Basel – Wie hat Corona die Art Basel verändert?

Nach zweijähriger Pause ist Schluss mit online Bilderschauen, an der Art Basel kann der Zuschauer wieder in der Kunst baden bis die Sinne schwinden.Wie hat sich die Qualität der Werke während Corona verändert?

Zuerst ins Zertifikatszelt ein Bändli holen,dann lange anstehen,der Einlass dauert, aber das Publikum strömt trotz Maskenpflicht zur Messe.Was bei den nicht mehr sovielen aber immerhin 272 Ausstellern besonders aus Italien,aber auch aus Uebersee auffällt,ist die Tatsache,dass Corona Spuren in ihrer Art zu verkaufen und bei den Werke hinterlassen hat.

Es hat mehr kleine Werke,die viel weniger grelle Farben verwenden,sogar Zeichnungen sind da. Die Bilder enthalten feinere Pinselstriche als auch schon.Das Grossspurige,der Groessenwahn scheint vorüber,die Sexualität ist nicht sadistisch dargestellt. Vielmehr scheinen die Künstler über die letzten 15 Monate mehr Innerlichkeit abzubilden wollen. Das Suchen,fragen ist abstrakt.

Die Töne sind dezent,es hat sehr wenige Skulturen und nichts ist überdimensional. Was aber fehlt ist die Darstellung der Angst der letzten Zeit.Und obwohl die Gallerien wieder wie früher verkaufen,den Kunden aber im Gegensatz zu früher auch vermehrt online beraten und betreuen, wird wohl dieser Jahrgang der Kunst nichts Grosses hervorbringen.Dazu fehlt der Bisse und das Neue.

Die Nase vorn in der Art Basel hat dieses Jahr die Halle Unlimited Edition.2500 Brote duften am Eingang vom Brothaus des Zürchers Urs Fischer. Weitere geheime Räume gibts in der Halle und endlich zeigt sich die Spielfreude und die Farben in den grossflächigen Instalationen. 

Der Zuschauer hat hier mehr Raum sich auf das Werk einzulassen.  So oder so, die Art Basel spendet fürs Volk wieder Trotz und wird wohl noch lange überleben, auch wenn der Gang der Gallerien ins Netz weitergeht.

Weitere Informationen zur Art Basel hier

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Bern – Valsecchi & Nater über ihr neues Bühnenprogramm und Männerfreundschaft

Das Musikkabarettistenduo Valsecchi & Nater ist schon zehn Jahren auf den Kleinbühnen des Landes unterwegs, doch es scheint, als würde erst der Neustart nach der Zwangspause mit dem neuen Programm „Rosenhochzeit“ und andere Vorkommnisse ihnen den Grosserfolg bringen.

Nach einer Zwangspause hatte vor wenigen Tagen Euer neues Programm “Rosenhochzeit” in Bern Premiere, nun gehts auf Schweizertournee. Was kann der Zuschauer Neues erwarten?Wir spielen unsere besten Mundart-Kabarettlieder. Wir haben nochmals an ihnen gefeilt und sind so scharf, präzis und musikalisch wie noch nie. Dazu erzählen wir aus zehn Jahren Bühnentätigkeit auf Schweizer Kleinbühnen landauf, landab. Es ist ein sehr abwechslungsreiches und emotionales Programm geworden. Das Publikum an der Premiere hatte grossen Spass!

Ihr wurdet mit dem Pro Argovia Artists 2022 der Aargauer Kulturstiftung ausgezeichnet, spielt man da plötzlich in einer anderen Liga oder wird im Kulturkuchen anderes gesehen?Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung! Tatsächlich spielen Auszeichnungen eine grosse Rolle. Sie werden durchaus wahrgenommen in der Szene. Natürlich spielt es aber eine ebenso grosse Rolle, dass wir uns in den vergangenen zehn Jahren ein treues Publikum erspielt haben und langjährige Partnerschaften mit tollen Veranstaltungsorten in der ganzen Deutschschweiz haben aufbauen können. Um im Kuchen nachhaltig wahrgenommen zu werden, braucht es jahrelange, beständige und gute Arbeit und ein Alleinstellungsmerkmal: Bei uns sind das unsere sprachlich präzisen und musikalisch wohlklingenden Mundartlieder.    

