Sinplus – This is what we are – Tessiner Brüderduo zeigt was es kann

Wer hätte das gedacht. Die Brüder Ivan und Gabriel Broggini aus Locarno wurden den meisten von uns 2012 mit der Teilnahme am Eurovisions Song Contest bekannt, doch auch fünf Jahre später geht die Erfolgsgeschichte der Tessiner mit einer Goldenen für „Tieniti Forte“ und dem soeben veröffentlichten Album “ This is what we are“ weiter.

Im Interview gespickt mit eigenen Handyfotos erklären die Beiden warum.

Gabriel und Yvan Broggini, das Jahr ist noch jung und ihr bekommt für “Tieniti Forte” dem offiziellen Titeltrack der Europamisterschaften im Kunstturnen eine Goldene. Trotzdem sehe ich Euch nicht auf der kommenden Swiss Music Awards Liste. Ist der Kontakt und Akzeptanz in der Deutschschweizer Musikszene immer noch schwierig?

Wir freuen uns sehr über dieses erste Gold! Es kam total unerwartet, deswegen geniessen wir es noch mehr! Leider sind die Swiss Music Awards ein geschlossener Zirkel, in dem seit Jahren immer die gleichen Namen zirkulieren.
Wir sind independent, ein Projekt aus dem Tessin ohne grosses Label oder Management im Rücken. Deshalb hat niemand dort ein grosses Interesse daran, Sinplus ins Rampenlicht zu stellen. Sagen wir es so: Unseren Lebensunterhalt verdienen wir nicht dank den SMA. Vielleicht nominieren sie uns dann mal, wenn wir eine Grammy Nomination kriegen. 😉 hehe
In der Schweiz konzentriert sich die Szene immer auf die gleichen Acts. Leider sieht man auch die Resultate dieser Situation; seit Gotthard hat es kein Schweizer Act geschafft, über die Landesgrenze hinaus wirklich bekannt zu werden.
Drei Jahre nach der letzten Cd erschien diese Woche die neue “This is what we are”. Der Titel tönt nach einer Selbstfindungsphase?
 
 Es gibt verschiedene Gründe die zu diesem Titel geführt haben. Es ist ein bisschen provokativ, weil das Album sicher das repräsentiert was wir jetzt sind. Aber alles ist im Fluss und so wird auch unsere Musik sich verändern. Es ist aber auch so zu verstehen, dass Leute eine Aussensicht auf uns haben, weil sie Sinplus auf der Bühne oder in einem Video sehen. Aber letztlich sind wir einfach zwei Brüder, die gerne Musik schreiben und eine positive, motivierende Botschaft verbreiten wollen.
Wir haben versucht, alle unsere Einflüsse und Erfahrungen in Songs zu konkretisieren, wir wollten uns keine Barriere oder Grenze setzen. Jeder Song ist einzigartig, es gibt viele verschiedenen Ebenen und Nuancen. Wir wollten nichts wiederholen ausser, dass das Thema der Freiheit mehrere Male im Album thematisiert wird. Wir haben das Album selber produziert und es war recht schwierig. Als eigener Produzent ist es so, als wärst du Spieler und Trainer gleichzeitig, das ist nicht einfach. Kreativ als Künstler, aber konkret wie einen Produzent.
 Was viele nicht wissen, Ihr seid in Länder wie Lettland oder Tschechien und anderen Ostblockländer populär. Das hat sicher mit dem 2011 Eurovisionauftritt zu tun. Wie muss man sich den Kontakt in diesen Ländern vorstellen. Früher hiess es immer, da sei alles so korrupt, dass man Angst haben muss, dass die Gage am Schluss kommt?

Es ist manchmal schwierig, mit ihnen zu kommunizieren, aber am Ende haben wir es immer geschafft. Sie sind vielleicht nicht so gut organisiert wie in der Schweiz, aber sie haben viel Enthusiasmus! Als wir das erste Mal in den Osten gegangen sind, hatten wir einen Auftritt in der Arena in Minsk, Weissrussland, und es hat uns wirklich positiv überrascht wie die Leute Freude an unserer Musik hatten. Unglaublich!
Es ist auch zu betonen, dass der Charts Eintritt oder die grössten Festivals in Tschechien nicht dank des Eurovision Song Contests zustande gekommen sind. Eigentlich hatten wir per Zufall einen grossen Promoter kennengelernt, der unsere Musik entdeckt und dort verbreitet hat. Es ist schon witzig, dass uns die Leute auf der Strasse in Prag ansprechen, aber uns niemand erkennt wenn wir z.B in Basel spazieren gehen.
Die neue Cd ist sehr abwechslungsreich und sicher  eine Anlehnung an die 80ier Jahre. Ich hatte immer Simple Minds, U2 und andere im Hinterkopf. Hört ihr in Losone englischen Pop und wie kam die Zusammenarbeit mit Michaela Shiloh zustande?
Ja, du hast wirklich gut gehört. Wir haben viele 80er Jahre Musik gehört und U2 sind sicher unsere Lieblingsband seit unserer Kindheit. Unsere Ziel ist es, Pop-Rock zu entwickeln und ins 21. Jahrhundert zu führen, aber natürlich ist dies leichter gesagt als getan!
Die Zusammenarbeit mit Mickey entstand quasi per Zufall. Unsere Schwester, die auch unsere Managerin ist, war letzten Sommer in L.A. und hat sie an der Eröffnung eines Tonstudios kennengelernt. Als Mickey unseren Song gehört hat, war sie begeistert und hat uns ein Duett vorgeschlagen. Es klang von Anfang an grossartig!
 Ihr seid Brüder, hat da jeder seine Seite im Musikmachen, die er alleine macht oder gibt es lange Diskussionen bis ein Song fertig ist?
 
Wir glauben, dass es ein grosses Vorteil ist, dass wir Brüder sind. Unsere Schwester ist als Managerin auch dabei. Ein Team von Leuten, die 100% dabei sind und an dasselbe glauben, ist unzahlbar! In der Musik-Geschichte gibt es viele erfolgreiche Beispiele dafür.
Im Produktionsbereich gibt es sicher manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber schlussendlich haben wir gelernt, dass die Musik vor persönlichen Wünschen und Ansprüchen kommt. Wenn wir verschiedene Ideen haben, dann richten wir uns mal nach dem einnen und beim nächsten Mal nach dem ander
 
Ihr habt zu diesem online-Interview noch ein paar Handyfotos geschickt. Was macht ihr im Leben, wenn ihr nicht Musik macht und wo trifft man Euch im Tessin der Freizeit?
Wir sind meistens im Studio am Spielen, aber falls noch Zeit für Freizeit bleibt, dann lieben wir Sport. Insbesondere Jogging, Tennis, Ski fahren, Judo, Stand Up Padeln, Surfen und Fussball. Und wir verreisen auch gerne.
Am Abend treffen wir uns mit unseren 4, 5 besten Freunden und treffen uns zum Apéro zu Hause oder am Strand. Das machen wir lieber als in die Clubs zu gehen. Im Sommer ist es im Tessin super, weil du mit all den Flüssen und dem See das Leben wirklich geniessen kannst. In Winter ist es schwieriger, aber perfekt für einen Musiker, der sich im Studio ohne Ablenkungen, wie du sie in einer grossen Stadt hast, abschotten kann.
 
