Giswil – Auf den Spuren des Schacherseppli von Ruedi Rymann

Für die Interpretation des „dr Schacherseppli“ erhielt der Obwaldner Ruedi Rymann nicht nur eine goldene Schallplatte sondern auch vor elf Jahren die Auszeichnung “ grösster Schweizer Hit aller Zeiten“. Der Erlebnisweg mit seinen speziellen Tafeln ist eine Möglichkeit das Jodellied, die Person und Natur neu kennen zulernen.

Links vom Bahnhof Giswil ist die überlebensgrosse Statute vom Wildhüter, Käser, Bauer, Knecht Ruedi Rymann, der auch eine musikalische Ader hatte und damit Musikgeschichte schrieb, kaum zu übersehen. Schnell über die Strasse zur ersten Tafel des Erlebnisweges, der auf rund zehn Kilometer das Lied, die Person und die Natur näher bringt.
In einem alten Stahl mit wenig Habseligkeiten könnte  „dr Schacherseppli“ dieses Bild von einem einfachen Mann, der mit der Natur und Gott lebte aber nicht Ruedi Rymann war, gelebt haben. Hier kann man einen Knopf drücken und der Jodel „dr Schacherseppli“ ertönt.
Der nächste Wegweiser geht Richtung Fluss und wir können nochmals einen Blick auf Giswil, ein Dorf im Wandel werfen, bevor uns der Wald verschluckt. Die Tafeln entlang des Weges gehen anfangs auf die Strophen des Liedes ein, doch bald kommen auch Informationen zur Gegend, der Natur hinzu.
Der Weg ist in eine kürzere 4km  (blaue) und längere 10km  (rote) Route aufgeteilt, doch entgegen dem Prospekt nur mit guten Schuhen zu bewältigen und nicht mit einem Rollstuhl, da er einfach zu viele Steine hat. aber über eine Stunde zu Beginn gerade geht.
Zwar ist das Laub noch grün, doch in einem Monat wird zu den Schneebergen im Hintergrund noch die Farbenpracht kommen und sobald es auf den Teil, der Ruedi Rymann als Privatperson und Bürger näher bringt, geht, wird es steiler.
Nach rund 90 Minuten hört der Wald auf und der Weg geht sogar über die Wiese, wo Kühe weiden, Bauern arbeiten und Frauen ihre Kinder spazieren. Doch der Weg mit Puzzles und Klanginstallationen und Wildbeobachtungen ist noch nicht zu Ende.
Bald geht es wieder in einen Wald, aber nur kurz bevor der Fluss einem wieder zum Bahnhof führt und man im Ohr das wohl schönste Lied der Innerschweiz nachhört und auch zehn Jahre (10.9.08) nach seinem Tod den Jodler und Schwinger Ruedi Rymann in seiner Heimat gespürt hat.
Weitere Informationen zum Schacherseppli hier 
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Bern – Hodler und sein Parallelismus im Kunstmuseum

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Der Berner Maler Ferdinand Hodler war bereits zu Lebzeiten berühmt und zu Ehren seines 100. Todesjahres versucht das Kunstmuseum Bern sein Werk und die Theorie des Parallelismus auf zwei Etagen näher zu bringen.

Ferdinand Hodler war bereits als junger Mann ein Stattlicher, der es als Stadtmensch liebte, sich in der Natur aufzuhalten und so machte er sich als jeune homme auf die Wanderschaft nach Genf. Das war vor über hundert Jahren und die Natur noch intakt.Und so erstaunt es nicht, wenn Hodler behauptete, dass Bäume, die einen Weg säumen oder Berge, die sich in einem See spiegeln in paralleln Mustern organisiert sind. Nun heute ist das angesichts der Verbauung schwer nachzuvollziehen, aber dafür gibt es ja sein Werk und das war schon zu Lebzeiten europaweit bekannt.
Obwohl das Wort Parallelismus bereits in der Bibel erwähnt wird mit dem Wort, dass die zweite Zeile den Inhalt der ersten mit anderen Worten wiedergibt, so hat Hodler vorallem  in der Natur und dem Menschen nachgeforscht, wo sich den da diese Wiederholung von Figuren, Formen und Farben wie zeigen.
Doch nicht nur formale Aspekte können sich im Parallelismus zeigen sondern auch menschliche Empfindungen. Damit das dann für den Betrachter auch ersichtlich wird, wählte Hodler oft das Grossformat, um die unterschiedlichen Seelenzustände zum Ausdruck zu bringen.
Die Ausstellung im Erdgeschoss wie im ersten Stock hinten zeigen keine neuen Bilder von Hodler, es ist auch keine Retrospektive oder thematische Schau sondern ein Versuch zusammen mit recht vielen Zitaten aufzuzeigen, was Parallelismus für Ferdinand Hodler bedeutete. Ob allerdings jeder Betrachter des Malers Sicht auf die Welt nachvollziehen kann hundert Jahre später in einer viel mehr von Menschenhand geformten Umwelt, ist einen andere Frage.
 
