährt in den Schichten des Waldbodens eine natürliche Reinigung ohne Zufuhr von Energie oder Chemie und kann später in Grundwasserbrunnen als sauberes Trinkwasser entnommen werden.

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Die Nutzung von Fichte, Buche, Weisstanne hat zugenommen, lese ich in einer Studie. Doch im Wald wird meiner Beobachtung nach, immer mehr geholzt und liegen gelassen. Ein Widerspruch?

Verkauft wird vor allem die Fichte, bei der Weisstanne nimmt die Nachfrage zu. Buche wird gegenwärtig eher als Energieholz eingesetzt, aber als Nutzholz findet sie kaum Absatz. Buchenholz gilt als wild, d. h., es treten oft Spannungen auf, welche die Bretter verziehen. Das kann durch Verleimen aufgefangen werden. Dank dieser Lösung sollte der Stellenwert der Buche in der Holzwirtschaft mittelfristig wieder zunehmen. In den Schweizer Wäldern ist nämlich viel schlagreifes Buchenholz vorhanden – der Anteil am gesamten Holzvorrat beträgt rund einen Fünftel. Beim liegengelassenen Holz  handelt es sich vor allem um Kronenteile. Je feiner die Äste, desto mehr wertvolle Pflanzennährstoffe sind enthalten. Darum tragen die Schlagreste zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit bei. Zudem: vor dem entgültigen Zerfall des Holzes bietet es unzähligen Arten Unterschlupf oder Nahrung.

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Meine Wohnquartier liegt nahe am Wald, wurde vergrössert, Ausländer, Städter kamen und der Abfall, das Littering hat im Sommer ein Ausmass erreicht, das erschreckt. Bisher haben alle Kampagnen des Bundes gegen Littering versagt und trotzdem sollte gerade bei diesem Punkt neben dem richtigen Heizen und klimagerechten Verhalten noch mehr getan werden. Planen Sie weitere Aktionen?

Der Bund hat nie eine Kampagne gegen Littering durchgeführt, denn die Bekämpfung des Littering ist Sache der Kantone und Gemeinden. Diese tun viel gegen Littering. Grundsätzlich können und sollten alle Leute etwas tun für die Umwelt, indem sie ihren Abfall richtig entsorgen, indem sie bewusst konsumieren, indem sie den schönen Landschaften in der Schweiz Sorge tragen.

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Ein Spaziergang vor dem Fest, eine Waldweihnachten sind was Schönes. Wird der Wald der Schweiz mit seinen Tieren und Bäumen in Zukunft durch den Menschen und seinem Freizeitverhalten zu einer Art Disneyland gemacht?

In der Schweiz ist der Wald ein wichtiger Raum, wo sich die Menschen erholen können. Aber er erfüllt noch viele weitere wichtige Aufgaben: Er liefert Holz, schützt vor Lawinen und Steinschlag, filtert das Wasser, ist ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Waldpolitik der Schweiz hat zum Ziel, diese verschiedenen Aufgaben unter einen Hut zu bringen. Um den vielfältigen Ansprüchen gerecht werden zu können, arbeiten Waldbesitzer, Kantone und der Bund zusammen. Für wichtige Waldleistungen wie der Schutz vor Naturgefahren oder die Förderung der Biodiversität werden die Waldeigentümer durch Bund und Kantone unterstützt.

Links

Waldbrandgefahren

Resultate vom Bafu Klimawandel und der Wald 

Bundesamt für Umwelt

Wald der Schweiz – wie funktioniert der Wald und Ausbildung und Weiterbildung

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DER BUCHTIPP

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Das verborgene Leben des Waldes von David G. Haskell

Über ein Jahr hat der amerikanische Biologe David Haskell einen Quadratmeter altgewachsenen Wald immer wieder besucht und bis ins Detail studiert. Ausgerüstet nur mit Objektiv, Lupe und Notizbuch, Zeit und Geduld, richtet der Biologe seinen Blick auf das Allerkleinste: Flechten und Moose, Tierspuren oder einen vorbeihuschenden Salamander, Eiskristalle oder die ersten Frühlingsblüten. Und entfaltet mit dem Wissen des Naturforschers und der Beschreibungskunst eines Dichters ein umfassendes Panorama des Lebens im Wald, des feingewobenen Zusammenlebens in einem jahrhundertealten Ökosystem. Eine Grand Tour zwischen Wissenschaft und Poesie, die die Natur in ihrer ganzen Komplexität und Schönheit erfahrbar macht.

Eine Liebeserklärung an den Wald und jeder Satz versetzt einem in Staunen.