Das Video zu Video „Tieniti Forte“ für das es Gold gab
Informationen zu Sinplus hier
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Andreas Hofer – mit Engeln aus Davos-Frauenkirch die Welt verbessern

Es ist Winterzeit und fernab der Langlauflopien arbeiten Kreative in kleinen Bergdörfern, die es zu besuchen lohnt. Die zweite Ateliertür unserer Serie geht drei Kilometer nach Davos in Frauenkirch beim Bildhauer Andreas Hofer auf.

Können Sie noch erinnern als es in der Jugend click gemacht beim Stichwort Holz, dies wird der Sinn meines Lebens sein?

Ich bin ja aufgewachsen auf einem Bauernhof in Frauenkirch und mein Grossvater war Säger/Schreiner. Holz war also immer gegenwärtig. Ich machte, nachdem ich mit 14 Jahren wusste, dass ich Zimmermann werden will, eine Lehre in Davos und im Winter war ich Skilehrer bis zum 22. Lebensjahr, wo mich ein Unfall plötzlich vor die Frage stellte, was nun, da sowohl die Arbeit auf dem Bau wie auf der Piste nicht mehr möglich war. Also besuchte ich die Fachhochschule Brienz, nachdem ich im Prospekt des Berufsberaters, das Bild des Reliefs vom Maler Ernst Ludwig Kirchner sah, das in meiner Schule hing. Da wusste ich Bildhauerei ist der Schritt aus der Krise.


Nachdem das WEF vorbei ist, die kommende WM St. Moritz wohl bis hier spürbar ist und sich Tausende Touristen auf den Davoser Pisten abmühen, frage ich mich halt schon, ob es die Fraktionsgemeinde Frauenkirch braucht, damit sie Inspiration haben und in sich schauen können?

Wenn mich ehemalige Schulfreunde besuchen, finden sie die Abgeschiedenheit Frauenkirchs schrecklich. Ich bin im ehemaligen Stall meine Grossvaters von Ablenkung befreit und kann ruhig arbeiten. Weil Spaziergänger sich auf die Spuren Kirchners machen, der auch hier gelebt hat, schauen manche bei mir vorbei und es gibt interessante Begegnungen mit Touristen.

Sie haben ja den Skulpturenweg gemacht, organiseren das Internationale Davoser Bildhauersymposium. Spricht das Holz, das aus den Wäldern von hier kommt, mit ihnen, wenn Sie es bearbeiten oder ist es Mittel zum Zweck?

Ich habe keine emotionale Bindung zum Holz. Es ist wie in der Arbeit als Zimmermann zweckgebunden. Es soll Träger meiner Botschaft sein, die einen Effekt hervorrufen will.
Leider kann ich nach Widerständen in der Bevölkerung den Skulpturenweg, wo Arbeiten von mir zu sehen waren, nicht mehr machen, Doch meine meterhohen Engel gibt es hier im Dorf oder auf der Schatzalp  Das Symposium im Sommer ist ein über die Schulternschauen wie ein Werk entsteht auch bei ausländischen Künstlern, eine sehr interessante Sache.

Was macht Sie traurig und was glücklich?

Stimmungen auf Hölzer rüberzubringen, ist der rote Fraden in meinem Leben und der Engel war die allererste Skulptur, die ich je gemacht habe. Es sind Schutzengel frei von jeder Religion. Ich machte einen Engel für meinen Bruder, ein bekannter Skifahrer, aus der Angst heraus, ihm könnte das Gleiche gesehen wie dem Fahrer, der heute im Rollstuhl sitzt. Er hat den Hinweis verstanden. Für meinen früh verstorbenen anderen Bruder machte ich ein Grabmahl.
Glücklich macht mich auch immer wie Kunden Kraft aus meinen Arbeiten holen können bei Schicksalschlägen.


Die hart-box wie sich Ihr Atelier nennt, ist ein Künstlerkollektiv. Sie können ja gut reden. Also ein Mittel sich dort auszutauschen und von der Bildhauerei zu leben, nehme ich an?

Ja alles zusammen, nach sieben Jahre alleine hier, suchte ich und meine Frau, die als Modedesignerin und Schneiderin arbeitet, einen Weg den Platz der Schneu besser zu nutzen und nun bieten wir Boxen für Künstler aus der Umgebung an, damit sie einen Ort haben, um sich zu entfalten. Auch helfen mir die Gespräche mit den Künstlern hier, in der Auseinandersetzung mit ihren Ansichten auf mein Werk mich weiterzuentwicklen.

Das 2017 ist noch jung. Was haben Sie sich vorgenommen und welche Vorsätze schon wieder gebrochen?

Ich habe mir vorgenommen, die Welt zu verbessern. Ueber ihr hängt seit einigen Jahren ein Schatten durch die ganzen Terroranschläge und Flüchtlingskisen. Der Schatten in der Seele der Leute, die sich mit der Fragen nach der Existenzberechtigung plagen, beschäftigt mich. Meine Engel könnten da wie eine Nadel in der Akkupunktur sein, indem man sie auf einem wunden Punkt in der Welt draussen hinstellt und durch einen Austausch mit ihnen sich heilt. Ich bin nicht religiös aber gläubig.
Ich möchte mein Leben 2017 bunter machen, dass habe ich mir vorgenommen.

 


Ja für das Gute im Menschen braucht es Phantasie, für das Böse nicht, denke ich mir, als mich Andreas Hofer an der Bushaltestelle absetzt, winkt und ich den Engel beim Bergfriedhof Frauenkirch erblicke, Mut fasse für den Gang ins Unterland mit einem unruhigerem Leben als hier im Landwassertal.

