Anders als in der Erzählung „Eiszeit, Auszeit“, wo Doktor Clagüra aus Dänemark in seine alte Heimat um Cinous-chel gereist ist, um sich eine Auszeit zu gönnen und eine Nachricht vom Tod eines Bekannten ihn durcheinanderbringt, ist sein 80-jähriger Autor Romedi Arquint beim Zwischenhalt in Bern frisch verliebt und auf dem Weg in den Norden.
Aus dem tiefverschneiten Engadin kommend, treffen wir uns im Bern, wo Sie als wissenschaftlicher Adjunkt beim Bundesamt für Kultur gearbeitet haben. Ist das Buch „Eiszeit, Auszeit“ eine verstecktes Tagebuch?
Es ist ein Rückblick von einem pensionierten Gymi-Lehrer auf seine Kindheit, Jugend und eine amouröse Todessünde. Ich verstecke mich bei der Hauptsache des Buches dahinter und der Rest wurde bei grossem Schnee innerhalb einer Woche geschrieben.
Ihre Heimat ist das Engadin um Zuoz, aber Sie haben auch eine enge Beziehung zu Dänemark, warum?
Weil mich eine Dänin in Zürich, wo ich Theologie studiert habe, aus meiner sexuellen Tabuisierung befreit habt. Ich heiratete sie und leider ist sie vor sieben Jahren verstorben. Wir hatten und haben ein Haus am Meer in Dänemark, wo ich jetzt hinfahre mit meiner Tochter. Ich habe mich dort neu in eine Dänin meines Alters verliebt. (Wir lachen)
Der Schweizer Buchpreis ist an „Blutbuch“ von Kim de l`Horizon verliehen worden. Interessiert Sie dieses aktuelles Buch oder haben Sie Ihre Klassiker?
Ich bin eine Leseratte und sehr inspiriert von den nordischen Schriftstellern. Mich interessieren nicht die Krimis sondern die autofiktionalen Romane von dort. Sie haben oft wie ich meine Einstellungen, Beobachtungen, das Zurückschauen und das Leben laufen lassen, so langweilig es manchmal auch sein kann. Bei den Schweizern sind der Dürrenmatt, Bichsel meine Vorbilder.
Erstaunlich und ich dachte bei den Vorbildern, ist es Adalbert Stifter mit seinen Naturbeobachtungen?
Er macht etwas, was mir nicht passt, er romantisiert. Ich schreibe eher nüchtern. Ich bin ein protestantischer Mensch, der seine Gefühle verlernt hat ernst zu nehmen. Ich bin über der Gefühlswert, der diese nur in der Nebenzeile beschreibt.
Wie würden Sie Ihren Charakter beschreiben als 80-jähriger Mann?
Ich sehe mich als einer, der seine Sturm und Drang Phase abgelegt hat. Ich habe bis 70 Jahren politisiert und mich sehr gegen den Zweitwohnungsbau eingesetzt. Ich war in Bundesbern und war nie Mitglied des Schriftstellerverbandes Graubündens. Mit 70 Jahren begann ich zuerst auf Deutsch, dann auf Rätoromanisch zu schreiben. Ich schreibe und lebe, ich geniesse das Meer und das enge Engadin, wo jeder dem anderen auf die Finger schaut.
Was macht der Romedi Arquint ausser dem Schreiben und die Liebe zu geniessen in seiner Freizeit?
Im Frühling, Herbst ist E-Bike angesagt. Im Sommer bin ich jeden Tag im Meer. Lese viel und verliebe mich, wie sie nun wissen, immer noch. An Weihnachten gibt es Gans und Milchreis als Dessert und ich kann mein Dänisch wieder gebrauchen. Ein Wanderer bin ich nicht, da wurde mir als Bueb, der jeden Sonntag auf die Berge steigen musste, die Freude daran genommen.
Das Buch Romedi Arquint „Eiszeit, Auszeit“ ist im Antium Verlag erschienen.
Weitere Informationen zum Buch Romedi Arquint hier