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Die Zeitmaschinen des Florian Schlumpf sind mehr als nur Minuten- und Stundenzeiger

Bis zum Jahresende ticken in der Galerie am Lindenhof in Zürich die Zeitmaschinen von Florian Schlumpf. Die kunstvollen Maschinen bringen uns die Zeit als etwas Erfassbares, zum Hören, Sehen und Staunen näher. Doch der Künstler aus dem Kanton Graubünden verrät im Interview noch viel mehr über seine Zeitmessung und sich.

Florian Schlumpf, in drei Wochen ist das 2016 zu Ende, eine Zeit geht zu Ende, wie ist Ihre Bilanz?
 
2016 wird in unsere Annalen eingehen als ein ganz entscheidendes Jahr, was unsere Zeitmaschinen angeht. Nicht nur konnten wir Zeitmaschinen an Kunstfreunde von Australien bis USA liefern, auch in Europa wurden unsere nicht ganz alltäglichen Kunst-/Design-/Uhren-Objekte richtiggehend „entdeckt“, was uns nach Jahren des Aufbaus sehr freut!
Die Galerie am Lindenhof zeigt in einer Zeit, wo alle rumrennen wegen den Geschenken, Ihr Werk bis Ende Jahr, was gibt es alles zu sehen?
Wir zeigen in der Galerie am Lindenhof ganz neu und zum ersten Mal unsere grosse Wandmaschine, eine monumentale kinetische Skulptur mit rund 2.2m Breite und 2.1m Höhe. Sie weist eine ganz neuartige Mechanik auf, wie sie im Uhrenbau noch nie angewendet wurde: unser in den letzten zwei Jahren entwickelter sog. Orbitalantrieb, bei dem das Uhrwerk kontinuierlich läuft. Nur das Ankerrad ist getaktet. Damit benötigt dieses Werk eine viel kleinere Antriebsenergie, da nicht bei jedem Takt das gesamte Räderwerk abgebremst wird, nur um es nach einem kurzen Sekundenbruchteil wieder hochzufahren!
Diese Wand-Zeit-Maschine zeigt neben Sekunde, Minute, Stunde auch den Wochentag an.
Sie stellen Zeitmaschinen her. Wie kamen Sie aus der Bündner Provinz dazu, diese “grosse Uhren” herzustellen?
 
Ich bin ein Leben lang begeistert von Uhren, von Räderwerken, von Pendeln, von mechanischer Bewegung in jeder Form. Schon als Kind bewunderte ich grosse Stand- und Wanduhren, die einem Raum ein ganz eigenes Ambiente zu geben vermögen, kraft ihres Tick-Tack-Geräusches, aber auch der harmonischen Pendelschwingung.
Diese Atmosphäre will ich mit meinen Werken schaffen. Nicht die Zeitmessung steht im Vordergrund, sondern die Bewegung und das feine Geräusch, quasi die Zeit in einer sichtbaren und hörbaren Dimension.
In Trimmis, wo Sie wohnen, hat es wohl Schnee. Wenn Sie morgens durch das Fenster schauen, sehen Sie in der Natur draussen, wie die Zeit vergeht. Was haben Sie über die Zeit gelernt, seit sie Zeitmaschinen herstellen?
Zeit ist für den Menschen ein Mysterium und wird es immer bleiben. Aber ich habe gelernt, dass man nicht Zeit gewinnt, indem man schneller etwas macht, sondern Zeit gewinnt, indem man seinen Rhythmus verlangsamt. Ist man versucht, wegen eines nahenden Termins in Hektik zu verfallen, versuche ich heute, langsamer zu werden, statt sich von Stress treiben zu lassen. Die Effizienz jeder Tätigkeit ist am höchsten, wenn die Tätigkeit in einem gewöhnlichen Rhythmus erledigt werden kann. Die Fehlerkurve steigt schnell an, wenn man meint, etwas besonders schnell erledigen zu müssen, um eben Zeit vermeintlich zu gewinnen.
 
Wenn ich den grossen Pendel bei Ihren Zeitmaschinen anschaue, wird mir entweder schwindlig oder eben ich komme durch das hin und her in eine Art Meditation, ist das gewollt als Mittel gegen den Zeitstress?
Ich habe viele Male erlebt, wie Menschen vor einem sich majestätisch bewegenden Pendel fast in Trance verfallen sind. Einmal war das in Moskau, wo wir die 12m hohe Monumentaluhr im Detski Mir errichteten. Da standen Bauarbeiter aus Kirgisien minutenlang vor den grossen Rädern, dem langen Pendel, und man sah ihnen an, dass sie für einen langen Moment sich vergassen, die Hektik, sie war wie abgelegt.
 