 

Mehr Information zu Andreas Hofers Atelier hart-box hier

 

Monet in der Fondation Beyeler – Träumen am Seerosenteich

Mitten im Winter die Farben und das Licht des Frühlings vorwegnehmen, das tut die Ausstellung „Monet“ vom 22. Januar – 28. Mai in der Fondation Beyeler, die 62 Gemälde des französischen Impressionisten zwischen Landschaften am Mittelmeer, Flussläufe der Seine und die Spiegelungen der Schatten rund um die Seerosen beinhaltet.

Die Fondation Beyeler wird 20. Jahre alt und lebt von grossen Ausstellungen und Namen aber auch von der Anlage, die Stimmung hat. Auch die 62 Gemälde von Claude Monet, Leihgaben aus allen berühmten Museen der Welt, gehen  auf den wichtigsten Aspekt der Schaffensjahre Monets nach 1880 bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein, eine Stimmung schaffen. Die berühmten Bilderwelten des Franzosen leben nicht vom Detail sondern vom Inneinanderfliessen von Gegebenheiten aus der Natur, dem Moment und dem Fliessen des Lichtes und der Farben des Malers.Spiegelungen und Schatten sind die Schlüssel zum Geheiminis das Monets Gärten und Naturabbildungen beim breiten Publikum und besonders in der Damenwelt so beliebt macht. Ein Paradies in dem der tägliche Ueberlebenskampf der Natur wegradiert wird, nur die Ruhe und Harmonie sieht der Betrachter.

Der Tod seiner Frau 1879 war auch der Zeitpunkt an dem sich Claude Monet als Meister des Impressionsmus neu orientierte. Geld hatte er eh genug verdient mit seinen immer an der Grenze zum Kitsch gemalden Bilder , nun kam eine Phase in der es persönlicher wurde, sprich, das Motiv als solches tritt in den Hintergrund, auf die Leinwand kommt, das, was das Motiv mit dem Maler macht.
Monets Reflexionen über Bilder sind in einem doppelten Sinn zu verstehen. Die Wiederholung seiner Motive durch Spiegelungen, die ihren Höhepunkt und Abschluss in den Gemälden der Spiegelungen in den Seerosenteichen finden, ist auch als ein fortwährendes Reflektieren der Möglichkeiten des Bildes zu deuten, das sich durch die Darstellung und Wiederholung eines Motivs Monet im Bild zeigt.

Die Landschaft Frankreichs ist sicher Monets Motiv schlecht hin, doch auchdie Stadt London liebte er. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 war sie sein Zufluchtsort und um die Jahrhundertwende kehrt wieder in die Metropole zurück. So finden sich den auch die Ausschitten von der Waterloo- und Charing Cross Bridge wie auch Anlehnungen an sein Vorbild Wiliam Truner in dieser Periode.

Monets Spätwerk ist fast ausschliesslich von seiner malerischen Auseinandersetzung mit seinem Garten und den Spiegelungen in seinen Seerosenteichen geprägt. In der Sammlung Beyeler finden sich dafür hervorragende Beispiele. Der letzte Raum der Ausstellung ist ein Ausblick auf die Bilder aus Monets Garten in Giverny, wo er am 5.12.1926 starb.

 

 
Weitere Informationen zur Ausstellung hier
 
Bilderquellen
1

CLAUDE MONET, COUCHER DE SOLEIL SUR LA SEINE, L’HIVER, 1880

SONNENUNTERGANG ÜBER DER SEINE IM WINTER

Öl auf Leinwand, 60,6 x 81,1 cm
Pola Museum of Art, Pola Art Foundation
2

CLAUDE MONET, LA TERRASSE À VÉTHEUIL, 1881

DIE TERRASSE IN VÉTHEUIL

Öl auf Leinwand, 81 x 65 cm Privatsammlung Foto: Robert Bayer
3

CLAUDE MONET, EN NORVÉGIENNE, 1887

IN DER BARKE

Öl auf Leinwand, 97,5 x 130,5 cm
Musée d’Orsay, Paris, Vermächtnis der Princesse Edmond de Polignac, 1947
Foto: © RMN-Grand Palais (Musée d’Orsay) / Hervé Lewandowski
4

CLAUDE MONET, CHARING CROSS BRIDGE, BROUILLARD SUR LA TAMISE, 1903

CHARING CROSS BRIDGE, NEBEL ÜBER DER THEMSE

Öl auf Leinwand, 73,7 x 92,4 cm
Harvard Art Museums/Fogg Museum, Schenkung Mrs. Henry Lyman, 1979
Foto: Imaging Department © President and Fellows of Harvard College
5

CLAUDE MONET, NYMPHÉAS, 1916 – 1919

SEEROSEN

Öl auf Leinwand, 200 x 180 cm
Fondation Beyeler, Riehen/Basel
Foto: Peter Schibli, Basel
6

THEODORE ROBINSON: PORTRAIT OF MONET, AROUND 1888–90

Cyanotypie, 24 x 16,8 cm Terra Foundation for American Art, Chicago, Gift of Mr. Ira Spanierman, 1985 Foto: © Terra Foundation for American Art, Chicago / Art Ressource, NY

Maya Graber – aus Liebe zur Natur, Frau und Bildhauerei im Goms

Es ist Winterzeit und fernab der Langlauflopien arbeiten Kreative in kleinen Bergdörfern, die es zu besuchen lohnt. Die erste Ateliertür geht in Geschinen im Obergoms bei der Bildhauerin Maya Graber auf.

 

Zum Glück scheint die Sonne über diesem Winterwanderweg, den sonst wären die acht Grad unter Null und die Bise eine noch grössere Herausforderung zum geschlossenen Haufendorf Geschinen, wo 78 Häuser eng beieinanderstehen und die Skulptur des Hünen Weger Baschi im Zentrum ein Pferd auf den Schultern über einen Baumstamm trägt.

Ein roter Kater kommt auf mich in der Sennereigasse zu, doch Maya Grabers Werkstatt finde ich erst nach einem Anruf und sie sagt, sie komme vor die Pforte. Pforte? Ahja in Sinas Lied heisst das Türe erinnere ich mich und richtig da steht sie vor ihrer Werkstatt

Kannst Du Dich noch an den Moment erinnern als es beim Stichwort Ton click gemacht hat, dies ist der Sinn Deines Lebens?

Es war nicht beim Ton sondern in einem Schreinerkurs, wo ich den Wunsch verspührt habe dreidimensional zu arbeiten. Ich hatte bis zum 18. Lebensjahr diverse Berufe ausprobiert und wusste lange nicht, was ich machen wollte, doch ein Bildhauer- und Kunststudium brachte mich auf den rechten Weg. Als Frau aus dem Luzernerseetal verliebte ich mich in eine Frau aus dem Goms und zog vor fünf Jahren nach Geschinen. Ich habe die Dorfsennerei, in der bis 1997 Milch verarbeitet wurde, selber ausgebaut und arbeite hier mit Holz, Metall,Ton, Wachs und Knette.

