Es gab Zeiten, da waren internationale Stars am Gurtenfestival. Mit Patent Ochsner und Lo & Leduc als Hauptact ist es dieses Jahr nicht so. Aber der Donnerstag zeigte, dass die Schweiz männlichen Nachwuchs hat mit internationalem Format.
Die Spannung war in der ausverkauften Pantschau um 22.15 Uhr riesig als der Vorhang fiel und die Berufsjugendlichen Thomas D, Smudo, Michi Beck nach einem kurzen Intro ins Scheinwerferlicht traten. Würden sie 25 Jahre nach ihrem ersten Konzert in der roten Fabrik Zürich zu Zeiten von „die da“ als Rapper den Sprechgesang wie ihre amerikanischen Hip-Hop Vorbilder aber in Deutsch noch hinkriegen? Zweifelslos.
Der Beat war hart, energiegeladen und die Reime knallten dem Publikum, das aus vielen Generationen bestand, um die Ohren.
Doch auch die Fanta 4 wären nicht Hauptact des ersten Abends gewesen, wären sie dank dem TV-Format „The Voice of Germany“, wo der Thuner Marc Ammacher von sich reden machte, wieder dem breiten Publikum in Erinnerung gerufen worden, als ihre Charterfolge ausblieben. Nun wurde ihre letzte LP „Captian Fantastic“ Nr 1 in der Schweizer Hitparade und das Konzert für Jung und Alt in Murten ein Riesenspass, wo die Hände dauernd in die Luft flogen und die Beine nicht still halten konnten.
Auch für die Walliserin Stefanie Heizmann aus Visp-Eyholz gilt, dass sie nach 14 Jahren Musik machen nicht da wäre, wo sie ist, wenn sie nicht den Castingwettbewerb von Stefan Raab gewonnen hätte, in Popstarjury des Schweizer Fernsehens gewesen wäre und für Brillen Werbung machen würde. Den von der Musik leben kann sie nicht, obwohl ihr letztes Album „All we need is love“ auf die Nr. 1 schoss.
Im kurzen Sommerkleid gab es für das Murtener Publikum, wo auch ihre Eltern waren, eine neue Stefanie als Musikerin. Ohne ihren von ihr innig geliebten Bruder dafür mit einer 8 Mann Band legte Heizmann während einer Stunde das Gewicht auf eher unbekannte neue und alte Songs und auf deren Ausarbeitung So wurde etwa „Build a house“ auf einem Walliser Hackbrett gespielt oder gab es“All we need is love“ unplugged. Dazwischen minutenlange Gedanken zum Leben. Das wirkte anfangs verstörend, doch mit der Zeit merkte das Publikum, dass Stefanie eine ehrliche Haut ist, die neben ihrem Big Band Sound, die Botschaft mehr Liebe zu geben und zu bekommen, ernst meint und holte sie für zwei Zugaben zurück. Das gelang vor ihr niemandem.