Monat: April 2018
Rechthalten – David Bielmanns Roman über die Ermordung der Christina Aeby
Der Mord an der 21-jährigen Christina Aeby 1820 erschütterte die Dorfidylle von Rechthalten im Kanton Freiburg. Die Landjäger begannen mit den Ermittlungen und überführten einen Mann, doch war dieser der Mörder? Der Lehrer und Romanschreiber geht in seinem neusten Buch „Im Schatten der Linde“ dieser Frage nach.
In Rechthalten oder allgemein im Sensebezirk geht manchmal schon die Post ab, ich hätte also gut über etwas Aktuelleres schreiben können. Aber der Fall Christina Aeby ist in Rechthalten auch nach fast zweihundert Jahren nicht vergessen, in den Köpfen der Leute ist er nach wie vor präsent. So gesehen ist der Mord auch heute noch aktuell.
Mich hat zunächst vor allem interessiert, was damals wirklich geschehen ist. Der Roman basiert auf den Originalakten, die ich im Freiburger Staatsarchiv eingesehen habe.
Ich würde nicht behaupten, dass der Falsche gehängt worden ist. Aber ja, ich habe bewusst noch andere Verdächtige ins Spiel gebracht, um ein kritisches Licht auf die Justiz jener Zeit zu werfen – schliesslich erfolgte das Geständnis in der Folterkammer.
Der Sensebezirk ist ja bekannt unter vorgehaltener Hand für seine Seilschaften und dass man vieles in Eigenregie dem Frieden zuliebe regelt. Der Mord und die Verurteilung sind eine Sache, das andere war die geänderte Stimmung über Jahre in der Region gegenüber Fremden?
In der Region sind ja viele Leute auch heute skeptisch gegenüber Fremden, wie etwa die Diskussionen um das Bundesasylzentrum zeigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man damals einen Fremden, der kurz nach dem Mord im Dorf aufgetaucht ist, besonders kritisch betrachtete. Man kann die Szene im Buch also auch als Anspielung auf die Fremdenangst von heute lesen.
Sie wohnen in der Nähe des Gedenksteins zum Mord in der Tächmatt, was sicher bei der Inspiration half. Welche Unterschiede im Schreiben des neuen Romans bemerkten Sie oder mussten Sie gar lernen zu den früher veröffentlichten Gottéronkrimis?
Zuerst einmal habe ich vor dem Schreiben ziemlich lange recherchiert: Einsicht der Akten, Transkription der Akten, Lektüre von Texten zum frühen 19. Jahrhundert … Dann musste ich mich beim Schreiben auch an diese Recherchen halten, ich durfte mir nicht alle Freiheiten nehmen wie etwa bei den Gottéron-Krimis. Auch die Sprache musste der Zeit gerecht werden. Beim Schreiben meines ersten historischen Romans habe ich also einiges gelernt.
Willisau – Neue Herzroute durch den Napf eröffnet
Die Nummer 399 auf roten Pfeifen zeigt ab heute E-Bikefahrer den Weg auf 154 km durch den Napf. Stadtrat und Käsermeister Pius Oggier eröffnete zusammen mit den Verantwortlichen der Herzroute im Rathaus Willisau die neue Teilstrecke der Herzroute und lud gleich zu einer erste Fahrt ein.
Bern – NS-Raubkunst von Gurlitt zum zweiten Mal im Kunstmuseum Bern
Gurlitts Kunstsammlung bewegt die Welt. Sechs Jahre nach deren Fund zeigt das Kunstmuseum Bern bis zum 15. Juli unter dem Titel „Der NS-Kunstraub und die Folgen“ 130 Werke von denen den Meisten weder ein NS-Bezug belegt noch mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.
Zermatt unplugged – Vernonica Fusaro und Emeli Sandé in Höchstform
Zermatt unplugged heisst für Newcomer auch bei sechs Grad auf die Aussenbühne des Alex. Die singende Thuner Soziologiestudentin Veronica Fusaro liess sich davon nicht abschrecken und verzauberte die Zuschauer. Und welche Stimmung verbreitete die schottische Soul Sängerin Emeli Sandé abends im Zelt?
Zermatt unplugged – Kodaline und Sarah Connor oder wenn die Mutter die Jungs wegrockt
Die 11. Ausgabe des Zermatt unplugged bot am ersten Tag Konzerte, die wie das Aprilwetter tagsdurch war, stark durchzogene Irren und eine schon den Frühling spürende Deutsche.

Nachdem die Plattenverkäufen im digitalen Zeitalter zurückgingen, war und ist das Livekonzert die Visitenkarte der Künstler, der sich aus der Fülle der Festivals, das raussuchen kann, das die beste Gage zahlt und einen Ruf hat. Und manchmal ist ein Auftritt an einem Festival auch eine Art Entschuldigung. Nachdem Kodaline die ganze Europatournee abgesagt haben, weil das dritte Album noch nicht fertig sei, fuhren Fans aus ganze Europa mit der roten Matterhornbahn an, um wenigstens das Zückerli mit dem einzigen Konzert für dieses Jahr in Zermatt anhören zu können und sie wurden enttäuscht.