Hat einer wie Sie, der sich dauernd mit der Zeit beschäftigt, eine exakte innere Uhr oder kommen Sie auch manchmal zu spät, weil Sie die Zeit oder die Uhr vergessen haben?
Die innere Uhr? Ja, die läuft recht genau.
Aber die wichtigste Erkenntnis aus der Beschäftigung mit Zeit ist wohl die, dass man sie eher findet, wenn man sie nicht zu gewinnen sucht. Wenn ich in den Verkehrsmitteilungen höre, dass ein Stau einen „Zeitverlust“ von 40 Minuten verursacht, so ist das doch eher ein „Zeitgewinn“, da man in der Autokolonne nun 40 Minuten geschenkte Zeit hat. Aber ob ich dieses Geschenk auch immer so zu estimieren wüsste…


Die Ausstellung

 
Galerie am Lindenhof, Zürich
Vom 14. – 31. Dezember 2016 sind die Zeitmaschinen in der Galerie am Lindenhof ausgestellt.
Öffnungszeiten:
14. – 24. Dezember: 11 – 18 Uhr
25. – 31. Dezember: nach Absprache
Nähere Infos und Kontakt zu Florian Schlumpf  hier 

Cellistin Chiara Enderle über die Arbeit für argovia phil. und fernab

Chaira Enderle spielt vom 19. bis 24. Januar 2017 im 3. Abo-Konzert bei argovia philharmonics neben dem Geiger Sebastian Bohren in „Vermächtnis und Erbe“. Die Cellistin wird Schumanns Ouvertüre, Beethovens 7. Symphonie und Brahms im Doppelkonzert in Muri, Rheinfelden, Aarau und Baden aufführen. Doch wie denkt und lebt die Zürcherin privat?

Im Januar bekommst Du Chiara Enderele bei argovia philharmonic eine grosse Chance mit dem Konzert “Vermächtnis und Erbe”. Suche ich eine Arbeit, muss ich mich bewerben auf ein Inserat, wie bekommst Du als junge Musikerin zu Deinem Arbeitsplatz, der Bühne?
Anders als in vielen anderen Berufen kann man sich als freischaffender Musiker nicht einfach auf Stellenangebote bewerben. Bevor eine Konzertanfrage an mich kommt, läuft ein vielschichtiger Prozess, bei dem verschiedene Faktoren mitspielen – persönliche Empfehlungen, Hörensagen, Öffentlichkeitsarbeit von mir und auch eine Prise Glück.

 

“Vermächtnis und Erbe” enthält neben Schumanns Ouvertüren, Beethovens 7. Symphonie auch noch Brahms. Kriegst Du im ersten Moment bei so grossen Namen und ihren Werken nicht weiche Knie und welche Probleme gab es beim Einstudieren?
Diese “grossen Namen” Beethoven, Schumann und Brahms sind nach so vielen Jahren der Beschäftigung mit ihren Werken zu so etwas wie Freunden geworden. Ich fühle mich wohl mit ihrer Musik – hier bin ich daheim. Trotzdem: Die Ehrfurcht und Bewunderung für diese grossen Meister geht natürlich nie verloren und ich gebe mir mit jedem Konzert aufs Neue Mühe, ihnen gerecht zu werden! Das Doppelkonzert von Brahms ist, anders als gängige Cellokonzerte, nicht einfach ein Solowerk für Cello mit Orchester. Es ist gleichzeitig auch Kammermusik, und dementsprechend erfordert die Vorbereitung sehr viel Kooperation und intensive Zusammenarbeit von den beiden Solisten. Das empfinde ich aber nicht als Problem – im Gegenteil, es ist eine Bereicherung!

 

 
Chiara aus Zürich, Du bist jung und wirst als Cellistin schon in der Welt gefeiert. Hast Du trotz Deines ungewöhnlichen Lebenslaufes noch Kontakt zum Fussvolk Deiner Stadt und was machst Du in Deiner Freizeit?
Ich fühle mich trotz meines Berufs auf jeden Fall als “normale” Zürcherin! Ich wohne in einer WG und geniesse es, mich auch mit Menschen auszutauschen, die keine professionellen Musiker sind. In meiner Freizeit besuche ich Ballettunterricht im wunderbaren Tanzstudio Offdance (https://www.offdance.ch/) und lerne für mein Psychologie-Fernstudium, das ich voraussichtlich 2018 mit dem Bachelor abschliessen werde. Daneben geniesse ich es, zu kochen, zu wandern und mich mit Freunden zu treffen.

