Die Bilanz vom Leben des 74-jährigen Ex Pink Floyd Sängers Roger Waters ist: Beruflich ein Genie, privat gescheitert. Weil die vierte Ehe in die Brüche ging und er seiner Ex eine Millionenabfindung zahlen muss, ist er mit einer monumentalen Installation und Surround Sound wieder auf Tournee und begeisterte im Zürcher Hallenstation gleich an zwei Abenden jeden zweieinhalb Stunden lang.
Englands Musikszene hat über die letzten vierzig Jahre die zwei Genies Paul McCartney und Roger Waters hervorgebracht, von denen nur der Zweite den Sprung ins visuelle, digitale Zeitalter geschafft hat wie die zwei Schweizer Konzerte zeigten.
20.10 Uhr seit zehn Minuten zeigt die riesige Bühnenleinwand eine am Strand vor sich hinträumende Frau. Das Meer rauscht, die Möwen schreien, nichts geschieht, aber der Tagesstress der Zuhörer geht mit der scheinbaren Ruhe der Szene, es fehlt nur noch der Strandkorb im Station. Doch Roger Waters dunkle Sicht auf den Menschen lässt nicht lange warten, der Himmel wird immer röter, die Gitarren heulen, das Chaos der Erde nimmt mit den ersten Takten des Progressivrock seinen Lauf und das heisst eine Bilderflut nach der anderen flimmert vor den Augen der Zuhörer.
150 Minuten Musik aus vier Pink Floyd und zwei Soloplatten untermalen x Hundert Videosequenzen, grafische Spielereien, Schockbilder und kurze Liveschaltungen zwischen den 24 Songs. Die Bilderflut lenkt vom doch altersbedingten schwachem Gesang, der mangelnden Silbenbetonung, den Falten im Gesicht und dem mageren Körper eines 74-jährigen Senioren ab und nicht zuletzt auch von der fehlenden Kommunikation mit dem Publikum.
Die Show ist wie bei allen amerikanischen Stars, Roger Waters lebt seit langem in den Staaten, eine bis ins letzte Detail minuziös geplante Vorstellung, die keinen Spielraum für Spontanes den einer Begrüssung hat.
Die ganze Videoshow ist derart im Vordergrund und gross, dass man als Zuschauer den Musiker fast nicht mehr sieht und sie wirkt wie zu lange auf das Handy starren wie eine Betäubung. Nach einer halben Stunde ist jeder erschlagen von dem sekundenschnellen Wechsel der Videos.
Nach dem Höhepunkt des Abends „Another brick in the wall“ zusammen mit Zürcherschulkindern, öffnet sich in der Mitte des Station nach der Pause eine Fabrik und ein Schwein schwirrt umher. Donald Trump als Travestit, als Nackter mit kleinem Penis, als Sau bekommt sein Fett ab und die Gesellschaftskritik geht durch das ganze Set, das sehr aggressiv daherkommt und die besten Pink Floyd Songs der siebziger Jahre enthält.
„Us and then“ war die Verschmelzung von Musik, Video, Theater zu einer Kunstperformence , die dem Zuschauer alles abforderte, neue Massstäbe in der multivisuellen Musikkonzertdarbietung setzte und mit der sich der 74-jährige Roger Waters als genialer Musiker von der Bühne für immer verabschiedete.