Braucht es die Einsamkeit des Goms um sich selber zu spüren, Inspiration aus sich selbst zu haben?

Du glaubst es nicht, aber ich bin hier trotz weniger Einwohner weniger einsam als in der Stadt. Es schauen Besucher rein oder wenn ich trotz der wenigen Meter von der Wohnug ins Atelier gehe, gibt es oft ein Gespräch mit den Dorfbewohnern. Ich habe gelernt, dass ich, wenn ich nicht reden will, nicht stehen bleiben darf. Im Sommer machte ich Aufträge, im Winter neue Sachen wie dieser Vogel aus Ton. Auch bin ich Deutschland aktiv an Projekten beteiligt. Die Dorfleute haben mich angenommen, da ich mit der Werkstatt auch das Dorfleben belebe.


Manche Künstler brauchen die Reibung an der Aussenwelt um kreativ zu sein, das schient mir hier nicht gegeben oder?

Auch im Goms gibt es Probleme. Ich bin sehr politisch interessiert und ich brauche die Natur um mich, die gibt mir Kraft. Andere Kreative kommen an meine Workshops hier ins Atelier, das gibt einen Austausch. Ich bin trotz ohne Auto oft unterwegs.


Spricht der Ton mit Dir, wenn Du ihn formst oder ist er Mittel zum Zweck?

Ich habe in meiner Ausbildung gelernt, gezielt zu arbeiten. Der Ton und auch die anderen Materialen sind Werkzeuge. Meine Idee und die Form haben Vorrang. Der Mensch ist der Ausgangspunkt von allem, dass nun auch Tiere dazukommen, hat mit einem neuen Projekt zu tun.Im Sommer arbeite ich draussen am Stein, vor Weihnachten fromte ich Wachs und nun ist diesen Monat der Ton dran.

Was macht Dich glücklich, was traurig?

Ich liebe die Natur und auch meine Tiere. Traurig macht mich das momentane Weltgeschehen. Doch aktiv in die Politik einsteigen möchte ich nicht, obwohl ich gerade eine Anfrage für eine Grossratskanditatur erhielt, die ich aber ablehnte.Die Flüchlingskrise geht mir nah, doch sie künstlerische umzusetzen, scheint mir im Moment schwierig.


Das 2017 ist noch jung. Was hast Du Dir vorgenommen und vielleicht schon einen Vorsatz gebrochen?

Ab Februar sind jeden Monat Kunstprojekte geplant und Mitte September mache ich das Atelierfest zum 5jährigen Bestehen. Ansonsten bin ich nicht so der Typ, der Vorsätze fasst. Doch warte. Es gibt einen, ich möchte gelassener werden.

Sie schenkt mir einen Grüntee ein, den sie zuvor mit einem Pinsel umgerührt hatte und legt Holz ins Feuer des Steinofens während die Sonne hinter der Sebastianskappelle untergeht und das Termometer bald über Nacht unter sechszehn Grad fällt.

Kontakt und Informationen zu Maya Graber hier

Informationen zu Münster-Geschinen hier

 

Andrea Fischer Schulthess – Motel Terminal oder morden aus Liebe zum Kind

Andrea Fischer Schulthess kann schreiben und zwar Sätze wie diese:

„Meine zwölfjährige Tochter lebt in dem Haus. Sie ist dort zur Welt gekommen und hat es noch nie verlassen. Niemand weiss, dass es sie gibt, ausser mir. Warum das alles so ist, wie es eben ist, soll dich nicht kümmern. Aber du musst wissen, dass die Kleine mir weggenommen wird, wenn es jemand erfährt, dass sie existiert.“

Ein Ausschnitt aus dem Debut „Motel Terminal“, das Buch über das alle reden, geschockt sind und alle Kritiker im deutschen Raum loben. Zeit für ein Interview mit der talentierten Zürcherin über den Mord aus Liebe an der eigenen Tochter.

Nach Ihrem Abschied vom Mamablog, Auftritten mit dem Minitheater Hannibal, mehreren Fundraising Aktionen für Flüchtlingslager und dem Debut von «Motel Terminal» wurden Sie Ende Jahr krank. Wie geht es Ihnen heute und was haben Sie sich für 2017 vorgenommen?
 
Mit geht es ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Eine Grippe oder Erkältung sind für mich meist hilfreiche, aufgezwungene Erholungsphasen, nach denen ich wieder voller Energie bin. Vorsätze für 2017 habe ich eigentlich keine, aber dafür um so mehr Pläne. Im Februar werde ich nach Serbien reisen um mit Vanja Crnojević von Borderfree Association kleinere Hilfswerke anzusehen und eine neue Fundraisingaktion von www.herzundkohle.ch zu machen. Zudem haben wir am 3. Februar Premiere im Millers Studio mit unserem ersten Erwachsenenprogramm «ein Grimmiger Abend» und ich arbeite an einem neuen Buch. Auch der Rest des Jahres ist schon voller spannender Projekte, auf die ich mich sehr freue
.
 
Gehe ich recht in der Annahme, dass es ohne den Fall Kampusch, Ihre Erfahrungen als Biologielehrerin und Mutter Ihr Debut «Motel Terminal» nicht gegeben hätte oder gab es andere Inspirationsquellen?
 
Sicher haben Sie damit einige der wichtigsten Quellen schon erwähnt. Aber es gab nebst Kampusch und Fritzl auch noch viele andere Berichte über ähnliche Fälle, die ich über Jahre verfolgt habe sowie theoretische Literatur. Auch T.C. Boyles Buch «Das wilde Kind» hat mich sehr berührt, ebenso die Geschichte Parzivals, der von seiner Mutter von der Welt ferngehalten wird, um ihn vor dieser zu beschützen – und der gerade deshalb dann nicht gerüstet ist, in ihr zu bestehen, als er schliesslich doch auf sie trifft.
Vieles in Ihrem klaustophobischen Thriller, in dem eine Mutter ihr Kind eingesperrt hält, entwickelt sich wie Vieles in der Wirklichkeit, weil Mütter Unverarbeitetes in ihrer Seele rumtragen und falsche Projektionen haben, stimmt das?
 