 
Weitere Informationen zur Ausstellung hier
 
 
 
Bildlegenden
 
1
 
Ferdinand Hodler Thunersee mit Spiegelung, 1904 Öl auf Leinwand, 89 x 100 cm Privatbesitz © SIK-ISEA, Zürich
2
Ferdinand Hodler Selbstbildnis, 1912 Öl auf Leinwand, 35.5 x 27 cm Kunstmuseum Winterthur, Winterthur Kunstmuseum Winterthur, Geschenk der Erben von Dr. Thodor Reinhart, 1919 © Kunstmuseum Winterthur
3
Ferdinand Hodler Der Buchenwald (Le Bois de Châtelaine), 1885, überarbeitet 1890 und um 1894 Öl auf Leinwand, 102 x 131 cm Kunstmuseum Solothurn, Schenkung Frau Erica Peters im Andenken an Herrn Dr. Rudolf Schmidt, 1971 © Kunstmuseum Solothurn
4
Ferdinand Hodler Der Tag, 1899–1900 Öl auf Leinwand, 160 x 352 cm Kunstmuseum Bern, Staat Bern, Depositum © Kunstmuseum Bern
5
Eurhythmie, 1885 Öl auf Leinwand, 167 x 245 cm Kunstmuseum Bern, Staat Bern, vom Künstler erworben © Kunstmuseum Bern

Zürich – What a feeling – Flashdance in der Maaghalle

 

Die 80ier sind diesen Herbst im Trend. Nur logisch, dass da der Kultstreifen „Flashdance“ als englischsprachiges Musical nach Erfolgen am Broadway und West End auf seiner Tournee durch Europa bis zum 7. Oktober in der Maag Halle Zürich Halt macht. Doch tut einer so dünnen Geschichte eine Verlängerung von einer Stunde gut?

Alex Owens gespielt von der Engländerin Joanne Clifton hat es schwer. Tagsüber arbeitet sie als Schweisserin in einer Fabrik und abends ist sie ihrem Traum von einer professionellen Tänzerin nicht weiter gekommen als bis auf die Tanzfläche einer billigen Bar.
Was 1983 mit Jennifer Beals als eine Art MTV goes Movie Verschnitt funktioniert, weil die Beals sehr gut aussah, nicht selber tanzte und Giorgio Moroder Hits schreib, von denen „What a feeling“ den Oscar gewann, ist auch 2017 ein Ohren- und Augenschmaus.
Zwar ist Joanne Clifton schon 34 Jahre alt und blond statt braun, aber sie stammt aus einer Tänzerfamilie und ist somit keine Autodidaktin wie Beals. Die Engländerin kann zwar nicht Radfahren, fiel sogar schon bei den Aufführungen hin, musste für ihre Rolle singen lernen, aber ist trotzdem eine sympathische Hauptdarstellerin, weil sie Ideen hatte für die Tanzeinlagen und Lieder mit Zeitgemässem wie HipHop oder Salsa anzureichern und auch die Nebenfiguren bekommen mehr Platz, so dass das Musical nun 2,5 Stunden dauert.
Wer den Film als Teenager sah und innig liebte, für den sind die ersten zehn Minuten in der Maaghalle hart, den er merkt das Musical macht aus der Geschichte sein eigenes, lässt nur vier Hits erklingen und 17 neue. Es legt besonders im ersten Teil das Gewicht auch auf das gesprochene englische Wort, dass sich der eine oder andere Zuschauer langweilt oder fragt, sehen wir hier ein Bühnenstück statt ein Musiktheater? Auch ist der Firmenchef von Alex Nick Hurley mit Ben Adams eine Fehlbesetzung, da er zu jung aussieht, nicht schauspielern und tanzen kann, nur als ehemaliges Boybandmitglied von a1 eine gute Stimme hat.
Eine Wucht sind schon im ersten Teil die Tanzeinlagen ( I love rock n roll) und Singstimmen (Maniac). Joanne Clifton wächst im zweiten Teil über sich hinaus, gibt alles und endlich wird der Inhalt der Geschichte über das gesungene Wort wie in Musicals üblich transportiert. Doch das Beste kommt zum Schluss. Alex hat gerade die Prüfung zur Aufnahme an die Tanzschule geschafft, da gibts als Zugabe nochmals alle Tänze und Hits im Schnelldurchlauf. Das Publikum steht auf, es wird getanzt und geklatscht wie wild. Das machte das gemeine Volk und Prominente wie Filipo Leuenegger, Anita Burri oder Susanne Klee an der Premiere zu wiedergeborenen Jungen.
What a feeling!
Weitere Informationen zu Flashdance hier
Fotos stammen von Brian Hartley