 

Das tägliche Ueben und fast blind eine Ouvertüre spielen können, versucht ja seelische Tiefs zu überspielen? Wie sehen Deine Stunden vor der Premiere aus und was machst Du, wenn es an einem Tag einfach nicht so geht wie Du willst?
Man muss sich intensiv mit sich selber und seinen Ängsten auseinandersetzen, um am Konzerttag alles geben zu können, das man in sich hat. Das ist in gewisser Hinsicht ein Vorteil am Musikerberuf, kann aber ganz schön anstrengend sein! Sich im Konzert gut zu fühlen, ist jedoch auch Übungssache. Mit jedem Jahr gelingt es mir etwas besser, vor Konzerten meine Energie gut einzuteilen und mich mental in eine Lage zu bringen, in der ich in eine Art Flow-Zustand komme. Inzwischen verbringe ich die Stunden vor dem Konzert meist in angespannter Aufregung, die aber durchaus auch Vorfreude beinhaltet! Konzerte spielen ist das, was ich am allerliebsten mache.

 

In “Vermächtnis und Erbe” spielt Ihr Beide das Können alter Meister nach. Juckt es nicht in den Fingern mit eigenem Material und eigener CD durch die Welt zu ziehen und hast Du schon in diese Richtung Pläne?
Mein Ziel ist es nie, das Können alter Meister nachzuspielen. Stattdessen suche ich nach meinem eigenen Weg und meiner eigenen Herangehensweise an die grossen Werke der klassischen Musik. Ich fühle mich tief verbunden mit diesem Material und freue mich sehr, diese auf CD aufzunehmen (so z.B. meine neue CD mit Werken von Ernest Bloch, die Anfang 2017 auf den Markt kommt) und damit durch die Welt zu ziehen.

 

 
Du hast zu diesem Interview auch noch Handyfotos beigesteuert, welche drei Musiker gehören momentan zu Deiner Top-Playliste?
Am liebsten höre ich mir klassische Musik an. Drei meiner Lieblings-Interpreten sind die Pianisten Martha Argerich und Swjatoslaw Richter sowie der Cellist Steven Isserlis.

Das 3. Abo-Konzert „Vermächtnis und Erbe“ findet an folgenden Daten statt:

 
DO 19.01.17; 20.00h; Rheinfelden (AG) Bahnhofssaal
FR 20.01.17; 19.30h; Baden Trafo
SA 21.01.17; 19.30h; Muri (AG) Kloster, Festsaal
SO 22.01.17; 17.00h; Aarau Kultur und Kongresshaus
DI 24.01.17; 19.30h; Aarau Kultur und Kongresshaus

Bestellen von Karten hier 

Informationen zu Chiara Enderle hier

Von Ferenbalm – Gurbrü nach Hollywood – Timos von Gunten „La femme et le TGV“

Jane Birkin, die französische Schauspielerin spielt die Frau aus der Gemeinde Ferenbalm-Gurbrü im bernischen Seeland, die 16 Jahre lang mit einem Schweizer Fähnchen den TGV Lokführern winkte und Guetsli für sie backte. Nun steht der Schweizer Kurzfilm auf der Oscar-Shortlist und der 26-jährige Regisseur Timo von Gunten weilt gerade in Los Angeles.

Timo, wir aus der Umgebung Ferenbalm sind ganz nervös wegen Deiner Oscarnomination. Momentan ist es im Stationshüsli Ferenbalm sehr kalt, während Du im sonnigen Los Angeles bist. Was machst da genau?

Also zuerst mal, es ist leider (noch) keine Oscarnomination sondern zuerst mal eine Shortlist (10 Filme) – was auch schon ziemlich aufregend ist – doch eine Einladung zum Event am 26. Februar auf den roten Teppich haben wir noch nicht. Trotzdem, das ganze Team ist sehr stolz auf diese Leistung. In LA bin ich in erster Linie allerdings nicht wegen LA FEMME ET LE TGV sondern aufgrund der Entwicklung meines Langspielfilmes THE MAN WHO SOLD THE EIFFEL TOWER – auch dieses Projekt eines, das auf wahren Begebenheiten beruht. Und übrigens, sonnig ist es schon aber so viel gefroren wie hier hab ich noch selten. Die sollten sich mal Heizungen anschaffen hier, denn 17°C in der Wohnung ist ziemlich ungemütlich.

Für alle nicht Seeländer. Das Stationshüsli Ferenbalm-Gurbrü liegt oberhalb Kerzers an der BLS Strecke Bern-Neuenburg und spielt eine wichtige Rolle in “La femme et le TGV”, welche?