Ich würde es etwas anders formulieren. Wir alle, Mütter und Väter, sind das Produkt unserer Erfahrungen und versuchen daraus abzuleiten, wie wir unsere Kinder erziehen möchten. Vieles geschieht dabei tatsächlich unbewusst und nicht immer gelingt das so, wie wir wollen. Zudem steckt in fast jeder Mutter der nahezu übermächtige Wunsch, ihr Kind vor der Welt zu beschützen – und häufig schadet das den Kindern mehr, als es ihnen nützt. Ein Beispiel: Auf lange Sicht ist es weniger gefährlich für ein Kind, auf einen Baum zu klettern und sich dabei den Arm zu brechen, als sich vor lauter Überbehütung nichts zuzutrauen und ein unkörperlicher Stubenhocker zu werden. Und doch hat die Mutter in jenem Moment aus ihrer Sicht das Kind vor einem Unfall beschützt, in dem sie ihm nicht erlaubt hat, allein in den Park zu gehen. In meiner Geschichte habe ich diesen Ur-Wunsch, ein Kind vor Leid zu bewahren, ins Extreme gedacht.
Die Schilderungen sind sorgfältig, sie machen gute Beobachtungen im Verhältnis Mutter Tochter, sind zärtlich um Sätze später wieder die Erbarmungslosigkeit zu schildern. Sie waren ja auch Bloggerin und nun ein ganz anderer literarischer Stil mit Grenzerfahrungen. Wie haben Sie sich vorbereitet, um die neue Sprache zu finden?
 
Ich denke nicht, dass ich eine neue Sprache finden musste. Ich habe schon immer gern allerlei unterschiedliche Dinge geschrieben. Als Berufsschreiberin bin ich es zudem seit fast 20 Jahren gewohnt, meine Sprache einem Medium beziehungsweise einem Publikum anzupassen. Es macht mir Spass, mich auf mehr als eine Weise ausdrücken zu dürfen. Aber ich gebe zu, ich habe es sehr genossen, zum ersten Mal ganz so schreiben zu können, wie ich es wollte.
Die aktuelle Flüchtlingssituation erlebten Sie kurz vor Ort auf der griechischen Insel Lesbos. War das eine Reise aus Betroffenheit, um nachher auch in Zürich noch weiter zu helfen oder Inspiration für das nächste Buch?
 
Es war eine sehr rasche Entscheidung ohne viel Nachdenken. Ich war und bin erschüttert und empört darüber, wie Europa und die Schweiz mit diesen Menschen umgehen. Das treibt mich seither an, mich zu engagieren. Ich weiss, dass sehr viele Menschen ähnlich denken und fühlen wie ich. Daran will ich mich festhalten und das will ich unterstützen.
 
Neben der öffentlichen Person als Autorin und Geschichtenerzählerin sind Sie auch Mutter einer Tochter und eines Sohnes und verheiratet. Wie bringen Sie das Schreiben von Extremsituationen wie in «Motel Terminal», die sehr aufwühlend sein können, mit den Gefühlen im Alltag als Mutter und Ehefrau unter einen Hut?
Die Frage ist umgekehrt. Ich frage mich, wie Menschen ohne den Humor und die entspannte Offenheit eines Familienalltags schreiben können, ohne dabei verloren zu gehen. Ich bewundere das. Mein Alltag macht es mir erst möglich, in düstere Geschichten abzutauchen – und auch wieder herauszufinden. Zudem liebt meine Tochter die gleiche Art von Büchern wie ich und ist eine sehr gute und kritische Beraterin. Mein Mann hat vor allem eine Engelsgeduld mit mir, wenn ich mal wieder das Gefühl habe, es gehe nichts mehr. Und mein Sohn ist immer für einen Schwatz zu haben, wenn ich mal wieder lieber mit ihm Zvieri esse als an meiner Geschichte zu knobeln. Das alles brauche ich.
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Nähere Information zum Buchinhalt hier

Das Buch Motel Terminal erschien im Salvisverlag hier
Kontakt zu Andrea Fischer Schulthess hier
Die Fotos fotografierte Andrea Fischer Schulthess

Grand Mothers Funck – Take the money und tanzt den Funk

Die Burgdorfer Band Grand Mothers Funck kanns einfach nicht lassen und schickt ohne musikalischen Firefanz auf der neuen CD „Take the money“ auch im 23. Jahr ihrer Bestehung den warmen Sound des 70ier Funks gemischt mit Neuem unters Volk. Saxophonist Daniel Bohnenblust ist auch wieder dabei und steht im Interview Red und Antwort.

 

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23 Jahre nach der Gründung gibt es Euch als Burgdorfer Funk Band immer noch, also macht Ihr es nicht des Geldes wegen wie der Titel der neuen CD “Take the money” vermuten lässt?

Nein, des Geldes wegen, spielt man, zumindest in der Schweiz, keinen Funk oder Soul, und schon gar keinen Jazz. Da muss man schon etwas getrieben sein, um den Aufwand einer neuen Produktion wieder auf sich zu nehmen. Mir macht es aber immer wieder grossen Spass, neue Stücke zu komponieren, diese mit der Band einzuproben, und sie dann Live umzusetzen.

Der Titel „Take The Money“ und auch der Geldscheissende Hund, sind Inhalt zweier Stücke auf der CD. (In „ The Dog  und „ Confessions…) Es handelt sich dabei um Themen wie Lohnungleichheit oder dass einem mit einem Mal alles Geld genommen wird, wenn man nicht tierisch aufpasst, wie ebern unser süsses Hündchen.

So wie der Hund nun aussieht, kann es auch ein Symbol sein, für die Machtgier überall auf der Welt, von Tyrannen, welchen das viel Geld schon hintenraus drückt, und es ja mit niemandem teilen wollen.

Das Hundeli hat übrigens Bernard Bamert illustriert, der viele Jahre bei uns Posaunist war.

 

 

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Du Daniel Bohnenblust bist als Bandleader wieder neu bei GMF, was hat Dich wieder zur Urformation gezogen?

Ich brauchte nach ein paar sehr intensiven Jahren mit GMF eine Pause für meine Familie, und war auch interessiert, mich mehr anderen Silrichtungen und Bands zu widmen. (Afrobeat mit The Faranas, oder Jazz mit Stewy von Wattenwyl)

Als es vor ca 2 Jahren einen grösseren Wechsel bei GMF gab, die beiden damaligen Bläser sind aufgestiegen, fragten sie mich, ob ich wieder einsteigen möchte. Ich habe mich sehr gefreut und mich sogleich ans Komponieren gemacht. Als einziger Bläser habe ich nun mehr Platz, mich solistisch auszutoben, und habe neben unserem Sänger Rich auf dem Sax wieder mehr eine Leaderposition, was mir sehr viel Spass macht

Und natürlich war es auch ein Zurückkommen zu meiner alten Liebe. Wir haben ja so viel gemeinsames Erlebt, in einem Alter, wo halt so richtig abgeht! Es war sehr erstaulich, wie das einfach so funktioniert hat mit den neuen Stücken die ich gebracht habe: Ich habe ihnen meine Ideen kurz erklärt, und ab ging die Post. Ich denke, dass es Stilistisch sehr gut zu dieser Band passt, weil die Musik ehrlich und ungekünstelt daher kommt.