Kino – Die grüne Lüge oder warum Nachhaltigkeit nur das schlechte Gewissen beruhigt

Ob im Supermarkt, beim Autohändler oder Ferienort – die Oekosiegel werben für Nachhaltigkeit zum Wohle der Natur. Doch der Film „Die grüne Lüge“ vom Oesterreicher Regisseur Werner Boote zeigt auf, dass diese scheinbare Umweltfreundlichkeit namens Nachhaltigkeit ein Schwindel ist und die Zerstörung der Natur weitergeht und unsere Zivilisation bedroht.

Werner Boote, was haben Sie im Namen der Nachhaltigkeit gekauft, bevor Sie gemerkt haben, dass Nachhaltigkeit eine Lüge ist und sich dran gemacht haben einen Film darüber zu drehen?

Ich kaufte Produkte mit den Aufschriften „nachhaltig“ und „fair“.

2010 beim Filmfestival in Berlin schlug mir ein Prüf- und Gütesiegelanbieter vor, einen Kinofilm mit dem Prädikat `CO2 neutral´ zu zertifizieren. Die vielen Flugmeilen zu den Drehorten waren ihm dabei völlig egal. Für 3.000,- Euro hätte ich das Siegel verwenden können.

Das Geschäft mit der „Nachhaltigkeit“ ist ein Milliardengeschäft. Konzerne erfinden Siegel und Slogans nach Belieben.

Heute weiß ich, dass ich mit einem „bewussten“ Konsum nur die Konzerne rettete. Aber sicher nicht die Welt.

Sie reisten zu den Friedhöfen der Umweltzerstörung von BP, RWE usw. von Europa, Amerika und Asien. Welche Vorkehrung musste der Michael Moore des Naturschutzes, wie ich Sie mal nenne, treffen, damit Sie als Schnüffler auf den Firmengeländen drehen durften?

Für `Die grüne Lüge´ beobachteten mein Team und ich Unternehmen über viele Jahre und warteten geeignete Momente ab. Manchmal ist es auch einfacher als man denkt: Der deutsche Energiekonzern RWE rühmt sich mit einigen Windrädern immer „grüner“ zu werden. Ich wollte aber den riesigen Braunkohle-Tagebau filmen und zeigen, dass RWE zu wenig für erneuerbare Energie macht. Als wir um Drehgenehmigung im Tagebau ansuchten, erhielten wir die Antwort, dass ich den nur filmen darf, wenn ich die umstehenden fünf Windräder im Film präsentiere. Das habe ich dann gerne gemacht.

Gab es ein Drehbuch mit den Rollen, die Sie als zwar wissender Mann, aber auch dem schnellen Auto nicht Abgeneigter und Kathrin Hartmann als zu kopflastige Vernunftsperson zugunsten des Naturschutzes festlegte oder ist es ein Film wie Sie auch privat sind?

Ein Drehbuch war nicht notwendig. Kathrin und ich sind im Film genau so wie im täglichen Leben. Wir ließen die Kameras laufen und warfen uns Gefühle und Fragen an den Kopf, die jeder kennt. Auf diese Weise behandeln wir das globale Wirtschaftssystem, das Phänomen Greenwashing und auch unser aller Bequemlichkeit und Unwissenheit in Sachen Konsum. Unsere Gespräche sind für das Publikum unterhaltend, informativ und nachvollziehbar.

