Kino – The Secret – der Bucherfolg im Kino oder doch lieber später im TV

 

Wenn sich ein Buch fast ein Jahr an der Spitze der Bestsellerliste wie Ronda Byrnes „The Secret“ gehalten hat, ist es fast klar, dass eine Verfilmung folgt, doch wie so oft, folgt eine Enttäuschung, da kann auch Schauspielerin Katie Holms nicht helfen.

Ein Hurrikan soll aufziehen, also muss Katie Holms als Miranda Wells Mutter von drei Kindern, verwitwet, noch schnell die Fische im Hafen verstauen, zum Zahnarzt gehen und die Kinder von der Schule abholen, doch da kracht die dauernd gestresst Frau, als sie sich mit der 16jährigen Tochter streitet, in ein Auto und baut einen Blechschaden.
Zum ersten Mal begegnet sie Bray Johnson. Der blauäugige Schauspieler Josh Lucas drückt aber ein Auge zu und flickt den Schaden an Wells Auto gleich selbst bei ihr zu Hause. Warum tut es das? Nur ein kurzer Gedanken und schon fängt den Hurrikan an zu stürmen.
Als in der Nacht ein Ast aufs Haus fällt und ein Loch ins Dach reisst, flickt der selbstlose Mann den Schaden und die Geschichte, nein die Liebe, nimmt ihren Lauf und bringt alles durcheinander, aber auch ins rechte Gleichgewicht im Leben der Beiden.
34 Million kauften vor 14 Jahren das Buch der Australierin Ronda Byrne und nun der Film, der einer ist, der klar für die Familie vor dem Fernsehen an Weihnachten gedreht wurde. Die Dutzend wertvollen Gedanken zusammen mit viel Einblick in die Welt einer alleinerziehenden Frau machen noch keinen spannenden Film für die Netflixgeneration. Die seichte Unterhaltung ergibt zwar einen Feelgoodfilm, aber weder Katie Holm, die Ex von Tom Cruise, noch der fast unbekannte Josh Lucas mögen unter der Regie Andy Tennant zur Höchstleistung auffahren.
 Aber die Essenz des Buches das Gesetz der Anziehung erkennen und danach leben, um zum Erfolg zu kommen, ist im Film erkennbar, auch wenn er dafür viel, viel Zeit braucht.

Der Film „The Secret – das Geheiminis“ ist ab 13. August in den Schweizer Kinos zu sehen.

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Zürich – Die wilden Zwanziger und Landschaften im Kunsthaus Zürich

Das neue Jahrzehnt ist wenige Monate alt und seit Anfang Jahr ist nichts mehr wie es mal war. Wird es wie die 1920er Jahre? Nachdem Weltkrieg und einer Pandemie, Menschen mit der Sehnsucht nach Neuem. Wie Künstler wie Léger, Ernst, Kandinsky, Ray damals auf die Zeit reagiert haben und wie es zeitgenössische tun, zeigt das Kunsthaus Zürich bis zum 11. November. Eine weitere Ausstellung befasst sich mit der Entwicklung der Landschaftsmalerei.

 

Mit 500 Millionen Toten war die Spanische Grippe schlimmer als Corona je sein wird, doch fragt man die Grosseltern, so berichten sie von Verstorbenen wie es die junge Generation von heute in einem Jahrzehnt machen wird.  Der erste Weltkrieg war seit zwei Jahren zu Ende und wirkte immer noch nach, trotzdem versuchte das kulturelle Leben der Grossstädte wieder auf die Beine zu kommen und den Lebenshunger der Menschen zu befriedigen.  Die TV Serie „Babylon Berlin “ hat ja jüngst versucht mit Unterhaltung die wilden Zwanziger wiederzugeben und nun geht das Kunsthaus Zürich mit 300 Werken von 80 Künstler der Frage nach: Waren die 20ier mehr als Schall und Rauch?
Die Städte Berlin, Paris, Wien, Zürich sind im Focus der Ausstellung und was sich hier in Sachen Architektur und Design neben den gängigen Ausdrucksformen der Kunst getan hat. Die nicht chronologisch aber nach Sachthemen angeordnete Ausstellung überrascht. Den Einiges was Le Corbusier in Möbeln oder Coco Chandel mit dem „kleinen Schwarzen“ erfunden haben,  macht sich noch heute gut im Leben.
 Und ein Künstler steht für ganz viel Mut und Experimentierfreunde. Der Fotograf Man Ray. Seine schwarzweiss Bilder waren schon damals gewagt und versuchen, was die zwanziger Jahren taten, Körper, Geist und Gesellschaft mit einer neuen Sicht zu vereinen.

