Wau! Schrill, schnell, sexy – im Musical von Schauspieldirektor Cihan Inan wird getanzt, gesungen und die Sprache von Heidi Maria Glössner oder der Geschwister Pfister ist frech. Vom Publikum gabs an der Premiere für die Regiearbeit von Stefan Huber standing ovation, den jedem wurde klar, „Paradise City“ ist das Heilmittel gegen den Coronablues.
Schon die ersten Minuten geben den Takt an und der ist ganz anders als was sonst unter der Kuppe von 1903 des Stadttheaters Bern mit Goethe und Schiller geboten wird. Poppig die Farben der Shoppingmail und schrill die Verkaufsmannschaft, die ein Problem hat, die Umsätze gehen schlecht und während den Vorbereitungen zur Eventwoche verübt jemand Vandale auf das Plakat des kommenden prominenten Gastes. Der Sicherheitschef ist gefragt, auch weil der Osterhase im Kostüm eine Herzattacke hat, stirbt und die Verkäuferinnen ihren romantischen Gefühlen freien Lauf lassen und Liebeleien entstehen.
Im dann, wenn diesen Frauen und Männern das Herz heftig klopft und ihnen die Worte fehlen, ertönt ein Schweizer Eurovisionssong wie „Ne partez pas sans moi, io senza te etc…. den die Schauspieler mit Talent oder ohne interpretieren.
Usli Pfister als Travestit, der auf seine Geschlechtsumwandlung wartet, brilliert hier auf der Rolltreppe als Showtreppe als Sänger und auch eine Heidi Maria Glössner hat unter der Begleitung des Berner Symphonieorchester einen gelungenen Gesangpart, sonst schockt sie als sexbessene Alte mit direkter Sprache.
Das hohe Tempo, die Spielfreude, der erotische Touch und die Sprüche sind im ersten Teil eine Freude und das Publikum war von dieser Komödie, die kein Clichés auslässt, sich hier und da bei der leichten Unterhaltung wie „Ewigi Liebi “ bedient, sofort angetan, weil sie verdammt unterhaltsam ist. Aber im ersten Teil mit der dünnen Rahmenhandlung auch zu lang, gegen Schluss ist das ermüdend besonders bei Maskenpflicht im Saal.Der zweite Teil des Musicals hat auch ernstere Töne, doch nicht lange schon leitet der Chippendale-auftritt das bittersüsse Happy end ein und als Zugabe gabs nach den Ferien in Antalya noch eine „Swiss lady“ Karaokeversion, die auch den letzten Zuschauer, der ausverkauften Premiere von den Stühlen riss und tosender Applaus den „Hit“ des Herbstes des Konzerttheater Berns in den Regen hinaustrug.