Es gibt viele traurige Bilder im Film wie der abgebrannte Urwals von Sumatra, wo Sie über die verkohlten Baumstämme gehen und es kein Leben mehr gibt und erkennen müssen, dass im Namen des Profits Menschen und Natur nichts gelten, weggeräumt werden. Mir kam der Magen hoch und wie ist es Ihnen vor Ort ergangen als sie sahen, es gibt kein gute Zukunft?

Durch meine Arbeit als Filmemacher sah ich schon viel Verwüstung und Leid. Aber noch nie erschütterte mich ein Drehort so dermaßen. Zuerst war ich fassungslos, dass ein Mensch so viele Tiere und Pflanzen brutal in Brand stecken konnte. Doch hinter all diesen Verbrechen steht immer unser profitorientiertes Wirtschaftssystem! Ich hoffe, dass immer mehr Menschen die zerstörerischen Mechanismen der Konzerne und des deregulierten Kapitalismus verstehen, damit es uns einmal gelingt, ein System zu schaffen, das keine grünen Lügen duldet.

Ist das Unwort Nachhaltigkeit nicht auch ein Vorwand für die bisher in der Geschichte der Menschheit nie so reich dagestandene Mittelschicht und ihrem Unvermögen auf Verzicht zu verzichten und Demut vor der Natur zu zeigen?

Produkte, für die Menschenrechte missachtet werden und systematische Umweltzerstörung betrieben wird, dürfen ganz einfach nicht hergestellt werden. Man kann dabei auch nicht von Verzicht sprechen. Denn Menschen das Trinkwasser zu stehlen, das Land zu rauben oder gar das Leben zu nehmen, steht einfach niemandem zu. Wir sind Teil der globalen Gemeinschaft und es ist an der Zeit, das zu schützen, was wir am meisten brauchen: das Recht der Menschen und die Rechte der Natur. Eine andere Wahl haben wir nicht.

Weitere Informationen zum Film „Die grüne Lüge“ hier

Bern – Max Hubacher in der Läufer, der zum Serientäter wurde

Am 4. Oktober kommt der neue Film  „Der Läufer“ mit dem Berner Schauspieler Max Hubacher unter der Regie von Hannes Baumgartner in die Kinos, der die wahre Geschichte des Langstreckenläufers aus Spiegel bei Köniz erzählt, der trotz Sportlerhöchstleistungen über seine Vergangenheit stolpert und zum fünffachen Frauentäter wird.

Die wahre Geschichte des Mischa Ebner, im Film Jonas Widmer genannt, beginnt mit einer Wunde im zweiten Lebensjahr. Seine und die seines Bruders Philippe Mutter macht sich im Thurgau aus dem Staub während der Vater im Gefängnis ist.

Nach Heimaufenthalten kommen beide zu Adoptiveltern, die mit Jonas nach Bern ziehen. Dies zeigt der Film nicht, sondern setzt beim Langenfelder Waffenlauf, der in Wirklichkeit der Frauenfelder Waffenlauf ist, an, wo Jonas in einem steilen Waldstück einen Misstritt macht und den Sieg verpasst. Das ist der Beginn eines Weges nach unten für einen Mann, der zu sensibel ist für diese Welt. Aus der Bahn wirft ihn drei Tage später der Freitod seines Bruders und das Unvermögen sich seiner Freundin zu öffnen und über die Trauer, Wut und Einsamkeit in seiner Seele zu sprechen.

Als der echte Mischa (Jonas) 1999 eine Stelle im „Goldenen Schüssel in der Berner Altstadt als Koch antritt, hat sich seine Verzweiflung über die ungelösten Probleme in sich schon tief in die Seele eingefressen und die Dämonen lassen ihn nicht Ruhe, beginnen ihn zu zerstören. Auf der Brücke zum Helvetiaplatz wirft Jonas Widmer zum ersten Mal eine junge Frau zu Boden, stiehlt ihre Handtasche. Vier weitere Ueberfälle, von denen der letzte in Zollikofen blutig endet, folgen, doch tags und noch wochenlang kann er vor seiner Freundinn, Mutter, seinem Trainer und der Kochbelegschaft den Sportler mimen, der eine aussergewöhnliche Kondition hat und sogar nach einer Verletzung den nächsten Waffenlauf gewinnt. Doch der Sonntagsblick druckt das Phantombild des Serientäters ab und bringt den Sieger des Waffenlaufes noch gleichtags zu Fall.

