Mit Sulz unter den Füssen und in T-Shirts fanden sich am Samstag 11000 Zuschauer am neuen Austragungsort Grindelwald Terminal zum Neustart des SnowpenAir ein und Patent Ochsner gewann deren Herzen gegenüber Sunrise Avenue.
Als sich nach den Lokalmatadoren Crazy Mofos und der Walliserin Stefanie Heizmann gegen halb zwei Uhr das Gelände hinter dem Bahnhof Grindelwald Terminal füllte, war der Grundtenor gleich. Das neue Gelände ist praktischer zu erreichen, aber die 11000 Zuschauer waren sehr zusammengepfercht und die Sanitärenanlagen für diese hohe Besucherzahl im oberen Teil liessen zu wünschen übrig, auch ist die Sicht, die nun nicht von oben herab wie auf der kleinen Scheidegg auf die Bühne sondern vom Feld auf die Bühne ist, lässt weniger Sicht zu.
Es ist ihr Jahr. Nach 30 Jahren gabs vor einem Monat den Ritterschlag mit der ersten Schweizer Band bei MTV unplugged, ein Nr. 1 Hitparadenalbum und der heutige Triumph.
Im ausverkauften SnowpenAir war das Publikum bei Patent Ochsner im ersten Drittel verhalten. Zwar zeigte die Band wie raffiniert sie mit Wortspielen umgehen und Kleinode komponieren kann, doch die vielen Bläser wirken eher nervig und noch hielt sich das Publikum mittleren Alters zurück.
Doch dann kam „Elisabeth und Fischer und Belpmoos und Venus vo Bümpliz und Scharlachrot“. Die Hits und Büne Hubers ruhige Art und immer noch kräftige Stimme packten auch den Hintersten auf dem Sulz stehenden Zuschauer. Alle sangen mit und die Frauen tanzten. Mit mehreren Zugaben und einer tiefen Verbeugung und nicht ohne Worte “ auch wenn der Typ im Osten momentan spinnt, lasst euch nie verbiegen oder etwas sagen“ verabschiedete sich Büne Huber und seine Männer.
Bevor zwanzig Minuten später die Finnen rockten, war es so heiss auf dem Gelände wie im Sommer. Einige liefen schon mit Sonnenbrand umher und auch die Sanität musste einige, die zu wenig getrunken hatten, mit Schneepackung von dem Schwindel und Uebelkeit runterkühlen.
Ohne Begrüssung mit einem blau unterlaufenen linken Auge war Samu Haber plötzlich am Mikrofon. Er und seine Mannen waren ja schon Tage vor dem Konzert abgereist und fuhren auf dem wenigen Kunstschnee ins Tal Ski oder feierten lange. Jedenfalls wirkte der Finne müde. Sunset Avenue sind auf Abschiedstournee. Die 2002 gegründete Band löst sich Ende Jahr auf. Waren es Samus Drogenprobleme, das Alter, die mangelnde Inspiration oder die Mündigkeit, die zum Aus der Band führten? Alles möglich, den auch wenn der Gig solide war, die Stimmung nur im vordersten Drittel des Publikums gut und das Publikum von Beginn animiert wurde, war es keinen Höhepunkt. Der Poprock hat viel vom Glanz verloren, ein „Hollywood Hills“ gabs nur einmal und Samu Haber zwar erfreut, dass er nach zwei Jahren wieder spielen konnte, aber Freude ein Rockstar zu sein, sieht anders aus. Er hat sich ja eine Insel nahe Helsinki gekauft, machte bei „the Voice of Germany“ mit, schrieb seine Autobiografie und schien beim Blick auf den Eiger, sich zu fragen, wie sein Leben nun weitergehen soll. Für eine grosse Solokarriere fehlt ihm die Kraft.