Also das Stationshüsli hat meines Erachtens weniger eine Rolle als das daneben liegende Haus, in dem Sonja Schmid wohnt. Dort ist jene Geschichte entstanden, die nun tausende auf der grossen Leinwand zu berühren vermag.

Du drehst seit Du 13 Jahre gewesen bist als Kind, das ohne TV aufwuchs. Kurzfilme mit dem gewissen Extra. Mit 26 Jahren bist nun in Hollywood unterwegs. Filme drehen mit der digitalen Kamera ist eines, Kontakte knüpfen, verhandeln bei den Amis etwas anderes. Hast Du Dich von Xavier Koller, Marc Foster schulen lassen oder wie gehst Du mit dem Filmbossen um?

Xavier und Marc kenne ich zwar beide, sind für mich jedoch nicht die wichtigen Mentoren so wie paar andere in der Filmbranche. Giles Foreman zum Beispiel – ein Acting Coach aus London – habe ich sehr vieles zu verdanken. Aber generell bin ich mit jedem Kurzfilm einen weiteren Schritt gewachsen und habe neue wichtige Personen für meine Karriere kennengelernt. Manchmal ergibt sich erst nach einigen Jahren etwas, das weiss man nie im voraus. So lernte ich Jean de Meuron zwar in der Schweiz am kleinen Gässli Filmfestival kennen. Dass er für mich jedoch die wichtigste Person für die Verknüpfung in Hollywood wird und der Festivaldirektor Giacun Caduff der Hauptproduzent von LA FEMME ET LE TGV, hätte ich mir vor über 4 Jahren kaum träumen lassen. Wenn es mein Gegenüber zulässt versuche ich mich von jeder Person schulen zu lassen, denn jede weiss etwas, das ich noch nicht weiss.

 La femme et le TGV basiert ja auf einer wahren Geschichte und Du hast sie mit Jane Birkin verfilmt. Wie konntest Du die 68-jährige Französin, die sich nach Schicksalsschlägen in den letzten Jahren zurückzog, für diesen Kurzfilm gewinnen?

Ich habe glücklicherweise Jane mit dem Thema des Drehbuches berühren können. Sie wusste was Einsamkeit einer alten Frau bedeutet und glaubte daher diese Figur gut verkörpern zu können. Ich habe das Gefühl, dass man an manchen Star auch mit limitiertem Budget herankommen kann, wenn das Projekt eine Herzensangelegenheit wird – hier was es doppelt der Fall da es sich um eine Liebesgeschichte handelt.

Jane Birkin hat dieses Jahr bereits einen Preis, den Leoparden aus Locarno, für ihr Lebenswerk bekommen, nun greift Du nach dem Oscar. Ist es Dir egal, ob Du an der 89. Verleihung gewinnst, weil alleine durch die Nomination sich viele Türen geöffnet haben und welche?

Ich würde schwindeln, wenn mir eine Nomination, geschweige denn ein Gewinn egal wäre. Aber ich glaube die harte Zeit kommt erst danach, denn dann muss man der Welt beweisen, dass man den Oscar auch wirklich verdient hat. Und das endet nicht unbedingt immer in einer Erfolgsstory. Für mich auf jeden Fall ist wichtig, das weitermachen zu können das ich liebe, dann bin ich glücklich. Ich muss jeweils aufpassen, dass ich mich nicht zu stark unter Druck setze – und ein Oscargewinn hilft da sicher nicht.

Du filmst, wie wir Blogger arbeiten, dort wo es Dir passt und Du Inspiration hast. Bleibst nun in Amerika oder kommst wieder in Deine Zürcher Produktionsfirma BMC Films zurück und verfilmst Schweizer Menschengeschichten?

Wo immer ich Geschichten finde, die mich berühren reise ich hin. In der Schweiz muss man teilweise etwas tiefer graben, aber auch dort hat’s zweifellos gute Geschichten, die die Welt zu bewegen vermögen. BMC Films reist auf meinen Knien überall mit, denn eigentlich ist das bis jetzt nur mein Laptop. Amerika ist ganz schön und gut, aber ich komme auch immer wieder gerne zurück in die Schweiz – auch für Projekte, denn ich habe mir mittlerweile eine Entourage mit vielen wunderbaren Menschen aufbauen können. Ein grosses Anliegen ist mir jedoch schon Filme für die Leinwand zu realisieren, die wie der TGV die Schweizer Grenzen hinter sich lassen kann.

Mehr Informationen zu Timo von Gunten und seine Arbeit bei BMC hier

Danke für das Mitmachen aus Los Angeles und hier noch einige Fotos rund um die Bahnstation Ferenbalm – Gurbrü