Kein anderes Werk hat in den 80ier Jahren als Literatur und Film ein so grosses Publikumsinteresse hervorgerufen wie Umberto Eccos Klostergeschichte „Der Name der Rose“. Nun wird in der Klosterruine Rüeggisberg vom Verein Klostersommer Rüeggisberg eine Theaterfassung vom 29. Juni bis 20. August mit 31 Vorstellung aufgeführt unter der Regie von Oliver Stein.
Oliver Stein, was war Ihre Motivation den Name der Rose aufzuführen?
Das Stück von Umberto Eco ist ein Klassiker der Weltliteratur und passt hervorragend in die Klosterruine mit ihrer langen Geschichte und der besonderen Lage am Jakobsweg. In erster Linie interessiert mich der Kriminalfall – 5 Morde ohne Täter oder Tatwaffe. Darüberhinaus enthält die Bearbeitung von Theo Schmid viele neue Komponenten, u.a. das Frauenkloster. Männer und Frauen in einem klerikalen Umfeld – pikante Liebesgeschichten sind vorprogrammiert. Wir haben dann gemeinsam noch etliche Figuren eingebaut, die dem Stück den nötigen Humor geben, um als Freilichttheater tauglich zu sein und die Zuschauer nicht mit Selbstmordgedanken entlässt.
Welche Aenderungen mussten Sie gegenüber dem Film anbringen?
Bei einem Film hat man den grossen Vorteil, von Situationen und Orten erzählen zu können, die man im Theater mit einem Spielort nur schwer sichtbar machen kann. Die grösste Herausforderung war die ominöse Bibliothek mit ihren versteckten Katakomben, Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Wir konnten das Problem über das Bühnenbild und akustische Hilfsmittel lösen.
Der Film hat eine sehr düstere Grundstimmung und ausser der Rose gibt es nur Männerrollen, was im 21. Jahrhundert nicht wirklich zeitgemäss ist. Ich wollte zum einen ein veraltetes Frauenbild auflösen, was wir mit Hilfe von starken Frauenfiguren geschafft haben, zum anderen war es mir ein Anliegen, auch eine gewisse Leichtigkeit zu transportieren. In jedem Drama muss es Raum zum Lachen geben, so wie eine Komödie auch tiefsinnige, nachdenkliche Momente braucht. Durch die Figuren der faulen und etwas tollpatschigen Knechte, die aber wie die Narrenfigur ungestraft die Wahrheit sagen können, haben wir zwei wunderbare Figuren entwickelt, die immer wieder auftauchen. Aber auch in vielen anderen Szenen gibt es witzige Momente, die alles etwas auflockern. Und schlussamend (ein wunderbares berndeutsches Wort) ist das Ende völlig anders. Mir war es wichtig, dass die Zuschauer mit einem positiven Gefühl entlassen werden.
Welche Herausforderungen gab es vor Ort mit dem Theaterstück an Sie und das Team?
Wir hatten glücklicherweise eine fast regenfreie Probenzeit. Ausserdem waren die Anwohner:innen äusserst kooperativ und unterstützen unser Projekt. Das Produktions- und Schauspielteam war extrem engagiert und mit Freude bei der Arbeit. Insofern war die einzige Herausforderung die Kulisse an sich, die verschiebenen Ebenen der Absiden, das „Gerippe“ statt eines wirklichen Gebäudes und die Auf- und Abgänge, die hinter dem Kloster verdeckt sein müssen. Aber auch das wurde mit Versatzstücken der Bühne und mit Unterstützung eines Gartenbauers gelöst. Was natürlich bei einem Freilichtstück im Sommer immer ein Thema ist: wie erzählt man Nacht, wenn die Sonne auf die Bühne scheint?
Was nehmen Sie persönlich über die lange Zeit der Arbeit an der Name der Rose für sich aus der Erzählung?
Dass Fanatismus zerstört und das Gute eines Gedankens, einer Bewegung oder einer Idee zerdrückt. Ich konnte Einblicke in das Klosterleben gewinnen und habe mich mit den verschiedenen Orden, ihren Regeln und Grundsätzen beschäftigt, was mich immer mehr fasziniert hat. Aber am meisten habe ich – wie immer – aus den Erfahrungen der persönlichen Begegnungen und der Schauspielarbeit gewonnen. Die Erfahrung, dass Ideen, die man theoretisch entwickelt, tatsächlich oft auch in der Praxis funktionieren. Und letztendlich die Freude, von Grund auf ein grosses Projekt mit über 50 Beteiligten zu stemmen, mit all den Details, Fragen und Herausforderungen, die Kreativität und Flexibilität erfordern – von allen Beteiligten.
Eine Kritik von der Premiere folgt.
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