 

Ist die Ausstellung „Schall und Raum – die wilden Zwanziger“ etwas gar kühl und mit vielen Kleinformaten nicht so opulent ausgefallen, sind die 60 Gemälde über die Entwicklung der Landschaftsmalerei seit dem 15. Jahrhundert genau das Gegenteil. Zwar richtet sich diese Ausstellung bis zum 8. November eher an ein älteres Publikum, aber was die alten holländischen und italienischen Meister da in stundenlanger Arbeit vor der Staffelei erschaffen haben bei der Suche nach dem richtigen Licht in der Landschaft, erstaunt auch noch Jahrhunderte später. Die Natur ist im Gegensatz zu heute nicht ein Dinge, das der Mensch bezwingt sondern eine Schöpfung Gottes und eine Art Bibel, die mit viel Liebe zum Detail eingefangen und auf Leinwand gebracht wurde.

Weitere Informationen zur den Ausstellungen hier

Bern – Festival da Jazz St. Moritz mit Berner Frische Fische

 

Vom 16. Juli bis 2. August findet in St. Moritz eines der wenigen Festivals des Sommer statt. Neben Grössen wie Marla Glen, Mario Biondi, Dieter Meier, Seven mischen auch sechs Musiker aus Bern das Programm auf. Beim Rundgang um die Aare und Marzili erklärte Frische Fische, warum sie sich auf den Auftritt im Engadin besonders freuen.

Manuel Schwab, heute mit gelben T-Shirt, bist der Saxophonist bei Frische Fische Funk. Was bringen die Jungs von der Aare ans Festival da Jazz?
 
Wir bringen funky Stuff von jungen Musiker. Unser Name entstand nach dem Sprichwort: Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz. Während des Lockdowns haben wir geprobt und Neues geschrieben für unser zweites Album. Das erste Album “ First Catch“  ist ja erst im Februar erschienen und dann kam es zu einem Unterbruch unserer Tournee, die nun in St. Moritz einen Fortgang findet. Darauf freuen wir uns sehr.
 

Die Band wurde 2016 gegründet und Ihr habt den kleinen Prix Walo und den Prix Effort gewonnen. Trotzdem habt Ihr keinen Plattenvertrag. Was habt Ihr falsch gemacht?
 
Wir wollten keinen Vertrag bei unserer ersten Platte, das war Absicht und wir wollten einfach mal alles selber machen. Wir machen ja auch nicht Musik, die auf allen Radiosender gespielt wird, da macht eine Major Label wenig Sinn. Und ja, wir sind Berner Dickschädel (lacht).
 
Ihr spielt am Festival da Jazz, aber macht ja eigentlich keinen reinen Jazz sondern eine eigenartige Mischung. Hörten alle Eure Eltern Funkplatten?
 
Das ist so. Am Anfang war der Sound sehr funky, dann kam noch Rock, Synthie dazu. Er entwickelte weiter auch mit Jazz weiter, ist aber immer noch grovvig. Aber es ist nicht Swing Jazz. Wir kamen als Band zusammen um Funkiges zu spielen.
Frische Fische sind sechs Männer, sechs verschiedene Charakteren. Wie geht das zusammen, trefft Ihr Euch auch Privat?
Zum Teil kennen wir uns schon aus der Jazzschule. Die Band und die Männerfreundschaften gehen gut zusammen. Nach diesem Interview und den Proben gehen wir zum Pianisten essen. Oder in der Freizeit machen wir zusammen eine Velotour und fischen und vielleicht finden wir dabei Inspiration für die Musik.

Weitere Informationen zu Festival da Jazz hier 

Weitere Informationen zu Frische Fische Funk hier 

Signau – Wie ein Emmentaler unter dem Codenamen Jonathan zum Schweizer Spion wurde

Melchior Roth, Bürger aus Signau im Emmental, nennt sich nicht James Bond, sondern einen unabhängigen Militärberater, der vom Bützberg aus über Jahrzehnte in die Staaten mit zweifelhaftem Ruf wie DDR, Russland, Nordkorea, Ex-Jugoslawien reiste und der Schweizer Regierung und Berner Polizei Rapport lieferte. Der NZZ-Journalist Andreas Schmid hat den komischen Kauz getroffen und nun das Buch „Codename Jonathan – ein Schweizer Spion im Kalten Krieg “ veröffentlicht.