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 Mit GMF wird sofort das Stichwort tanzen verbunden. Ist der Sound von “Take the money” neumodisch technisch oder auch etwas retro?

Heutzutage ist ja Retro und Neumodisch nicht einfach so klar zu Trennen. Vieles was neumodisch technisch daher kommt, ist einfach was schon längst erfundenes, was einfach ein bisschen aufgepimt wurde. Oder vieles wird ganz bewusst in einem Retro- Stil präsentiert. Das hat sich alles arg durchmischt. Was eigentlich auch gut finde, weil man einfach das machen soll, was einem am Herzen liegt. Und genau das haben wir mit dem neuen Album gemacht. Zu bestimmen, ob das nun Retro oder Neumodisch ist, ist schlussendlich auch nicht Sache der Musiker.

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Am 20. Januar gibt es das erste Konzert in Mühle Hunziken Rubigen, danach seit ihr als siebenköpfige Band auf Tournee. Wenn Du das Musikgeschäft heute ansiehst, verlierst Du als Saxophonist nicht manchmal den Mut, wenn ihr auf den Steamingdiensten der Jungen nicht mehr zu finden seid?

Ja, dass ist schon sehr schwierig und auch aufwändig geworden. Wenn man sich da wirklich Gehör schaffen will, ist das schon ein Vollzeitjob alleine. Aber wir tun unser Bestes, möglichst breit Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem denk und hoffe ich, dass sich Gutes auch weiterspricht, und wenn wir das Glück haben, dass eine gewisse Eigendynamik entwickelt.

Hattet ihr bei “Take the money” das Publikum bei der Herstellung im Hinterkopf oder sagt ihr euch, zuerst muss es uns gefallen, dann überträgt sich der Funken auf das Publikum?

Ich habe beim Komponieren höchsten das Publikum im Kopf, wie es dann, wenn wir auf der Bühne abdrücken abgeht. Aber schlussendlich muss es uns Spass machen, was dann auch von der Bühne runter wirkt. Ich denke, dass uns ein sehr abwechslungsreiches Album gelungen ist, das sowohl beim Anhören, wie auch Live gut funktioniert.

Wir sind jedenfalls sehr gespannt auf die Reaktionen!

 

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Grand Mothers Funck sind ab 20. Januar auf Tournee, nähere Information und Band, Cd und Tournee hier

 

Sarah Meier über ihre Show für Art on Ice 2017

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Sag niemals nie, dies hat Eiskunstläuferin und Europameisterin Sarah Meier gelernt, denn zwei Jahre nach ihrem letzten Mal kehrt sie für die diesjährige Ausgabe von Art on Ice wieder zurück wegen Sänger James Morrison, der sie darum bat. Daneben sind die Olympiasieger Meryl Davis und Charlie, der Walliser Stéphane Lambiel, Verrenkungskünstlerin Nina Burri und Weltstar Chaka Khan an den Shows in Zürich, Lausanne und Davos dabei.

Sarah Meier, dank dem Treffen im letzten Sommer in einer TV Sendung mit Ihrem Lieblingssänger James Morrison kommen Sie zurück aufs Eis, was werden Sie uns zeigen?

Ich werde zu „Won’t Let You Go“ laufen. Das Programm habe ich mit meiner Choreografin Salomé Brunner einstudiert. Mehr will ich nicht verraten, das können die Zuschauer dann sehen.

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James Morrison sagte zur seiner aktuellen Scheibe “Higher then here”, er müsse singen, um mit seinen Dämonen fertig zu werden. Welche Gefühle vermissten Sie nach dem Rücktritt und spüren sie wieder angesichts der Proben zu Art on Ice?
Mein Rücktritt vom Wettkampfsport ist nun schon sechs Jahre her. Ich habe den Übergang gut geschafft und vermisse in meinem Alltag nichts bewusst. Wenn ich etwas nennen müsste, dann vielleicht, der unmittelbare Lohn, den man bekommt. Das Feedback der Zuschauer, der Fans, meiner Trainer. Ob positiv oder negativ, ich wusste immer genau, woran ich bin. Das ist im Arbeitsleben nicht immer so direkt.

Zwar ist James Morrison nicht mehr so erfolgreich in der Hitparade wie zu Beginn seiner Karriere, fühlt aber noch Sälle wie beim letztjährigen Zermatt unplugged. Hat er die Songs für die Show gewählt und wie machen Sie daraus eine Choreografie?

Ja, zusammen mit den Produzenten von Art on Ice hat er die Songs ausgewählt und aus der Liste habe ich dann „meinen“ Song gewählt, in Absprache mit meiner Choregrafin Salomé Brunner. Zuerst versuchen wir immer, den Text zu verstehen, um zu interpretieren, was der Sänger damit ausdrücken will. Ich kannte den Song natürlich in- und auswendig, aber hatte mir davor noch nie so viele Gedanken zum Text gemacht. Dann haben wir mit der Interpretation auf dem Eis begonnen, zuerst mit den Schritten, dann mit den Armen, Kopf, Mimik…

Sie sind in James Morrison als Fan verliebt, haben Sie keine Angst, dass die Gefühle mit Ihnen verrückt spielen, wenn Sie vor ihm auf dem Eis laufen und er nur wenige Schritte dahinter singt?

Ich bewundere James Morrison als Künstler, bin höchsten verliebt in seine Musik. Das ist eine andere Ebene der Bewunderung. Vielleicht können diese Verbindung nur Künstler untereinander verstehen. Also nein: Da habe ich keine Angst und mein Freund auch nicht 😉

Als 32-jährige stehen Sie in Zürich, Lausanne und Davos für Art on Ice wieder auf den Schlittschuhen, Denis Bielmann lief auch noch lange nach dem Ende der Wettkämpfe. Ist Art on Ice einmalig oder der Ausstieg aus dem Journalismus und Wiedereinstieg aufs Eis?

Es ist definitiv mein letzter Auftritt bei Art on Ice. Wenn ich aus dem Journalismus aussteigen wollen würde, dann hätte ich das definitiv in der Vorbereitung getan, denn Arbeit und Training unter einen Hut zu bringen, war sehr streng und eine logistische Herausforderung. Aber ich mag meinen Job und er ist meine Zukunft. Ob und was ich auf dem Eis in Zukunft noch machen werde, lasse ich für den Moment offen.