Dieses Jahr seit Ihr zehn Jahre als Mundartkabarettisten zusammen, andere lassen sich da scheiden. Wie pflegt Ihr Eure Freundschaft, kracht es zwischendurch, was hat der eine vom Anderen gelernt? Wir tragen unsere Konflikte einfach auf der Bühne aus. Das macht viel mehr Spass, sichert uns und dem Publikum lustige Momente auf der Bühne und erhält den Hausfrieden im Duo. Privat sind wir nämlich beide sehr harmoniebedürftig. Nater hat von Valsecchi in den letzten zehn Jahren gelernt, auch mal vorne auf der Bühnenrampe einen Applaus entgegenzunehmen. Valsecchi hat von Nater mittlerweile einige Kapitel musikalische Harmonielehre abbekommen und kann schon drei Akkorde auf dem Klavier spielen.  

Wie habt Ihr die Viruspause erlebt und überlebt, gab es eine Lohn- und Sinnkrise?Zum Glück waren und sind wir als Künstler*innen in der Schweiz während dieser Krise vergleichsweise gut abgesichert. Das Ausfüllen der Formulare macht natürlich weitaus weniger Spass als auf der Bühne aufzutreten. Aber Theater ist halt nun mal auch ein Beruf und da gehört es dazu, sich auch Gedanken über die finanzielle Sicherheit, über Buchhaltung, Pensionskassen und Ertragsausfälle zu machen. Wir haben beide unsere Tätigkeit etwas verlegt und zum Beispiel Podcastprojekte oder Kulturvermittlungsprojekte begonnen. Das war auch sehr sinnstiftend.

Habt Ihr auf dem Nachtischchen einen Notizblock, da bekanntlich die besten Einfälle kurz nach dem Aufwachen kommen oder ist der Zug, das Migros, die Badi etc. der beste Ideengeber für komische Ideen?
Der beste Ideengeber ist tatsächlich, das Leben in vollen Zügen zu geniessen, am gemeinschaftlichen Leben teilzunehmen und so zu spüren, was einem selbst und was die Menschen umtreibt. Wir sind beide sehr politische Menschen. Also sind Erfahrungen in politischen Kommissionen, die mediale Berichterstattung und das Dorf- und Stadtleben eine grosse Inspiration für Liedtexte und Conférencen.


 Privat weiss man nichts von Euch. Wie lebt Ihr und was habt Ihr für Hobbies?
Na ja, man weiss schon das eine oder andere über uns. Diego ist mit der Schauspielerin Milva Stark verheiratet. Während der Pandemie haben die beiden den Podcast „Neulich bei Schauspielers…“ gemacht, hier kann man einiges über die Beiden erfahren. Pascal ist verheiratet mit einer Psychiaterin und lebt in Suhr bei Aarau. Diego kann richtig gut sticken, Pascal bäckt weitherum das beste Vollkornbrot.

Gibt es ein geheimes Ritual bevor Ihr mit Rosenhochzeit auf die Bühne geht?

Weil es ja ein Jubiläumsprogramm ist, gratulieren wir uns bereits vor dem Auftritt zum Jubilum und heben ein Glas Prosecco.

Weitere Informationen zur Valsecchi & Nater hier  

Ligerz – Durch Wald und Rebberge mit Friedrich Dürrenmatt


Weil der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt diesen Monat seinen 100. Geburtstag hätte feiern können, gibt es nun an seinem ehemaligen Wohnort Ligerz , wo er „der Richter und sein Henker“ schrieb einen 5km langen Themenweg mit 13 interaktiven Posten. Ein Erlebnisbericht.

Zwar hat er den Nobelpreis für Literatur nie bekommen, aber auch Jahre nach seinem Tod ist der Emmentaler noch immer als Schullektüre jedem bekannt. In Konolfingen widmet sich der Rundweg seiner Kindheit und Jugend, in Ligerz seinem Werk und Erwachsenenleben.