In Bern kennt man das Gebäude für die innere Sicherheit mit Mitarbeitern, die in der Zigarettenpause draussen das Fussvolk sehr misstrauisch anschauen. Aber ein Spion, das gibt es nur im 007 Film, dachte ich. Was faszinierte Sie an Melchior Roth aus dem Emmental, dem Schweizer Spion im Kalten Krieg und wie verschafften Sie sich Zugang zu ihm?
Vor über 16 Jahren lernte ich Melchior Roth im Zusammenhang mit einer Recherche über Geschäfte von Schweizer Händlern in Angola kennen. In den folgenden Jahren hatte ich sporadisch immer wieder Kontakt mit ihm, und er erzählte Geschichten, die ebenso spannend wie unglaublich waren. Jeweils erst wenn er Bilder und Dokumente zeigte, wurde klar, dass seine Erlebnisse real waren und nicht einer Fantasie entsprangen.
Melchior Roth hatte einen starken Willen, war bauernschlau und sah seine Chance in der Angst des Bundes, Berner Polizei vor dem Feind hinter Grenze, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Gab es noch andere Gründe, die ihn zum Spion in der DDR, Chile, Russland etc. werden liessen?
Vor allem war es seine Leidenschaft für alles Militärische, die ihn schon als Jugendlicher begleitete. Fast fanatisch nutzte er jede Möglichkeit, in diese Welt einzutauchen. Er nutzte jede Möglichkeit, an den Brennpunkten dabei zu sein. Den Zugang erhielt er über verschiedenste Organisationen: die Armee, die Polizei, das Katastrophenhilfekorps, die Uno oder die Kfor im Jugoslawienkrieg.
Nachdem Lesen Ihres Buches “Codename Jonathan”  und den Bildern erinnerte ich mich und sicher viele Leser an den Mann in Uniform mit dem kalten Blick in der Berner Oeffentlichkeit. Doch was bleibt, nun da er alt ist, von seiner Spionage ausser : Beruflich erfolgreich, privat gescheitert?
Melchior Roth zehrt von seinen Erlebnissen, er lebt von den Anekdoten und Geschichten, die er erzählen kann. Er interessierte sich stets für diese Geschehnisse und arbeitete dafür; ein Privatleben kannte er nur am Rand, das vor allem erschwerte wohl Beziehungen und Kontakte zu Freunden.
Melchior Roth gab es nur einmal als komischer Kauz. Gibt es den auch heute Spione oder lauschen da Computerspezialisten beim Bund andere Staaten aus?
Was Melchior Roth an Informationen zusammentrug, ist heute mehrheitlich im Internet zu finden. Welche Farbe Taxis in Sri Lanka haben, wo sich Militärstützpunkte in Russland befinden oder wie weit der technische Fortschritt in Nordkorea gediehen ist, können alle vom Bürotisch aus erfahren, die es wissen wollen. Spione sind aber weiter unterwegs, wenn es persönliche Beziehungen braucht, um Informationen zu erhalten oder wenn es darum geht, geheimes Wissen auszutauschen und Deals mit wichtigen Nachrichten zu tätigen.
Andreas Schmid, Sie haben einige Zeit Ihres Lebens mit dem Spion und Waffennarr Roth verbracht, was nehmen Sie persönlich aus der Ganzen Geschichte mit?
Es war eine interessante Erfahrung, aus ganz kleinen, ungeordneten Puzzleteilen ein Ganzes zusammenzusetzen, darüber kleine Geschichten zu erzählen und diese zusammenzufügen. Zudem gab es immer wieder Erfolgserlebnisse, wenn ich etwas fand in der riesigen, ungeordneten und überall verstreuten Sammlung von Melchior Roth. Oft war es eine nervenaufreibende und aufwändige Arbeit, das schön gestaltete Buch entschädigt aber dafür.

Das Buch erschien bei NZZ Libro. Weitere Informationen hier

Die Fotos wurden zur Verfügung gestellt