Das Ende eines der besten Waffenläufer der Schweiz, der sich später im Gefängnis umbringt, zeigt der Film nicht sondern nur wie der gefallene Sportler in den Wald rennt und rennt und rennt und davonrennt vor sich und seinem kaputten Ich.
“ Der Läufer“ hat Max Hubacher wenige Wochen nach „Mario“ im letzten Winter gedreht und  der Berner, die gerade seine Schauspielschule in Dresden abschliesst, hat die Figur wieder total verinnerlicht. Da im Film, der einer ist über Gewalt an sich und der Umwelt, wenig gesprochen wird, hat Max Hubacher Raum für das Spiel über den  Seelenspiegel von einem Sportler, der zum Täter wird, weil er als Kind keine Liebe fand. Doch 93 Minuten sind zu kurz für die ganze Biografie Mischa Ebners und so ist „der Läufer“  quasi ein Kurzfilm, der unheimlich viele Sachdetails weglässt und sich eher auf die Aktionen und Reaktionen von einen Mann, der zwei Gesichter hatte, konzentriert und den Zuschauer trotz Längen und ungenügendem Rückblick ins Leben der Hauptfigur wegen dem Lokalbezug und Rollenspiel berührt, aber eben keine Biografie ist, sich nur derer bedient.
Weitere Informationen zum Film hier

 

Dübendorf – Ganz schön ausser Kontrolle der Ohlala-Zirkus

Wenn zwei nackte Amerikaner ihre Hoden zu Hamburger formen und Miley Cyrus Wrecking ball darauf singen lassen, dann ist im Dübendorfer Air Force Zentrum wieder das Ohlala-Zelt stationiert und einiges „Out of control“.

Nichts mag der Füdlibürgerschweizer im Alltag weniger als das Motto der achten Zirkusausgabe „Ausser Kontrolle“. Und so züchtigen wir mit Kleider, Haltung und Moral was tief im Innern lodert, die Erotik. Nichts bringt uns tiefer zum Kern des Lebens als Farben und eine dunkle Stimme. Das weiss auch der Produzent Gregory Knie und schickt zu Beginn der Show eine Nackmodelmoderatorin via Bildschirm, die uns in den kommenden Mad Max goes Erotik Verschnitt einführt. Wie immer fand Gregory Knie über das Jahr beim Besuch von Dutzenden Zirkusvorstellungen Artisten für seine jährliche Show und fragte dann bei Vertragsunterzeichnung: Könnten sie spärlich bekleidet auftreten?
Können sie, wollen sie.
Nachdem ein treibender Beat und eine über die ganze Show sehr laut singende Sängerin drei konventionelle Nummern untermalte, wird es im ersten Teil erst mit einem fast nackten Paar auf dem roten Bett, das sich ein Seil schnapp und in die Luft wirbelt und seine Kunststücke mit zweideutigen Berührungen vorführt, erotisch. Das anschliessende Bespritzen der Tänzer mit Farbe hat man schon im letzten Jahr gesehen und nach 40 Minuten ist der nicht sehr stimmige erste Teil der Show schon vorbei.

Nach der Pause ist das Publikum begeistert von einem Jongleur, der mit Knetmasse spielt und anderen sinnlichen Darbietungen zu romantischer Musik bis zwei nackte Männer die Bühne stürmen und ein Kameramann ihre Schwanzverformungen ganz nah auf die Leinwand bringt, damit auch die und der Letzte im Publikum glotzt und lacht und die Kontrolle über sich verliert und seiner Fantasie freien Lauf lässt. Ja, Clowns können gemein gefährlich sein und nicht wenige haben während ihrer fünf Minuten Show im grenzwertigen Bereich ihr zweites Gesicht gezeigt.

Weitere Informationen zum Ohlala Zirkus  hier

Bern – Ex Wurzel 5 Mitglied Serej und sein Debut als Chansonnier

 

Der ehemalige Rapper  SEREJ von Wurzel 5 und Chlyklass veröffentlicht Jahre nach deren Ende sein Debut „I hane Idee gha“. Unterstützt vom Drummer Andreas Knecht und inspiriert von Mani Matter sprach der 41-jähriger bei einem Rundgang durch seine Jugendquartiere in Bern über die Veröffentlichung des Liedermacheralbums und sein Privatleben.