Bereits die Zugsfahrt von Neuenburg, wo Dürrenmatt starb und es das Museum gibt, an den Bielersee ist eine Reise wert. Dann nur wenige Schritte vom Bahnhof Ligerz zur dahinterliegenden Standseilbahn, wo ein Fahrer im Vinifuni die Gäste zum Lachen bringt und durch die Reben nach Preles auf die Jurakette fährt und der Rundweg beginnt.

Hinter dem Bahnhof liegt das Schulhaus und ein erster Kakadu, Dürrenmatts Haustier und Maskottchen des Rundweges, das auf den ersten Posten zeigt. Neben kurzen zweisprachigen Informationen zum Schriftsteller leuchtet ein QR-Code am unteren Postenrand. Den gilt es jetzt und bei den nächsten 12 Tafeln über die 5 km mit dem Smartphone zu scannen. Sofort zeigt das Internet zu einem Stichwort wie Theater, Malerei, Beziehungen, Veröffentlichungen usw. Fakten und Anekdoten aus dem Leben des wichtigsten Literaten des Landes an. Die Mischung aus Grundinformation gespickt mit eher Unbekanntem ist schnell gelesen und bringt Neues an den Tag. Oder wussten Sie, dass der Friedrich zweimal von der Schule flog, das Studium abbrach und seine beiden Söhne, obwohl er zeitlebens der Religion entsagte, Pfarrer wurden wie ihr Grossvater?

Der erste Teil geht etwa zehn Minuten der Strasse in Perles entlang, dann über Feld durch den Wald bevor dann das letzte Drittel eine der schönsten Ecken des Landes zeigt, den Bielersee mit der St. Petersinsel und die Kirche Ligerz, wo viele heiraten, weil es hier so schön ist. Momentan sind auch die Reben voller Trauben und zusammen mit den Fakten, dass einige Stücke wie „Der Besuch der alten Dame“ im Seeland spielt und „der Richter und sein Henker“ in der Kommune oberhalb Ligerz, wo Dürrenmatt mit seiner ersten Frau lebte und drei Kinder zeugte, machen den steilen Abstieg erträglich. 

Der neue Friedrich Dürrenmatt Themenweg ist eine zeitgemässe Literatur-Handy-Wanderung, die den Dramatiker, sein Werk und die Gegend gekonnt verbindet und mit guten Schuhe in zwei Stunden bergab durchwandert werden kann. 

Riehen – Wie Frida Kahlo und ihre Schwestern den Menschen sehen

Close-up ist bis zum 2. Januar 2022 eine Ausstellung in der Fondation Beyeler, in welcher neun Künstlerinnen und deren Schaffen innerhalb der Moderne bis heute den Menschen in Porträts Selbstporträts von 1870 bis heute darstellen.

Von den rund 100 Leihgaben ist nicht nur der Aspekt die Sichtweise auf den Menschen von Malerinnen wichtig sondern die Tatsache, dass es wohl die ersten Werke zwischen Amerika, Mexiko und Europa sind, wo Frauen überhaupt selbstständig malen konnten und ab 1870 zunehmend wahrgenommen wurden. 

Das Porträt ist für die neun Künstlerinnen der Ausstellung eine Art dem Mitmenschen zu begegnen und gleich auch noch etwas über sich selber zu erfahren. Die Ausstellung zeigt wie sich das Porträt vom reinen Abbilden im Laufe der Zeit zu einer selbstständigen Form der Wahrnehmung wandelte und es nicht mehr darauf ankam, die dargestellte Person exakt wieder zugeben sondern wie sie auf die Künstlerin wirkt.

Den grössten Star der Ausstellung ist sicher die Mexikanerin Frida Kahlo und ihre komplexe Form des Porträts. Ihre Selbstporträts sind keine Darstellung seiner selbst sondern erzählen mehr über die Hintergründe, die Krankheit der Person. Nicht abstrakt sondern exakte Pinselstriche von einem Model finden wir bei der Amerikanerin Lotte Lasterstein. Sie wahrte stets eine grosse Distanz zu ihren Models.