Weitere Informationen zur Show und Karten hier

 

Thomas Schauffert – Kreativität und Essen aus aller Welt in Allschwil

An der Hardstrasse in Birsfelden liegt im Erdgeschoss das THS Studio, wo Thomas Schauffert seine Kreativität auslebt. Der 52-jährige ist für den Schweizer Durchschnitt nur schwer zu fassen, tanzt er doch auf zehn Hochzeiten gleichzeitig, ist als Elektroingenieur stets online und immer mit dem neusten Digitalen vertraut, aber eigentlich schlägt das Herz nur für zwei Sachen.

Zum einem für seine Familie in Oberwil und dann für die Musik. Aber nur für die Echte. Denn als Produzent machte er in seinem Studio jahrelang Hits, die waren dann big in japan, aber eben auch schnell vergessen und wie vieles in der Popmusik von heute gemacht für den Erfolg. Die Seele fehlte. Doch Heuchlen ist nicht mehr das Ding für einen gestandenen Mann, der auf seinem Facebookprofil schreibt, dass er für Liebe und Frieden eintritt und in der Ruhe die Kraft liegt.

Um diese universellen Werte auch musikalisch rüberzubringen, hat er einen Freund in Kamerum gefunden. Paco Mbassi, 1982 in der afrikanischen Metropole geboren, gilt der Schwarze als Musiker, der Tradtion und Moderne verbinden kann mit seinem selbsthergestellten Instrumenten. World Music nennt man das und wer noch offen Fremden gegenüber ist und gerne Rhythmus und Beats hört, kann Paco Mbassi, Thomas Schauffert und Freunde live erleben.

Am Samstag 28.Januar im Mühlestall Allschwil ist es nun soweit, Die Premiere für das Ohr, den Gaumen und das Auge beim ersten Konzert der World Music Dinner Tournee. Neben den Musiker gibt es ein 3 Gang Buffet aus Indonesien und man sitzt auf Stühlen, die unter der Anleitung von Christian Kusch (Bild unten) aus Allschwil extra für den Abend geschaffen wurden und das Tüpfchen auf dem i sind die Gläser, aus denen getrunken wird. Der Graveur Burkhard Koller verziehrt die Gläser mit einer persönlichen Botschaft.

Die grosse Welt und was Menschen mit ihren Händen und Seelen schaffen können, ist Ende Januar in der Basler Provinz zu bestaunen.

28.1.1017 Im Mühlestall, Allschwil Tickets hier

Sänger George: Der „Buuregiel“ zeigt sein Seeland und das Kufa Lyss

Samstagmorgen Bahnhofstation Siselen – Finsterhennen minus zehn Grad im Seeland Sänger George lacht über beide Ohren, als wir uns nach sechs Jahren wieder sehen. Er hat auch einen Grund dazu, den in wenigen Tagen bekommt er für seine Mundartcd“ Buuregiel“ eine Goldene im Kufa Lyss und ich komme in den Genuss einer Autofahrt mit seiner Freundin durch seine Heimat.

 

Der Hauch beim Sprechen mag fast gefrieren, doch die erste Station unserer Fahrt ist schnell gefunden und seine Freundin am Steuer fährt über die schneebedeckten Landstrassen an den Bielersee nach Lüscherz, wo sich der Sänger an einem geheimen Platz im Sommer von seiner Arbeit als Landschaftsgärtner und auf der Bühne erholt. Ob er dann auch FKK macht, will ich spasseshalber wissen und wir lachen wie so oft an diesem Morgen, wo gerade ein Fischer mit seinem Boot durch das dünne Eis an Land fährt und ich frage:
George, wenn Du heute auf Deine Anfänge Deiner Musikarriere zurückschaust, weisst Du noch, ob Du angefangen hast aus Langweile in der Provinz oder weil Musik das einzig Wahre ist und die Menschen alles Heuchler?
 
Ich hatte  zwar immer bis heute eine grosse Leidenschaft für Musik, fing aber erst mit 25 Jahren an zu singen, nachdem ein Kollege mich gefragt hatte in einer Coverband mitzumachen. Nach 5 Jahren wollte ich meine eigenen Texte und Persönliches im Seeländerdialektt singen.
 
Ooh kalt, schnell ins Auto und schon gehts wieder über Land und plötzlich sagt George „Stopp“. Vor uns ein gepflügter Acker und der Entstehungsort seines Hits „Buuregiel“. Der Acker liegt nicht weit vom Dorfeingang Kallnach entfernt, wo George Schwab im ersten Hof des Ortes aufgewachsen ist und uns seine Schwester im Kuhstahl begrüsst. Man merkt, hier geht George das Herz auf, doch für ein Foto mit den Kannichen ist er sich dann zu schade, den die beissten,stattdessen geht es zu den Kühen und Kälber und sein Hit „Hier bini deheim“ schwirrt durch die Luft.
Deine neue Single heisst „Viel, z’viel schöni Froue“. Frauen sind und waren deine Fanbasis. Hat Dich der Kontakt zu Frauen an den Konzerten und Privat nachhaltig geprägt, Dein Frauenbild verändert?
 
Klar gab es Groupies und Verehrerinnen, doch diese „Phase“ habe ich ausgelebt und schnell als oberflächlich abgehackt. Nun bin ich ja auch schon lange mit meiner Partnerin zusammen. Ich schätze es, wenn Frauen selbstständig und selbstbestimmt durch das Leben gehen, gerade deswegen, weil ich es im traditionellen Elternhaus so nicht gekannt habe.
Der Kleinwagen bleibt auf halber Stecke im Schnee stecken und wir rollen rückwärts, während George noch witzelt, hier habe er als Junge geschlittelt, reisst seine Freundin das Steuer rum und nach einem Umweg gelangen wir auf den Hügel oberhalb seines Elternhauses, wo er seinen grössten Hit schrieb „Wenn d`Sunne hinterem Jura unger geit und d`Fälder wienes grosses Meer …“ Kennt jedes Kind im Seeland aus dem Singunterricht, doch nun liegt ein Nebelmeer über der schwarzen Erde des grossen Mooses des Seelandes.
 
Ohne Lyss und Umgebung würde Deine Karriere nicht funktionieren, weil Du immer Geschichten aus dieser Gegend besungen hast. Doch die Region  hat sich verändert mit den Ausländern, den Ueberbauungen. Trauerst Du etwas um die gute alte Zeit ?
 
