Wir haben ein Leben, eine Welt und zwei Hände, um diese mit Müll zu verunreinigen. Gegen diese Sauerei am Strand, der Strasse oder in den Parks geht Trash Hero World vor, indem die Schweizer Organisation überall auf der Welt versucht Freiwillige zu finden für die Beseitigung des achtlos Weggeworfenen.
Rahel Schaub, mit Trash Hero World sammeln Sie Plastikmüll in Asien an Stränden und auf dem Land. Bei mir am See, Strassenrand und Wald sieht es auch vermüllt aus. Wo bleibt das Engagement in der Schweiz?
Unsere Bewegung hat ihren Ursprung auf einer Insel in Thailand und hat sich von da aus verbreitet. Daher sind wir in Südostasien stark vertreten. Wir haben aber Ortsgruppen (sogenannte Chapters) auf der ganzen Welt, zum Beispiel in Prag und New York, in Afrika haben die ersten Trash Heroes gestartet und auch in der Schweiz räumen wir als Trash Hero Switzerland seit Herbst 2017 auf. Bern, Winterthur und Zürich haben pro Monat jeweils ein bis zwei Trash Hero Cleanups und am 26.August findet die erste Reinigungsaktion in St. Gallen statt.
Wenn wir in ihrer Region noch nicht aktiv sind liegt es daran, dass wir noch keinen lokalen Trash Hero haben, der die Organisation und Koordination vor Ort übernimmt. Interessierte dürfen sich gerne bei uns melden.
Trash Hero ist ja eigentlich eine private Müllabfuhr und Mahnfinger an die Regierungen in Asien. Mit welchen Widerständen müssen Sie dort kämpfen, damit Sie Ihre Arbeit machen können?
Wir verzichten möglichst auf den Mahnfinger und streichen stattdessen positive Punkte heraus. Ja, da ist Abfall – aber wir legen den Fokus darauf, was wir gemeinsam bewirken können. Dadurch haben wir den Rückhalt der lokalen Bevölkerung, des Gewerbes und schliesslich auch der Regierung. In der Regel sind sie froh, dass wir nicht nur aufräumen, sondern auch nach Recyclinglösungen suchen. Man muss bedenken, dass wir in Südostasien mehrheitlich von Entwicklungs- und Schwellenländern sprechen, die noch andere Probleme zu lösen haben als den Abfall.
Auch in der Schweiz ist es so, dass hinsichtlich Recycling noch viel zu tun ist (die Hälfte unseres Abfalls wird verbrannt) und trotz sehr guten öffentlichen Reinigungsdiensten Güsel herumliegt. Wir sehen uns da keineswegs als Konkurrenz, sondern als Ergänzung. Denn leider gibt es tatsächlich Leute die finden, dass sie ja dafür Steuern zahlen. Wenn sie dann sehen, dass Freiwillige ihren Dreck wegmachen, regt dies hoffentlich den einen oder anderen zum Umdenken an. Zudem können wir uns die Zeit nehmen, ein Gebiet wirklich gründlich aufzuräumen und uns Orten zu widmen, die nicht auf der regelmässigen Reinigungsroute des öffentlichen Dienstes liegen.
Plastikmüll einsammeln ist sicher lobenswert aber auch die Industrie mit ihrem Verpackungswahn muss in die Pflicht genommen werden. Sind Sie da im Gespräch mit den Konzernen?
Das ist definitiv so. Und wenn wir die Gelegenheit haben, führen wir solche Gespräche. Unser Schwerpunkt liegt allerdings bei der Verhaltensänderung in der Bevölkerung durch unsere Cleanups und Wissensvermittlung. Zudem bieten wir mit unseren Flaschen und Taschen eine Alternative zu Einwegplastik.
Auf die Politik und Industrie fokussieren sich andere Organisationen. Wir arbeiten eng mit ihnen zusammen und sind zum Beispiel ein ursprüngliches Mitglieder der #BreakFreeFromPlastic Initiative. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von 500 NGOs, welche den Grundstein für eine globale Vision für eine Welt frei von Verschmutzung durch Plastik gelegt hat
Trash Hero kann jeder werden, wenn er seinen Müll entsorgt oder mal was Liegengelassenes mitnimmt. Doch was geschieht mit dem Abfall? Die Bilder der Müllhalden sind ja ein Problem.
Auf diese Frage gibt es keine allgemein gültige Antwort, da die regionalen Gegebenheiten berücksichtigt werden müssen. Da, wo eine Recycling-Infrastruktur vorhanden ist, wird diese selbstverständlich genutzt. Zudem suchen die Trash Heroes selbst nach Lösungen, wie die gefundenen Materialien wiederverwendet werden können. Aus Flip-Flops entstehen neue Sohlen, aus PET-Flaschen und Plastiksäcken werden “Ecobricks“ gemacht, welche dann als Baumaterial verwendet werden oder Styropor wird in die einzelnen Kügelchen aufgebrochen um daraus Befüllungen für Sitzsäcke herzustellen.
Übrigens, genau diese Frage stellen wir an unseren Cleanups auch den Teilnehmern, um sie zu sensibilisieren. Denn wenn sich alle beim Einkaufen und Zuhause diese Frage täglich stellen würden, wäre das Abfallproblem viel geringer.
Welches sind Ihre nächsten Projekte in der Schweiz und Asien und wie finanzieren Sie diese?
Im Moment liegt unser Fokus auf den laufenden Projekten, das heisst die Unterstützung unserer Chapters, unser Kinderbuch, dass in Südostasien kostenlos verteilt wird und Kids motiviert, selbst zum Trash Hero zu werden und unsere Flaschen und Taschen. Die gesamte Arbeit unserer Leute erfolgt ehrenamtlich. Anfallende Kosten, zum Beispiel für die Kinderbücher, werden durch Spender (Private, Unternehmen und Stiftungen) finanziert. Die Suche nach Geldgebern nimmt ebenfalls einen grossen Teil unserer Zeit in Anspruch. Wer uns unterstützen möchte, kann dies ganz einfach über unsere Seite trashhero.org machen. Jede noch so kleine Spende hilft!
In der Schweiz haben wir zudem “Trash Hero @ Work“ lanciert, mit dem wir Unternehmen ansprechen, um den dort anfallenden Abfall zu reduzieren. Zudem gewinnt man dadurch ein vorbildliches Image bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern und stärkt den Zusammenhalt im Team. Die erste Unternehmung hat Ende 2016 gestartet und hat inzwischen50 % weniger Restmüll, es wird doppelt so viel Papier rezykliert und auf PET-Flaschen kann dank unserer Trash Hero Flaschen ganz verzichtet werden. Wir sind momentan in der 2. Pilotphase, in der wir mit fünf weiteren Unternehmen das Konzept implementieren möchten. Wer sich hier angesprochen fühlt oder uns auf sonst eine Art unterstützen möchte ist herzlich eingeladen, mit uns Kontakt aufzunehmen
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