Malene Dumas, Cindy Sherman, Elizabeth Peyton zeigen zeitgenössische Porträts, indem sie die Wahrnehmung und das Erleben der Realität der Model mit einfliessen lassen. 

Als Begleitprojekt zur Ausstellung laden kurze Filmporträts, interpretiert von neun internationalen Schauspielerinnen, dazu ein, die vielfältigen Persönlichkeiten der Künstlerinnen aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.


Weitere Informationen zur Ausstellung hier 

Bildlegende

FRIDA KAHLO, AUTORRETRATO CON TRAJE DE TERCIOPELO / SELF-PORTRAIT IN A VELVET DRESS, 1926

Öl auf Leinwand
79.7 x 60 cm
Privatsammlung © Banco de México
Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust, México D.F. / 2021, ProLitteris, Zürich

2

PAULA MODERSOHN-BECKER, SELBSTBILDNIS ALS HALBAKT MIT BERNSTEINKETTE II, SOMMER 1906

Öltempera auf Leinwand
61 x 50 cm
Kunstmuseum Basel, mit einem Sonderkredit der Basler Regierung erworben 1939
Foto: Martin P. Bühler

ALICE NEEL, HAROLD CRUSE, UM 1950

Öl auf Leinwand
78,7 x 55,9 cm
Privatsammlung
© The Estate of Alice Neel Courtesy The Estate of Alice Neel and David Zwirner

4

ELIZABETH PEYTON, GRETA, 2019

Öl auf Holz
43,2 x 35,6 x 2,9 cm
Peter Morton, Los Angeles
© Elizabeth Peyton, Courtesy the artist and Gladstone Gallery, New York and Brussels

Spiez – Reggaeparty mit Gentlemen am Seasidefestival

Nach Autokino- und Strandkorbkonzerten freute sich Gentlemen auf sein erstes Openair wie ein kleines Kind und überzeugte das Publikum in der Spiezerbucht solange er nicht deutsch sang.

Man muss wohl der Sohn eines Pastors sein, um mit 18 Jahren eine Vision über seinen Lebensinhalt zu erhalten, die heisst, ich werde der grösste weisse Reggaesänger der Welt aus Osnabrück. Jedenfalls hat sich über die letzten zwanzig Jahre die jährliche Reise nach Jamaika gelohnt, den solange singt Gentlemen ohne Rastalocken und Joint mit internationalem Erfolg auf den Spuren von Bob Marley.

Nach einem langen Intro stand er in Jeans und Hoodie vor ausverkauftem Festival da und bedanke sich schon nach dem ersten Song bei „everbody grooving and moving people“ fürs Kommen, den die Berner Oberländer tanzten sofort mit bei einem Set, das zu Beginn nicht frei von Fehler der siebenköpfigen Band war, aber Gentlemen war das egal. Er wollte nach zwei Jahren wieder wie die Festivalbesucher das Gefühl vom Bad in der Masse geniessen und war sichtlich gerührt, dass ihm das so schnell gelang.
Seine Stimme ist ja für einen Reggaesänger etwas hoch und leider machte der 1974 geborene Deutsche bald einen Fehler. Nach einer langen Erfolgstrecke veröffentlichte er 2020 das Album „Die blaue Stunde“ mit deutschen Texten und Reggae. Der Hitpardenerfolg blieb aus, trotzdem sang er gleich vier Lieder daraus, zu Themen wie „mein Garten, Stausauger etc“. Das wirkte wie aus Platte komisch und das Publikum tanzte plötzlich nicht mehr, die ausgelassene Sommerstimmung vom Anfang verflog. Auch wirkten die Moderationen zwischendurch etwas gar wirr.

Erst als Gentlemen in seinem 75 minütigen Konzert wieder ins Englische wechselte und die Songs mit internationalen Stars wie Sean Paul oder einer der Bob Marley Söhne ertönten, tanzte das Volk wieder und als er für seine drei Zugaben ins Publikum stieg, gab es für Jung und Alt kein Halten mehr und alle jammten zum Reggae, der irgendwie den Sommer verabschiedete.


Weitere Informationen zum Seasidefestival hier