Schon etwas, den wie vielerorts ist das Klima kälter geworden, unpersönlicher. Ich kannte die Zeit noch, wo sich die Nachbaren grüssten und die Kinder wie an diesem Hang zusammen Ski fuhren und nicht wie heute alleine am Computer hocken. Zwar haben Sisselen und Aarberg trotz Zuwachs ihren Charme behalten, aber nicht Lyss. Das ist mit den neuen Quartieren recht gross geworden. Polen, die in der Umgebung im Gemüsebau arbeiten, wohnen dort. 
Die Zeit für eine heisse Tasse Tee in seiner Wohnung nutze ich, um noch ein Foto vor seinem Vorbild an der Wand Jim Morrison zu machen und halt die Frage nach der Gesundheit zu fragen, um die es in den letzten sechs Jahren immer wieder Gerüchte gab.
Du bekommst nun die Goldene für „Buuregiel“, Deinen Top Ten Erfolg in der Hitparade, doch danach gab es viele Probleme. Wie geht es Dir heute und auf was legst Du wert?
 
Nachdem Grosserfolg war es ein Auf und Ab. Ich konnte dem Druck der Plattenfirma Universal sofort an den „Buuregiel“ gleich Erfolgreiches zu liefern nicht standhalten, hatte ein Burn-out. Das Musikgeschäft hat sich stark verändert, der Verdienst durch das illegale Runtergeladene, klein. Doch ich sehe auch, dass ich viel Erreicht habe und alles, was jetzt kommt, ist Zugabe. Gehe nun lockerer an die Sache, habe auch die neue Single selber rausgeben.

 

Eine Stütze in der Burn-out Phase und heute ist sicher seine Freundin, die er aber nicht heiraten will, aber doch aufs Foto nimmt, als wir uns rasch in Aarberg die Holzbrücke anschauen und die Sonne scheint. Beide mögen die Altstadt sehr und George schwärmt noch von seinem letzten Konzert zu Weihnachten mit einem Pfarrer, der auch mal zur Rockgitarre greift, als ich frage:
Das Jahr ist jung und Du bist an dem Arbeiten an einer neuen Cd. Wie laufen die Vorbereitungen, gibt es Veränderungen?
 
Die Cd sollte im September erscheinen, doch noch macht mir der alte Vertrag mit der Plattenfirma Mühe, da er ein Knebelvertrag ist und ich sehr viel Verdienst abgeben muss. Auch fehlt noch der Produzent. Ich möchte mich einfach nicht unter meinem Wert verkaufen. Ich muss bald neu verhandeln.

Lyss, der Verkehr wird dichter und mein Zug wartet schon, doch vorher gehts mit viel Gas noch ins Kufa, der Kulturfabrik, die George gross gemacht hat und in der er seine Goldene am 12. Januar erhalten wird, aber ohne das Dabeisein seiner 80-jährigen Eltern, aber der grossen Fangemeinde im Seeland.

Viele Stars starben 2016. Was möchtest Du, was man von Dir als Mensch und Sänger in Erinnerung behält?

Als Mensch war ich immer ein bodenständiger, der offen auf Menschen zugeht. Als Sänger war ich einer, der nie abgehoben ist und Lieder aus dem Leben schrieb, die auch in 50 Jahren noch Gültigkeit haben.

 



Konzert : 

Canal 3 Soundcheck Special

 12.1.17 Kufa Lyss Konzert und Goldverleihung hier

 

Informationen zum Künstler hier

Fotograf Walter Pfeiffer erhält Preis für Lebenswerk an der photo17

Der 1946 geborene Zürcher Walter Pfeiffer wurde Anfang der Jahrhundertwende dank dem Bildband“Welcome Aboard. Photographs 1980-2000″ endlich weltbekannt, nachdem er vorher jahrelang im Untergrund seine Suche nach Schönheit mit der Kamera ausgelebt hatte. Heute befinden sich seine Werke in Schweizer Kunsthäusern und der Windsor Collection und Sir Elton John Photography Collection England. Zeit diesen Fotografen zu ehren und vorher stand er noch für einige Fragen Red und Antwort.

 
Im Rahmen der photo17 gibt es am 9.1 den Lifetime Award für Sie. Ist dieser Preis für Sie einer für das Werk oder insgeheim auch einer für den Durchhaltewillen eines EPA Dekorateur, der es als Audiodidakt zu was gebracht hat und seine Gefühle kreativ auslebte?
Natürlich, es ist ja nicht selbstverständlich, dass man so lange durchhält. Ich fühle mich geehrt, den Lifetime Award zu erhalten, ich würde sagen, er ist für beides.
Sinnlichkeit bei Jungs bis zu Gegenständen sind Ihre Sujets. Wählten Sie die Fotografie, weil Sie für Schönheit keine Worte fanden und mit der Kamera Antworten für sich fanden?
Jawohl, richtig erfasst!
Als Lehrer an der F+F Schule für Kunst und Design Zürich unterrichten Sie junge Menschen, die mit einer Bilderflut aufwachsen. Sie als Kind der 70 er Jahre lieben die Visconti-Film als Inspiration. Hat das Internet Ihre heutige Sichtweise auch schon verändert? 
Nein, der Bilderflut entfliehe ich, indem ich regelmässig alles lösche. Manchmal muss man wieder reinen Tisch machen.
Sie wurden ja erst ab der Jahrtausendwende berühmt. Hat dieser Gang ins Ausland und Zusammenarbeit mit Vogue usw. bis heute ihre Lebenshaltung und ihr Modebewusstsein nachhaltig geprägt?
Nein, das Modebewusstsein hatte ich schon immer. Das hat man oder nicht. Aber ich hatte natürlich das Glück, mit den Besten auf ihrem Gebiet zu arbeiten und von ihnen zu lernen.
Neben Jungs, androgynen Menschen,  Sportler verehren Sie kreativen Frauen. Schönheit gibt es auch in der Natur, was würden Sie nie ablichten?
Ich suche primär nach der Schönheit. Sie ist mein Treiber. Ich möchte keine schrecklichen Dinge fotografieren.
Was halten Sie von den Blender auf den Social media wie Instagram, die vom Schnappschluss leben?
Die haben eigentlich nichts mit meiner Welt zu tun. Sie beschäftigen mich nicht weiter.
 
Das Jahr ist jung, schon gibt es einen Preis und was für Projekt haben Sie für den Rest des Jahres?

 

Einige Dinge, die darf ich aber noch nicht verraten. Und sonst lasse mich überraschen was auf mich zukommen.
Informationen zu Walter Pfeiffer unter seiner Ausstellung an der Photo17 hier