Im ausverkauften Alex herrscht von der ersten bis zur hundersten Minute eine Bombenstimmung, weil Sarah eine reiche Palette von Pop, Soul bis Hardrock bot und geschickt dazwischen die deutschen Lieder mit den tiefgründigen Texten einbaute. Sie kämpfte zwar mit Stromausfällen, machte dies aber mit Spässen mit dem Publikum wett und bot den vielen Mädels im Publikum Frauenpower und den Männern sexy Tanzeinlagen. Als „Wie schön du bist“ verklang, stampfte und klatschte das Publikum wie wild und Sarah Connor kam mit ihrer sechsköpfigen Band zurück und gab drei Zugaben.
Mürren – Trauffer rockte die kleine Scheidegg
Wie im Mittelland herrschte auf der kleinen Scheidegg beim 21. Snowopenair Frühlingsstimmung bei acht Grad und 9500 Zuschauer stampften den Restschnee beim Alpenrock von Tauffer oder AnyMacDonald in einer Art Ballermannstimmung zusammen.
Sempach – Die Stille am Himmel oder warum soviele Vögel sterben
Wir bestimmen, was in der Natur lebt oder stirbt. Wer diesen Frühling mal nicht aufs Handy starrt sondern zum Himmel hört, vermisst oft Amsel, Drossel, Fink und Star und viele mehr. Biologe Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach über das Verschwinden der Vögel und einer Lebensqualität.
Der Frühling kommt zwar langsam, aber in meiner ländlichen Umgebung höre ich weniger Amseln als früher dafür unzählige Raben. Ein Sinnbild für das Sterben der Vögel oder?
Die Amsel gehört zu den häufigsten Schweizer Brutvögeln. Ihr Bestand nimmt schweizweit zu. Sorgen machen wir uns mehr über den Rückgang einst häufiger Arten, wie etwa der Feldlerche. Allerdings ist ihr Rückgang nicht einfach eine Folge des leisen Sterbens sondern Ausdruck des Unwillens des Menschen, ihr geeignete Lebensräume zur Verfügung zu stellen. Im Falle der Feldlerche ist das eine Landwirtschaft, in der Wiesen so bewirtschaftet werden, dass die Vögel zwischen zwei Schnitten genügend Zeit haben, Nachwuchs grosszuziehen.
Menschen sind in der Ueberzahl und haben Hunger, Vögel aber auch. Warum reagierte der Bund nicht auf das Vogelsterben und erlässt Richtlinien für das Pflanzen und Bauen für Mensch UND Tier?
Ich bitte Sie, den Bund mit dieser Frage zu konfrontieren.
Nach den Bienen nun also die Vögel, die streben. Hat die ganze Diskussion der letzten Jahre über die Biodiversität und die Forderung aller Umweltschutzverbände, bei denen die aufs Geld und Profit aus sind, nichts bewirkt?
Das Engagement von Umweltverbänden und Landwirten zeigt punktuell sehr wohl Wirkung. Schweizweit nehmen die Bestände vieler Vogelarten allerdings nach wie vor ab. Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität in der Schweiz kann nur gelingen, wenn die ganze Bevölkerung beim Konsum, bei Wahlen und Abstimmungen sowie bei der Gestaltung ihres Gartens mithelfen.
Neben den Raben sind aber auch Störche in der Anzahl gewachsen. Ist es einfach das Pech der Singvögel, dass sie so klein, zierlich, scheu sind und zu wenig frech wie Raben oder Ratten, Füchse, die sich aus der Zivilisation anderswo nehmen, was Mutter Natur nicht mehr an Nahrung hergibt?
Wir beobachten, dass wenig anspruchsvolle Vogelarten von der Banalisierung der Landschaft, dem Siedlungswachstum und der intensiven Landwirtschaft profitieren. Auch viele kleine Singvogelarten sind sehr anpassungsfähig und nehmen daher im Bestand zu, so etwa im Siedlungsraum.
Was sollte der private Gärtner und Grünflächenbesitzer vermeiden beim Bepflanzen der seines Gartens zugunsten der Vögel?
Verzichten Sie auf den Einsatz von Gift – wogegen auch immer. Und gestalten Sie Ihren Garten so, dass Vögel, aber auch Insekten Nahrung und Nischen für die erfolgreiche Fortpflanzung finden.
Weitere Informationen über einen vogelfreundlichen Garten und über Vögel und die Arbeit der Vogelwarte Sempach hier
Anmerkung: Das Interview wurde via Mail mit Biologe Michael Schaad geführt und es war sein Wunsch nicht mit Bild zu erscheinen.