 

 

Ist das Debut „I hane Idee gha“ als Liedermacher Deinen Versuch als Künstler mit Deinen Fans würdevoll zu altern oder kannst Du ohne Rampenlicht nach Wurzel 5 nicht leben?

Ich kann ohne Rampenlicht leben. Ich schrieb „I hane Idee gha“ für mich, um mich zu füllen und es tönt etwas komisch, aber auch Frieden zu finden.Nun freue ich mich auf die Reaktionen der Fans.




Für uns Berner ist Mani Matter Gott, welche Bedenken hattest Du, ihn in Dein Debut einzubinden?
Ich schreib zwei, drei Lieder, die nun auf dem Debut sind, vor zehn Jahren, legte sie zehn Jahre zu Seite. Ich hatte mal eine schwierige Zeit im Leben und konnte mich mit den Mani Matter Lieder therapieren und fand diese tönen schön und ich könnte sie ja mit den Leute teilen. Mein Vater kannte ihn beiläufig und seine Lieder liefen bei uns zu Hause.

 
Du kreierst mit Deinem Neustart als Liedermacher eine Welt, in der es Dir wohler ist als in der Wirklichkeit. Wie ist es Dir nach dem Ende von Wurzel 5 ergangen und wie war die Zeit im Suchen nach einer neuen Persönlichkeit?
Ich habe mich nicht neu erfunden. Ich habe das Gefühl meine neuen Lieder gleichen sich an Wurzel 5 an. Sie sind wohl etwas schwermütiger, es sind keine Heldengeschichten. Ich finde man kann meine neuen und alten Lieder miteinander vergleichen. Ich fiel auch in kein Loch nachdem Ende von Wurzel 5, ich war wie die anderen erleichtert, dass wir nicht dauernd mehr aufeinander sassen. Ich gab ja auch meine Jugend an Wurzel 5 und nach dem Ende begann ich wieder Klavier zu spielen.

 
Dein Debut ist auch ein Produkt einer Männerfreundschaft, die ohne Andreas Knecht anders aussehen würde? Wer ist er und wie ging die Zusammenarbeit vor sich, gab es Kämpfe?

Ich gebe seit 15 Jahren Schule mit Andreas Knecht und wir verstehen uns blind.Es ist eine Symbiose mit dem Typ aus der Matte.Manchmal schreiben wir zusammen Lieder oder er, der eigentlich Schlagzeuger ist, macht dann meine Bruchstücke fertig. Aber bei diesem Projekt ist es einfach so, dass ich alleine am Klavier hocke und singe und er ist dann nicht anwesend.

Du singst und spielst Klavier. Gibt es einen reinen Liedermacherabend bei den Konzerten oder noch Ueberraschungen ?
Ja , es wird ein Abend nur mit Klavier. Zwar habe ich mir auch schon Notizen gemacht, was ich alles sagen möchte zwischen den Stücken, aber dann laufe ich Gefahr, endlos zu sprechen ohne auf den Punkt zu kommen. Ich ergänze meine Lieder beim Konzert noch mit Mani Matter Lieder.

Was hat das Debut, das nun jeder kaufen kann, mit Dir gemacht als es über so lange Zeit entstand?

Ich hatte viele Glücksgefühle dabei und bin stolz, dass ich nun im Gegensatz zu vielen anderen Schweizer Liedermachern an der Gitarre, einer oder wohl der einzige am Klavier bin.

 
Was macht ein Sergej in der Freizeit in Bern? Am Egglisee fischen?
Das fange ich mit dem einen Sohn wieder an. Ich habe mit der Familie einen grossen Garten, bin dort anzutreffen, habe mit den eigenen Händen das Haus umgebaut. Die Familie steht im Vordergrund, aber nun erscheint mein Album genau ein Jahr nach meinem ersten eigenen Konzert. Es geht alles schnell und ich freue mich auf die Zukunft.
 
 
 
 
Am 20.9.18 ist die Plattentaufe von „I hane Idee gha“ im Berner Bierhübeli.
 
Weitere Informationen zu Serej hier